Ende des Jahres 2014 sind die Kampftruppen aus Afghanistan abgezogen, es bleiben ausländische Soldaten, die für die Ausbildung von Polizei und Militär zuständig sein sollen. Die Taliban haben angekündigt, dass sie die Machtübernahme anstreben und sie machen das mit Terror deutlich. Diesem Terror sind vor allem auch Polizisten ausgesetzt.
Was das für die Situation der Frauen bedeutet, mag frau sich kaum vorstellen, wenn man bedenkt, dass in den letzten Jahren Attentate auf eine Reihe engagierter Frauen durchgeführt wurden.
In den letzten Jahren konnte zwar hinsichtlich der Teilhabe der Frauen am gesellschaftlichen Leben einiges erreicht werden – so können viele Mädchen Schulen besuchen, Frauen sind in den Medien beschäftigt und sie können studieren und wurden Politikerinnen und auch Polizistinnen.
Fast 90 Prozent aller Afghaninnen sind Opfer von Gewalt
Jedoch konnte die patriarchale Ideologie, die den Männern noch immer das Vorrecht der Bestimmung über das Leben der Frauen einräumt, kaum zurückgedrängt werden. Nach wie vor entscheiden Männer (Väter und Brüder) über Zeitpunkt der Eheschließung und die Auswahl des Ehepartners. Die Exekutivdirektorin der Organisation „UN Women“, Phumzile Mlambo-Ngcuka, sieht Frauen in Afghanistan auf allen Gebieten nach wie vor im Hintertreffen: in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt oder in der Politik. Der Südafrikanerin zufolge sind fast 90 Prozent aller Afghaninnen Opfer von Gewalt geworden, wobei sie Gewalt physisch, psychisch, sexuell, wirtschaftlich oder gesellschaftlich auffasst.
Das vorhandene Gesetz zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen wird von den männlichen Richtern weitgehend ignoriert. 70 – 80 Prozent aller Ehen werden unter Zwang geschlossen und obwohl das afghanische Gesetz als Mindestalter für eine Eheschließung 16 Jahre vorschreibt, werden viele Frauen unter dieser Altersgrenze verheiratet. Ehescheidungen sind zwar möglich, aber sie werden durch eine Gesetzesänderung, die 2014 in Kraft trat, erschwert: Bei einem Scheidungsprozess dürfen nun keine Zeugen mehr benannt werden, mit denen die Klägerin verwandt ist. Mehr als die Hälfte der Gefängnisinsassinnen sind wegen sogenannter moralischer Verbrechen inhaftiert: Sie werden wegen Ehebruchs angeklagt, sind aber in den meisten Fällen Opfer von Vergewaltigung oder Zwangsprostitution.
Auch die gesundheitliche Versorgung für Frauen ist nach wie vor extrem schlecht – auf dem Lande gibt es wenig Ärzte und Krankenhäuser, so dass immer noch viele Frauen ihr Kind zu Hause ohne die Unterstützung einer Hebamme zur Welt bringen, die Kindersterblichkeitsrate ist 460 auf 100.000 Geburten, eine der höchsten der Welt.
Es ist also höchst Wachsamkeit geboten und mehr als fraglich ist, wie das Recht der Frauen auf Gleichberechtigung – eine Begründung für den militärischen Einsatz – weiterhin entwickelt werden kann.
Edith Laudowicz
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