Bauchgefühl. Nachdem ich lange über diesem Wort gebrütet, es angestarrt, ausgesprochen und schließlich aufgeschrieben hatte, habe ich zum Duden gegriffen:
„Bauchgefühl, das. Wortart: Substantiv, Neutrum. Worttrennung: Bauch|ge|fühl. Bedeutung: emotionale, nicht vom Verstand geleitete Einschätzung; Intuition. Beispiel: auf sein Bauchgefühl hören, vertrauen.“
Intuition. Ein schönes Wort in meinen Ohren. Aber was genau ist dieser Impuls, woher kommt die innere Stimme, die uns – mehr oder weniger – oft stundenlanges Abwägen erspart?
Der kanadisch-US-amerikanische Psychiater Eric Berne formulierte seine Definition 1991 folgendermaßen:
„Eine Intuition ist Wissen, das auf Erfahrung beruht und durch direkten Kontakt mit dem Wahrgenommenen erworben wird, ohne dass der intuitiv Wahrnehmende sich oder anderen genau erklären kann, wie er zu der Schlussfolgerung gekommen ist.“ (aus: „Intuition in der professionellen Begegnung„, Institut für systemische Beratung)
Demnach entstehen diese intuitiven Gedanken vollkommen unbewusst und können nicht rational erklärt werden. Intuition kann als eine Art Urteil gesehen werden, das allein durch den Kontakt zwischen Objekt und Beobachter entsteht. Obwohl die Herkunft unbekannt ist und dieses Bauchgefühl möglicherweise nicht konkret in Worte gefasst werden kann, äußert sich die Intuition in Handlungen, wenn dem Bachgefühl nachgegangen wird. Intuition wird daher auch als „Handlungswissen“ bezeichnet.
„Intuition ist der eigenartige Instinkt, der einer Frau sagt, dass sie Recht hat, gleichgültig, ob das stimmt oder nicht.“ (Oscar Wilde)
Dieses Zitat ist hoffentlich nicht ganz ernst gemeint. Und dennoch wird gesagt, Frauen besäßen mehr Intuition als Männer, die sogenannte „weibliche Intuition“. Aber was steckt hinter dem Klischee des sechsten Sinnes der Frauen?
Der britische Psychologieprofessors Richard Wiseman wollte diesem Phänomen auf den Grund gehen und führte 2005 eine Studie an 15000 Menschen durch. Vor dem Versuch wurden die Frauen und Männer zur Selbsteinschätzung befragt: 77 Prozent der Frauen sahen sich selbst als sehr intuitiv an, bei den Männern waren es lediglich 58 Prozent. Es wurden Fotos von Menschen gezeigt, die entweder ein echtes oder ein unechtes Lächeln tragen, den Versuchspersonen galt es, intuitiv zu erkennen, welche Menschen ihr Lächeln nur vortäuschen. Das Experiment ergab, dass der männliche Anteil in 76 Prozent der Fälle das falsche Lächeln erkannte, die Frauen entdeckten es mit nur 67 Prozent.
Ob das nun bedeutet, dass die weibliche Intuition nur ein Mythos ist oder dass die Männer sich mehr auf diesen Impuls verlassen, bleibt jeder und jedem zur Interpretation selbst überlassen.
Und nun noch letzte weise Worte vonseiten Albert Einsteins:
„Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, dass wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen.“
Vielleicht hat er Recht und wir sollten etwas mehr auf unsere „innere Stimme hören“ anstatt alles mit Pro- und Contra-Listen zu entscheiden.
Letztendlich ist der erste Gedanke doch häufig der Richtige.
Amélie Schlachter
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