Die Liste der Raumfahrer*innen ist lang, insgesamt umfasst sie über 500 Namen. Von denen sind allerdings nur 10 Prozent Frauen – eine erschreckend geringe Zahl. Auf der ISS waren schon 37 Frauen, die insgesamt an 94 Einsätzen teilnahmen. Fünf Frauen wollen wir euch heute vorstellen, die herausstechen. Sie stammen aus fünf verschiedenen Ländern und wenn sie auch nicht alle Astronautinnen sind, so verbindet sie doch der Flug ins All.
Walentina Tereschkowa
Die allererste Frau im Weltraum stellen wir euch natürlich als Erstes vor. Walentina Wladimirowna Tereschkowa flog damals als sowjetische Kosmonautin 1963 ins All. Erst fast 20 Jahre später folgte ihr die nächste Frau, Swetlana Sawizkaja, eine ebenfalls ehemalige sowjetische Kosmonautin.
Vor ihrer Weltraumlaufbahn arbeitete Walentina zunächst als Schneiderin und Büglerin und erlernte dann den Beruf der Technikerin. Ihre Begeisterung fürs Fallschirmspringen brachte sie dann zur Ausbildung als Kosmonautin (sowjetische/russische Raumfahrerin). Als Vorbild diente ihr Juri Gargarin, der erste Mensch im Weltraum. Zu dieser Zeit wetteiferten die USA und Sowjetunion um Erfolge im All. Walentina interessierte sich genau zur richtigen Zeit für eine Weltraummission, denn nach dem ersten Menschen im All, wollte die Sowjetunion nun auch die erste Frau lossenden. Offiziell sollte erforscht werden wie sich die Schwerelosigkeit auf das weibliche Geschlecht auswirkt.
Mit der Wostok 6 startet Tereschkowa am 16.Juni 1963 ihre dreitägige Reise ins All. Sie ist die einzige Person, die sich an Bord der Weltraumkapsel befindet. Die Reise bleibt auch ihre einzige ins Weltall. Sie engagiert sich fortan in der Politik.
Ab Mai 1968 ist sie Vorsitzende des Frauenkomitees der UdSSR und später stellvertretende Vorsitzende der Kommission für Erziehung, Wissenschaft und Bildung im Präsidium des Obersten Sowjets. Heute ist Walentina Abgeordnete im Parlament, als Mitglied der Partei Einiges Russland.
Sally Kristen Ride
Sally Kristen Ride ist eine amerikanische Physikerin und Astronautin.
Die erste US-Amerikanerin und die dritte Frau im All ist zudem die jüngste Astronautin, die je ins Weltall reiste, nämlich mit 32. Die jüngste Person im All war sie allerdings nicht. Zum Vergleich: German Titow flog 1961 mit nur 25 Jahren ins All.
Sie hat einen Bachelorabschluss in Englisch und Physik, sowie ihren Master und Doktor in Physik an der Stanford University abgeschlossen. Ihre Expertise waren Astrophysik und Freie-Elektronen-Laser.
Als Ride 1978 das Astronaut*innentraining begann, hatte die NASA erstmals auch Frauen in die Astronaut*innengruppe angenommen. Bei NASA betreute sie zwei Weltraummissionen und entwarf einen Roboterarm mit. In den Jahren 1983 und 1984 flog sie mit der Raumfähre Challenger ins Weltall. Sie wäre mit einem weiteren Flug auf Challenger gestartet, doch leider ist das Space Shuttle 1986 kurz nach dem Start zerbrochen. Es kamen alle Besatzungsmitglieder ums Leben. Ride war teil der Untersuchungskommission der Challenger und der Columbia, die 2003 auseinanderbrach.
Nach ihrer Karriere bei NASA wandte sie sich wieder der Astrophysik zu und wurde Professorin für Physik an der University of California. Außerdem gründete sie das Unternehmen Sally Ride Science und schrieb sechs Kinderbücher zu Weltraumthemen.
Sie starb 2012 und wurde 2013 posthum mit der Presidential Medal of Freedom von Präsident Obama geehrt.
Helen Patricia Sharman
Helen Patricia Sharman war eine britische Chemikerin und Astronautin. Sie war die erste Person aus Großbritannien und die erste Europäerin im All.
Nach ihrem Doktor in Chemie arbeitete sie erst als Ingenieurin in London und dann als Lebensmittelchemikerin für Mars Incorporated, das Unternehmen um den bekannten Schokoladenriegel.
Im November 1989 folgte sie einem Aufruf zu potentiellen Astronaut*innen im Radio und setzte sich gegen über 13.000 Bewerber*innen durch.
1991 startete sie mit zwei sowjetischen Kosmonauten von der Sowjetunion aus ins All. Ihre Mission dauerte acht Tage an, währenddessen sie medizinische, chemische und landwirtschaftliche Tests an Bord des Shuttles durchführte.
Nach ihrem Flug ins All hielt sie naturwissenschaftliche Vorträge und schrieb eine Autobiografie sowie ein Kinderbuch über den Weltraum. Schon während ihres Aufenthalts in der Sojuskapsel und der Mir Station richtete sie sich an ein jüngeres Publikum. So sprach sie übers Radio zu britischen Schüler*innen. Auch danach und heute macht sie Interviews und hält Vorträge an Schulen rund um das Weltall.
“We should push forward not only our own individual boundaries, but also the boundaries of what humans believe is possible. People are the biggest limitations in our own lives.“
Anousheh Ansari, geb. Rassiyan
Die amerikanisch-iranische Unternehmerin ist die einzige Iranerin, die jemals im Weltall war, sowie die erste Weltraumtouristin und erste Muslimin im All.
Als junge Frau wanderte sie vom Iran in die USA aus, um Naturwissenschaften zu studieren. Ein Studium war zu der Zeit im Iran nicht möglich, weil alle Universitäten geschlossen waren. In Fairfax, Virgina, studierte sie Elektrotechnik und Informatik und in Washington D.C. schloss sie ihr Masterdiplom in Elektrotechnik ab. Sie strebt zur Zeit einen Master in Astronomie an der University of Technology in Melbourne, Australien, an.
2006 wurde sie als Ersatzbesatzung des Sojusraumschiffs zur ISS einberufen und trainierte für einen möglichen Flug. Der Japaner Daisuke Enomoto wurde aus gesundheitlichen Gründen schließlich aus der Mannschaft genommen. So flog Ansari an seiner Stelle als Weltraumtouristin zur ISS. Vor ihr waren bereits drei Männer für rund 16 Millionen Euro als Weltraumtouristen gestartet. Es ist nicht bekannt, wieviel Anousheh Ansari für ihren Flug bezahlt hat. An Bord der Sojuskapsel und der ISS betreute sie medizinische und biologische Experimente.
Liu Yang
Die chinesische Pilotin und Astronautin ist Chinas erste Frau im All.
Nach einem Hochschulabschluss machte sie eine Pilotenausbildung in der chinesischen Armee und wurde Kampfpilotin.
2010 begann sie ein zweijährige Training für das Raumfahrtprogramm. Als Taikonautin, so der Name für eine chinesische Astronautin, startete sie 2012 ins All. Liu Yang flog am 16. Juni 2012, also genau 49 Jahre nach der ersten Frau im All, Walentina Tereschkowa. Während ihres zwölftägigen Aufenthalts führte Yang Experimente zur Raumfahrtmedizin durch.
Yang war zu dem Zeitpunkt des Raumfahrttrainings bereits verheiratet. Es wird behauptet, dass chinesische Astronautinnen nur ausgesucht werden, wenn sie verheiratet und am besten bereits Kinder bekommen haben. Grund dafür sei die Angst, dass der Flug ins All zu Unfruchtbarkeit führen könnte. Dieser Vorwurf wurde vom China Association Centre dementiert. Es seien keine Voraussetzungen, aber wünschenswerte Faktoren für Astronautinnen.
„I am grateful to the motherland and the people. I feel honored to fly into space on behalf of hundreds of millions of female Chinese citizens.“
Tabea Georgi
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