Die weißen Männer in Deutschland sind in Aufruhr. Wie kann Olaf Scholz es auch nur wagen, ihre Männervereine als diskriminierend zu bezeichnen! Ihnen das Vereinsrecht abzuerkennen, wenn sie keine Frauen aufnehmen wollen. All die soziale Arbeit und ihre Leistungen für die (männliche) Gesellschaft – all das wird es bald nicht mehr geben. Tragisch, ich weiß.
Die Diskussion im Netz
Wie ich mich durch die vielen Kommentare unter Tweets und Artikeln zum Thema wälze, könnte ich glatt davon ausgehen, dass Männern jeglicher Sinn im Leben genommen wird. Da wird der historische Männerchor schon begraben, Stammtische werden in die Diskussion gezogen, obwohl sie gar nichts damit zu tun haben – und von Schützen- und Karnevalsvereinen will ich gar nicht erst anfangen. Das Totschlag-Argument „Das haben wir immer schon so gemacht!“ wird reichlich ausgeteilt.
Natürlich darf ich nicht die „Spießumdreher“ vergessen “Ja, aber bei Frauenvereinen muss das genauso gemacht werden.“ Männer echauffieren sich im Zuge dessen darüber, dass in Frauen- und Mädchenhäusern zum Teil Männern der Zutritt verwehrt wird oder es Frauentage in der Sauna gibt. Das Groteskeste war eine Forderung, dass alle gemeinnützigen sozialen Angebote, die sich ausschließlich an Benachteiligte wenden, eingestellt werden müssen. Ja, richtig gelesen: Sozial besser Gestellte haben das gleiche Recht auf spezielle Förderung, die eigentlich dafür da ist, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen und nicht nur zu verschieben. Die Gleichstellung einer Schutzorganisationen mit einem Karnevalsverein führt die Diskussion ad absurdum.
Und wofür das Ganze? Dass man(n) sich vehement wehrt im 21. Jahrhundert anzukommen. Sie haben es einfach nicht verstanden, dass es für Frauen und viele andere Menschen eine andere Realität in unserer Gesellschaft gibt. Dass wir tagtäglich mit Diskriminierung und Benachteiligung zu kämpfen haben. Sie sehen nicht, dass das patriarchalische System grundsätzlich nur Männer bevorzugt und es macht ihnen Angst diese Sonderstellung aufzugeben. Neben der moralischen Komponente gibt es außerdem ein Urteil vom Bundesfinanzhof von 2017 in dem unter Anderem steht: „Da zur Allgemeinheit sowohl Männer als auch Frauen gehörten, sei eine sachgrundlose Ungleichbehandlung der Geschlechter gemeinnützigkeitsschädlich. Sowohl Männer als auch Frauen dürften ohne sachlichen Grund nicht von der Mitgliedschaft ausgeschlossen werden.“
Und nun?
Was ist so schlimm daran sich zu öffnen? Wieso muss erst ein Gesetz kommen, das die Vereine dazu zwingt, sich zu öffnen? Es ist ja nicht so, dass Frauen in geheimen Treffen planen, den Männerchor zu infiltrieren, um ihn anschließend zu demontieren. Ich habe bisher auch noch niemanden über trans Personen reden gehört, denn es geht nicht nur um Mann und Frau. Sollte die Förderung der Allgemeinheit durch Vereine nicht prinzipiell geschlechtsunabhängig sein?
Also liebe Männer, habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass, wenn ihr euch öffnet, es zu einer Bereicherung kommen kann? Dass ein Blick über den Tellerrand nicht schaden kann? Dass auch andere Menschen genauso gut in den Schützenverein passen wie ihr? Es gibt auch Vereine, die sich schon geöffnet haben und die Ausschlussklausel aus ihrer Satzung entfernt haben. Sie haben gemerkt, dass das Wort „Tradition“ oft mit patriarchalischer Diskriminierung einhergeht und damit gebrochen werden muss.
Frau Schulze
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