Dies ist das dritte Interview in unserer Reihe zum Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Praxis“. Zu diesem Thema wollen wir mehrere Frauen in verschiedenen Altersgruppen und aus verschiedenen Arbeitsgebieten befragen, wie sie Arbeit und Kinder unter einen Hut gebracht haben oder bringen. Interview #1 und #2 könnt ihr hier auch nachlesen.
Unsere heutige Interviewpartnerin ist Nadine Hellmold. Die gelernte Sachbearbeiterin hat lange in der Logistik gearbeitet, zuletzt als Gesellschafterin und Mitgründerin eines mittelständischen Unternehmens in eben dieser Branche. Seit September, nach einem Jahr Elternzeit, ist sie als Personalberaterin in einem Bremer Unternehmen tätig. Nadine, heute 39 Jahre alt, lebt mit ihrer fast zweijährigen Tochter und ihrem Mann in Ganderkesee.
Was, beziehungsweise auch wer, hat geholfen, die Vereinbarkeit umzusetzen?
Also zum einen natürlich mein Mann, der mich so gut wie es geht unterstützt, wobei es bei uns relativ schwierig ist, weil er auch sehr viel im Vertrieb und auswärts unterwegs ist und wir dann schon eine Menge Organisation an den Tag legen müssen, um das alles so hinzubekommen. Dann, zum anderen, habe ich eine wunderbare Kindertagesstätte gefunden für unsere Tochter und da bin ich auch sehr froh, dass wir das Glück hatten, unsere Tochter da unterbringen zu können. Und wer natürlich hier auch wahnsinnig unterstützt, ist ja auch mein Arbeitgeberin, die das Schicksal als Mutter teilt und weiß wovon ich spreche.
Was war die Reaktion von Partner, Freunden und Kollegen?
Mein Mann, der kennt mich ja schon von vorher und der unterstützt mich da und er weiß auch wie wichtig das ist, dass ich arbeite. Und die Reaktion war natürlich eine Akzeptanz, und er findet es auch gut, weil ich den Ausgleich dann auch brauche und ich auch sehr gerne arbeite, das ist schon ein Teil von mir auch. Und Freunde sehen das ähnlich, also ich hab niemanden gehört, der gesagt hat: „Nein, bleib lieber zu Hause“. Also ich habe mir schon gut eineinhalb Jahre Zeit gelassen, in der Zeit habe ich mich ausschließlich um das Kind gekümmert. Ich möchte die Zeit auch nicht missen, aber ich glaube es ist für das Kind auch wahnsinnig wichtig, dass sie mit anderen Kindern im Austausch ist. Ich würde auch jeder Mutter empfehlen, das Kind in eine Tageseinrichtung zu geben. Es muss jetzt auch nicht gleich acht Stunden am Tag sein, aber zumindest muss man dem Kind die Möglichkeit geben, sich auch auszutauschen.
Was müsste auf staatlicher Basis oder in Unternehmen geändert werden, damit die Vereinbarkeit noch leichter umsetzbar wird?
Von staatlicher Seite muss ganz viel getan werden. Also ich hatte Glück gehabt, dass ich diese Einrichtung gefunden habe, es ist natürlich auch ein wirtschaftliches Thema. Das ist natürlich dann die andere Sache, dass das alles immer finanziert werden muss. Und überhaupt müssen natürlich viel mehr Einrichtungen geschaffen werden, also nicht jeder hat die Möglichkeit, sein Kind in eine private Einrichtung zu geben. Es wird auch glaube ich ganz schön unterschätzt, dass ein Kind, gerade wenn die Frau dann nicht mehr arbeiten kann, auch wahnsinnig viel Geld kostet. Ich glaube schon, dass viele sich dann wieder überlegen, setzte ich ein Kind in die Welt oder nicht? Und das finde ich wahnsinnig schade, dass auch Kostengründen heutzutage so eine Entscheidung mit beeinflusst wird.
Was für Erfahrungen hast Du daraus mitgenommen? Was für Ratschläge könntest Du anderen Frauen geben?
Wie schon gesagt, finanziell ist es wichtig, dass man da die Eltern unterstützt. Natürlich kann ich jeder Frau nur empfehlen, Kinder zu bekommen, das ist das Größte und das Tollste was es überhaupt gibt. Aber ich würde mir einfach wünschen, dass der Staat da mehr unterstützt und die Kinder sind die Zukunft, das ist, für mich, das wertvollste und wichtigste Gut, was wir hier haben. Und wir müssen das einfach weiter fördern und zusehen, dass wir wieder mehr Nachwuchs haben und der Nachwuchs entsprechend qualitativ hochwertig betreut wird. Es geht wirklich los von der Geburt bis sie aus der Schule heraus sind. Da kann sich gerade Bremen, wirklich auch mal an anderen Bundesländern hin orientieren. Zu gucken: „Was machen die, und was kann man da abkupfern?“
Gibt es noch etwas, was Du gerne hinzufügen würdest?
Also als Fazit würde ich einfach ziehen: Die Kinder sind das wichtigste Gut, was wir haben. Und dass wir auch nicht alleine gelassen werden, dass es vielleicht auch Möglichkeiten gibt mit Patenschaften: Rentner, die vielleicht eine Patenschaft für Kinder übernehmen wollen, in diversen Stadtteilen, dass man auch da eine Entlastung findet, dass man sagt, wenn das Kind mal krank ist und du hast wichtige Termine, und du musst die haben, dass dann jemand da wäre, den man ansprechen kann, das wäre echt klasse.
Kim-Nicola Hofschröer
Chiara meint
Hey, das ist wirklich eine gute Reihe! Die lese ich gerne, da die Interviewpartnerinnen sehr lebensnah wirken und angenehm realistisch denken (Kosten eines Kindes, Unterbringung, Orga etc.), ohne eine irrtümliche Illusion aufzubauen und gleichzeitig predigen sie nicht, dass Kind und Job nicht vereinbar seien.
Sindy meint
Teilzeitstellen vormittags sind sehr gut geeignet, wenn man Kinder hat. Ich hatte bis vor kurzem eine Teilzeitstelle als Sekretärin und habe jetzt ein Geschäft das ich von daheim aus führe und pflege. Heimarbeit an sich ist schon eine tolle Idee, man muss nur die seriösen Anbieter dazu finden, die auch wirklich bezahlen. Deshalb bekommt man bei mir auch Ebooks über Heimarbeit zu kaufen.