Wie oft wurde deine Wut nicht ernst genommen? Wie oft wurdest du als hysterisch, übersensibel oder unkontrolliert abgestempelt, wenn du wütend warst? Vermutlich fallen vor allem weiblich gelesenen Personen einige Momente ein, in denen ihre Wut weder ernstgenommen noch diskutiert wurde.
In unserer patriarchal geprägten Gesellschaft ist weibliche Wut auch heute noch ein Tabuthema. Männern, die ihre Wut ausdrücken, wird Aufmerksamkeit geschenkt, Auslöser werden wahrgenommen. Weibliche Wut wird hingegen eher mit einer „schwierigen Phase“ des Menstruationszyklus „erklärt“ oder als komplizierte Charaktereigenschaft verstanden.
Mit ihrer Performance Angry Hour geben Tiina Sööt und Dorothea Zeyringer weiblicher Wut eine Bühne. Auf humorvolle Weise präsentieren sie 28 Formen der Wut und stellen klar, dass weibliche Wut sichtbar gemacht werden muss. Ihre Performance ist am ersten April-Wochenende in der schwankhalle Bremen zu sehen.
TERMINE
1. & 2. April /20 Uhr (Freitag und Samstag) in der schwankhalle Bremen, Samstag mit Publikumsgespräch
28 Formen der Wut
Tiina Sööt und Dorothea Zeyringer untersuchen in ihrer englischsprachigen Performance Angry Hour Mythen, Popkultur und Alltag nach Ereignissen, in denen Frauen Wut zeigen. Mit trockenem Humor analysieren die beiden 28 Formen der Wut und stellen eine Toolbox mit Strategien bereit, auf die jede*r zurückgreifen kann wenn er*sie wütend ist. Sie machen sichtbar, welches Ermächtigungspotenzial in weiblicher Wut steckt – aber auch, welche (selbst-) zerstörerischen Kräfte sie freisetzen kann. Egal ob laut, leise, kontrolliert oder impulsiv, gewalttätig oder friedlich – die beiden Performancekünstlerinnen wollen den unterschiedlichen Verhaltensweisen Sichtbarkeit geben und zeigen, dass jede Wut die Stärke besitzt, Veränderung zu bewirken.
„Die Performance möchte zeigen, dass die Wut von Frauen nicht verändert, sondern sichtbar gemacht werden muss.“ Sööt/Zeyringer
Wut im Patriarchat
Auslösend für ihre persönliche Wut ist vor allem Ungerechtigkeit, sagen die beiden in einem Interview der schwankhalle. Sie kritisieren, den Umgang vieler Männer mit ihrer eignen und die immer noch andauernde Tabuisierung weiblicher Wut:
„Weibliche Wut ist eine Bedrohung für das Patriarchat [..], ihr wird nur ungern Raum und Aufmerksamkeit zugesprochen.“ Sööt/Zeyringer
Sööt/Zeydringer
Die beiden Künstlerinnen arbeiten seit 2012 gemeinsam in Wien und konzipieren Performances, die sich an der Schnittstelle von Bildender Kunst, Tanz und Theater bewegen. Ihre Arbeiten, die auf poetische und humorvolle Weise gesellschaftsrelevante und persönliche Themen analysieren, wurden unter anderem im brut Wien, Schauspiel Köln und National Dance Center Bucharest gezeigt. 2019-20 waren Sööt/Zeyringer Teil von Freischwimmen – einer internationalen Austausch- und Produktionsplattform für junge Künstler:innen.
Ihre Performance Angry Hour ist Teil des Themenschwerpunkts >unterdiehaut< der schwankhalle Bremen, der im März und April intensive Gefühle fokussiert. Es geht darum, wie sich starke Gefühle in unsere Körper einschreiben und umgekehrt auch, welche Gefühle unsere Körper auslösen, wenn sie sich ungefragt in den Vordergrund drängen.
KONZEPT & PERFORMANCE Tiina Sööt, Dorothea Zeyringer
KÜNSTLERISCHE MITARBEIT Nora Jacobs, Emilia Lichtenwagner
KOSTÜM & GRAFIKDESIGN Daniela Grabosch
TECHNISCHE ASSISTENZ Claudia Lomoschitz
Teresa
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