Der November ist vorüber und holterdiepolter ist schon die Adventszeit da. Häuser werden mit der alljährlichen Weihnachtsbeleutung geschmückt, Sterne und Monde funkeln in den Straßen der Stadt, Girlanden hangeln sich um Bäume und Regenrinnen. Die Kartons mit der Weihnachtsdekoration werden aus Kellern und Dachböden gekramt, Weihnachtsmärkte verbreiten den Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein und versuchen auch die letzten Menschen in den Bann der Weihnachtsstimmung zu ziehen. Riesige Tannen werden in Eingangshallen und auf Marktplätzen festlich verziert, Tannenzweige zu Kränzen gebunden oder auf Fensterbänken kunstvoll dekoriert.
Überall, wo man hinsieht: Engel, Weihnachtsmänner, Krippen, Sterne, Geschenke, Adventskalender, Kugeln und natürlich Lebkuchen, Spekulatius, Stollen, Mandarinen, Zimt und Plätzchen. Mützen, Schals und Handschuhe sind nicht mehr wegzudenken, auch wenn der Schnee dieses Jahr noch nicht die Landschaft verzaubert hat. In Kaminen und Öfen lodert das Feuer, Weihnachtslieder erklingen in den Geschäften; etliche Wunschlisten an den Weihnachtsmann werden verfasst und abgeschickt. Es hat den Anschein, als ob sich die Welt auf einmal viel schneller drehen und die Liste, mit den Dingen, die noch erledigt und an die noch gedacht werden muss, sich ständig verlängern würde.
Zeit ist jetzt das magische Wort
Wie jedes Jahr nehme ich mir vor, die Vorweihnachtszeit zu genießen, mir ein wenig mehr Zeit für mich und die Familie zu nehmen und dennoch weiß ich, dass ich auch dieses Mal scheitern werde. Denn nirgends sonst ist die Zeit so knapp wie im Dezember. Ich denke da nicht nur an all die Geschenke, die besorgt werden müssen, für die aber jegliche Idee fehlt und die Kekse, die sich schließlich nicht von allein backen. Die Erinnerung an eine entspannte Weihnachtszeit aus Kindertagen, in denen Sorgen und Zeitdruck keinen Platz hatten, ist noch nicht vollständig verblasst, aber diese Zeit ist längst vorbei. Der Spruch „Weihnachten kommt immer so plötzlich“ passt wie Deckel auf Topf. Ich traue mich kaum, mich auszuruhen und es mir mit einem Buch und einer Tasse Tee gemütlich zu machen, weil schon im nächsten Moment, im nächsten Atemzug das Geschenkpapier in der Ecke liegt, das Festmahl aufgegessen und der Christbaum abgeschmückt ist. Weihnachten kommt nämlich nicht nur schlagartig, sondern geht auch unglaublich schnell wieder.
Was ich bräuchte, wäre ein Monat zwischen November und Dezember, der den Herbst würdevoll ausklingen lässt und den Advent langsam ankündigt und einleitet. Die Welt spielt verrückt gegen Ende des Jahres, aber trotzdem oder gerade deshalb ist der Dezember doch für viele die schönste Zeit im Jahr.
Amélie Schlachter
Glenys meint
Das ist einfach schön!!
Heidemarie meint
Da halte ich stramm dagegen. So z. B. fuhr ich mit meinen Kindern regelmäßig am 23. Dezember zum Schwimmen und plantschen ins Uni-Bad. Da war es leer. Auf dem Rücken liegend ließ ich mich treiben, während meine Mädchen sich amüsierten. Sollen doch alle verrückt spielen. Bei mir kommt das nicht in Frage. So sind alle kleinen Geschenke schon lange gekauft und verpackt. Päckchen und Pakete sind auch ins Ausland versandt und bereits angekommen. Jetzt backe ich nur nach Lust und Laune ein paar Plätzchen, genieße Weihnachtskonzerte und einen täglichen 5-Uhr-Tee mit passendem Gebäck, auch schon mal gekauft. Weihnachtspost (35 Karten!) wird in Etappen vorab geschrieben. Die Adventszeit zieht so gemütlich dahin.