Wann habt ihr das letzte Mal eigentlich einen handgeschriebenen Brief verschickt? Oder im Urlaub eine Postkarte am Kiosk gekauft und an eine*n liebe*n Freund*In versendet? In Zeiten von Twitter, Facebook und WhatsApp reicht die Zeit offenbar nur noch für einzeilige Posts, einen unkommentierten Schnappschuss oder auch einfach nur ein Emoji. Irgendwie traurig, dass sich so gar keiner mehr Mühe gibt.
Dabei ist das Gefühl so schön, das man bekommt, wenn man unverhofft eine Postkarte von einer Freundin oder einem Freund aus dem Briefkasten holt. Klar, Twitter-Posts und WhatsApp-Nachrichten sind billiger und auch ergiebiger, wenn man sie an mehrere Leute gleichzeitig schickt. Aber mit einer Postkarte zeigt man doch, dass man an den*die Empfänger*In gedacht hat. Man hat schließlich sorgfältig das schönste Motiv ausgewählt und darüber nachgedacht, was man von sich mitteilen möchte.
Wenn ihr findet, dass handschriftliche Kommunikation nicht aussterben sollte und gerne Eindrücke aus fremden und/oder fernen Ländern und Kulturkreisen sammelt, dann solltet ihr euch einmal das Projekt Postcrossing.com anschauen!
Dabei handelt es sich um eine Online-Plattform, bei der man sich registrieren kann, um dann mit anderen User*Innen weltweit in einen Austausch per Postkarten zu kommen.
2005 hat der Portugiese Paulo Magalhães die Website als Projekt neben seinem Studium gestartet. Seine Absicht war es, die Menschen miteinander zu vernetzen, und zwar unabhängig von ihrem Aufenthaltsort, ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Ethnie oder ihrem Glauben.
„Postcrossing brings many people together, making the world a smaller and happier place – one postcard at a time.“
Seit seiner Anfangszeit hat das Projekt durch zahlreiche Zeitungs- und Zeitschriftenartikel oder Blogs in den verschiedensten Sprachen Aufmerksamkeit erregt. Einige Postcrosser, also registrierte Nutzer*innen der Seite, treffen sich zudem seit Jahren immer mal wieder bei gemeinsamen Treffen und reisen dazu teilweise um die halbe Welt. Den User*Innen gefällt, dass sie durch den Austausch über Postcrossing viel über andere Kulturen und Sprachen lernen oder mitunter sogar richtige (Brief-) Freundschaften entstehen.
https://www.youtube.com/watch?v=rU_f2rvkKyo
Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass sowohl die Mitgliederzahlen als auch die Zahl der versendeten Postkarten seit Jahren rasant steigt. Schon drei Jahre nach dem Start von Postcrossing wurde die millionste Postkarte registriert. Vier Jahre darauf die zehnmillionste Karte. Aktuell sind über 45 Millionen Postkarten verschickt worden. Die Zahl der Mitglieder liegt im Moment bei etwa 717 000 – aus 213 Ländern!
Für einen guten Zweck
Seit 2013 kollaboriert Postcrossing jährlich mit der Deutschen Post für einen guten Zweck. Für jede Postkarte, die im Dezember über Postcrossing von Deutschland aus versendet wird oder in Deutschland ankommt, spendet die Deutsche Post zehn Cent an eine gemeinnützige Organisation. Aktuell ist diese Aktion immer noch gültig. Alle Postkarten, die bis Ende Februar 2018 noch registriert werden, tragen zu einer Spende für die „Stiftung Lesen“ bei.
Wie Postcrossing nun genau geht, erfahrt ihr auf der Website. Die nötigen Schritte sind überschaubar. Das Reizvolle an der Aktion ist auch der Überraschungseffekt. Sobald die erste eigens verschickte Postkarte angekommen ist und registriert wurde, bekommt man selbst bald eine Karte zugeschickt. Wann die Karte eintrifft und aus welchem Teil der Welt die stammt, weiß man dabei vorher nicht!
Zehn der schönsten Geschichten, zu denen es in der Postcrossing-Community kam, hat die Deutsche Post 2015 zum zehnjährigen Jubiläum des Projektes zusammengefasst.
Juliane Hentschel
Clemens | Travellersarchive.de meint
Eine sehr sehr tolle Sache. Es lebe die Postkarte!