Wir gratulieren Louise Ebert nachträglich zu ihrem Geburtstag.
Als Ehefrau vom Reichspräsidenten Friedrich Ebert war die geborene Rump, geboren am 23. Februar 1873 in Melchiorshausen/Weyhe, Deutschlands erste First Lady. Sie war eines von fünf Kindern von Amelie und Friedrich Heinrich Rump. Dass Louise einmal die Frau des Präsidenten sein würde, hätte angesichts der ärmlichen Verhältnisse, in denen sie aufwuchs, wohl niemand gedacht. Ihre starke Persönlichkeit rührt wohl von ihrer Mutter, die als Familienoberhaupt ein strenges Regiment führte und für eine solide Grundausbildung sorgte. Als Louise zehn Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie nach Bremen. Mit zwölf verließ sie bereits ihr Elternhaus, um in einem großbürgerlichen Haushalt als Dienstmädchen tätig zu sein.
Von der Fabrik zur „High Society“
Sie arbeitete sich Stück für Stück von ganz unten nach ganz oben. Zunächst verdiente die junge Erwachsene ihr Geld durch das Bekleben von Kisten in einer Tabakfabrik. Nebenher engagierte sie sich zudem für den „Centralverband der in Holzbearbeitungsfabriken und auf Holzplätzen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen“, der die mittlerweile Zwanzigjährige als zweite Vorsitzende wählte. 1894 heiratete sie den Sozialdemokraten Friedrich Ebert und führte die gemeinsame Gaststätte. Mit fünf Kindern siedelte das Ehepaar später nach Berlin um. Die Großfamilie musste starke Verluste einbüßen: zwei Söhne starben im ersten Weltkrieg und auch die einzige Tochter wurde nur 31 Jahre alt.
Ihren Höhepunkt erreichte Louise Ebert, als ihr Ehemann 1919 zum Präsidenten der derzeit bestehenden Weimarer Republik ernannt wurde. Sie wurde nicht nur allein aufgrund der Stellung ihres Mannes akzeptiert, sondern wegen ihrer sympathischen Art, ihrer Natürlichkeit und ihrer würdevollen Ausstrahlung. Bedeutende Persönlichkeiten wie Gerhard Hauptmann, Max Liebermann, Theodor Heuss, Marie Juchacz, Annemarie Renger und Helmut Kohl schätzten sie zudem für ihre Geradlinigkeit.
Mit 52 Jahren verlor sie ihren Ehemann und musste innerhalb Berlins ihren Wohnort wechseln. Sie überstand die NS-Zeit unbeschadet, zog jedoch angesichts des Bombenkrieges in den Schwarzwald, wo sie noch die Anfänge der jungen Bundesrepublik erlebte. Louise Ebert starb 1955 im Alter von 82 Jahren.
Die Bremer frauenseiten möchten dieser Frau gedenken, da ihre Entwicklung von der armen Landarbeitertochter zur angesehenen First Lady bemerkenswert ist. Sie verkörpert emanzipierte Weiblichkeit, da sie sich nicht in den Schatten der Karriere ihres Ehemannes stellte, sondern selbstständig agierte und mit ihrer starken Persönlichkeit hohe Anerkennung erzielte.
Quellen:
- http://www.melchiorshausen.de/menschen/louise-ebert-ein-maedchen-aus-melchiorshausen/
- http://www.bremer-frauenmuseum.de/frauenhandbuch/ebert.html
Julika Wagner
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