Der Tag der Arbeit oder uns heute auch besser bekannt als Maifeiertag blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Der Urspung liegt in den USA und ist heute ein internationaler Feiertag.
Haymarket affair
Um den Ursprung dieses Feiertages zu verstehen, gehen wir auf das Jahr 1886 zurück. Auf den Straßen vieler Orte in den USA herrscht Ausnahmezustand. Tausende Arbeiter_innen sind einem Streikaufruf gefolgt – sie sind auf die Straße gegangen, um für einen Acht-Stunden-Arbeitstag zu kämpfen. Die Laufbänder und Schornsteine der Fabriken liegen still, aber in den Städten im ganzen Lande haben sich rund 400.000 Beschäftigte mit Bannern und Parolen versammelt. Bisweilen war ein normaler Arbeitstag rund zehn bis dreizehn Stunden lang, um zu demonstrieren, musste man die Arbeit liegen lassen, da man sonst keine Zeit dazu fand. Auch in Chicago haben sich die Massen versammelt, um auf dem Haymarket für mehr Stunden außerhalb von Fabrikhallen und Firmengeländen zu kämpfen. Doch plötzlich, in mitten der bisher friedlichen Demonstration zündet ein Unbekannter eine Bombe – die Situation eskaliert. Menschen rennen panisch durcheinander und Polizisten schießen in die Menge, um die Kontrolle zurück zu gewinnen. Dutzende Demonstrant_innen und Polizisten werden verletzt, ein Polizist stirbt noch direkt am Ort, sechs seiner Kollegen später im Krankenhaus.
Für die Aufklärung der Katastrophe werden schnell Verantwortliche gefunden. Die Polizei beschuldigt vor allen Dingen systemkritische Personen, die in die Demonstration in irgendeiner Form verwickelt scheinen – Anarchist_innen sollen die Bombe gezündet und auf die Polizisten geworfen, Sozialist_innen zu der Demonstration aufgerufen und Gewerkschafter_innen die Arbeiterschaft aufgestachelt haben. Vor Gericht werden die Ereignisse dieses Tages unter dem Namen „Haymarket affair“ verhandelt. Sieben Personen werden im Prozess zum Tode verurteilt, darunter auch Herausgeber der Arbeiterzeitung Artur Spiess, welcher mit Hilfe von Zeitung und Flugblättern den Streikaufruf initiiert hat.
Moving Day
Weshalb die Demonstration gerade am 1. Mai stattfand, wurde nie abschließend festgestellt. Historiker vermuten allerdings, dass die Demonstration gezielt auf das Datum des „Moving Days“ fallen sollte. In den USA werden am 1. Mai traditionell alte Arbeitsverträge aufgehoben und neue abgeschlossen. Das Ziel der Streikenden mag darin gelegen haben die acht-Stunden Regelung bereits in die neuen Verträge mit aufzunehmen.
Die Nationalsozialist_innen und Gewerkschaften
In Deutschland wird der 1. Mai 1933 unter den Nationalsozialist_innen zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Im gleichen Atemzug zerschlagen die Nationalsozialist_innen die freien Gewerkschaften. Ein Auszug aus Goebbels Tagebuch verrät, dass ein ganz anderer Plan durch die Errichtung des Feiertages verfolgt wurde. „Am 1. Mai wird es ganz groß. Am 2. Mai werden wir dann die Gewerkschaftshäuser besetzen.“ Die Nationalsozialist_innen fürchteten den Einfluss der Gewerkschaften auf die Arbeiterschaft. Gewerkschaftshäuser wurden besetzt und geplündert und viele der leitenden Persönlichkeiten verhaftet oder ins Konzentrationslager gesteckt. Den Feiertag gab man dem Volk, das wofür er eigentlich stand, nahm man ihm im gleichen Atemzug.
Seit jeher jedoch lassen die Menschen an diesem Tag die Arbeit liegen, nur der Name hat sich im laufe der Zeit vom Tag der nationalen Arbeit, über de Nationalen Feiertag des deutschen Volkes bis hin zum Tag der Arbeit oder auch umgangssprachlich Maifeiertag gewandelt.
Auch mehr als 120 Jahre später wird der 1. Mai weltweit als Datum für Demonstrationen genutzt. Die Akteure stammen vielfach aus ähnlichen Gruppierungen wie damals – bekennende Sozialist_innen, Linke, Gewerkschafter_innen und autonome Gruppen gehen an diesem Tag auf die Straße. Die Forderungen der Demonstrierenden sind im 21. Jahrhundert jedoch deutlich weitreichender, längst steht der „Arbeiterkampftag“ nicht mehr ausschließlich für Forderungen von besseren Arbeitsbedingungen. Die Forderungen reichen von Sicherheit über Renten bis hinzu mehr Rechten von Asylsuchenden. Für viele Demonstrant_innen ist der 1. Mai mittlerweile ein Tag, an dem es allgemein um den Wunsch nach mehr Gerechtigkeit geht. In Berlin haben sich auch in diesem Jahr wieder rund 19.000 Menschen zu Protesten zusammengefunden, eine Rekordzahl von Demonstrierenden seit über 20 Jahren.
Und die Menschen, die an diesem Tag weder arbeiten noch demonstrieren, nutzen den Tag dazu, um auf das sogenannte Frühlingserwachen anzustoßen.
Jana Holtkamp
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