Heute gibt es wieder einen Filmtipp – keine Neuerscheinung, sondern aus dem Jahr 2011. Letztens erst entdeckt und einfach wunderbar! Der Film „The Help“ basiert auf dem teils autobiographischen Roman von Kathryn Stockett. Im Roman, wie auch im Film nehmen gleich drei Frauen die Protagonistinnenrolle ein: die beiden afroamerikanischen Dienstmädchen Aibileen und Minny und die angehende weisse Journalistin Skeeter.
Die Story – die Guten, die Bösen und zwei Frauen dazwischen
Jackson, Mississippi der frühen 60er Jahre: Skeeter ist eine junge, weisse, reiche Frau, die nach ihrem Studium nach Jackson, Mississippi zu ihrer krebskranken Mutter zurückkehrt und sich auf Jobsuche begibt. Ihre Freundinnen sind ebenfalls weisse Upperclass-Frauen mit rassistischen An- und Absichten, die ihr Glück – im Gegensatz zu Skeeter – im Ehe-, Hausfrauen- und Wohltätigkeitsleben suchen. Über die Besuche bei ihren Freundinnen kommt Skeeter mit den Haushälterinnen Aibileen und später mit Minny in Kontakt. Durch das Leben in der Stadt und ihr Studium hat sie gelernt, über den Tellerrand zu schauen. Ihr Horizont hat sich erweitert und sie beginnt, den Rassismus der Freundinnen zu verachten. Zunächst wünscht sich Skeeter von Aibileen lediglich die Hilfe für eine Haushaltskolumne für die Lokalzeitung. Jedoch erweitert sie schnell ihre journalistischen Absichten und beginnt mit einem Buch über das Leben der Dienstmädchen aus Jackson. Hierfür interviewt sie diese nach und nach.
Dies ist der Startschuss dafür, dass die Zuschauer*innen nun viel über Aibileen und Minny erfahren. Aibileen ist Haushälterin und versorgt liebevoll die Kinder der reichen, weissen Familien. Ihre Freundin Minny, die im Gegensatz zu Aibileen mit ihrer Meinung schwer „hinter’m Berg“ halten kann (und will!), arbeitet ebenfalls als Haushälterin. Sie muss aufgrund ihrer Äußerungen immer wieder die Familien wechseln und um Anstellungen kämpfen. Diese drei Frauen stehen im Film für Mut und eine unglaubliche charakterliche Stärke (vor allem Minny!).
Auf der Seite der Bösen stehen die Widersacherinnen der drei Frauen. Erst Freundinnen von Skeeter, später Feindinnen. Als Vorzeigefigur dient Hilly, eine Kindheitsfreundin Skeeters. Hilly ist überzeugte Rassistin und versucht durch ihre Initiative für separate Toiletten für das afroamerikanische Personal politischen Einfluss in Jackson zu gewinnen. Sie gibt sich große Mühe, ihre Freundinnen für ihre rassistische Meinungsmache zu gewinnen und setzt alles daran, die Oberhand zu behalten. Zugleich veranstaltet sie Wohltätigkeitsveranstaltungen für „die armen Kinder in Afrika“.
Irgendwo dazwischen stehen die Mutter von Skeeter und Celia. Skeeters Mutter scheint eine kalte, nach Ansehen heischende Frau zu sein, die alles dran setzt, ihre Tochter endlich zu verheiraten. Gegen Ende des Films lernt die Zuschauer*in aber auch eine andere, sanfte Seite von ihr kennen. In einem Rückblick wird die eigentlich sehr schöne Freundschaft zwischen ihr und ihrer Haushälterin gezeigt, die sie aber aus opportunistischen Gründen verrät. Hinzu kommt Celia, die noch neu in der Stadt ist und aus persönlichen Gründen in eine Außenseiterinnen-Rolle gerät. Letztendlich ist sie es, die nicht zwischen den Hautfarben trennt, weder im Guten noch im Bösen, und ihre Emotionen offen zeigt.
Gedanken zu „The Help“
Trotz guter Absicht ist es ein Film aus weisser Sichtweise mit einer weissen Hauptdarstellerin, die die beiden anderen Protagonistinnen überschattet. Da ich den Roman nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, ob dieser Fauxpas eine filmische Fehldarstellung oder schon in der Romanvorlage aufzufinden ist.
Im Film geht es ganz hollywood-like um gut und böse und selbstverständlich siegen „die Guten“. Die Story ist zugegebenermaßen hin und wieder eindimensional und auch mit der Klischeekeule wird ordentlich draufgehauen. Dennoch glaube ich, dass die politische Stimmungsmache in diesem Film gut erfasst und die Doppelmoral der weissen Upperclass realistisch eingefangen wurde. Die gesellschaftliche und politische Vieldimensionalität in etwas mehr als einen zweistündigen Spielfilm zu verpacken, ist schwer und wenn dieses gelingt, läuft es Gefahr, elitär zu werden. Es ist eben kein Independent-Film, sondern „made in Hollywood“. Dafür finde ich den Film entgegen aller Kritiken mehr als gelungen und empfehle ihn gerne an euch weiter!
Janina Bartmann
Mehr von Janina findet ihr auf ihrem Blog „Inouïe!“
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