Wie Politikerinnen den Männern und ihren überholten Rollenbildern im Dokumentationsfilm “Die Unbeugsamen” den Kampf ansagten und mit Leidenschaft und Mut versuchten, das Land gerechter zu gestalten.
Perspektivwechsel – endlich!
Ein Orchester wird eingespielt. Zu sehen sind Männer. Ausschließlich weiße Männer. Der Bundestag in den fünfziger Jahren zeigt ähnliche Bilder. Dies sollte sich jedoch bald ändern.
Torsten Körner gelingt mit dem Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ ein erfrischender Perspektivwechsel von Seiten der Frau. Die Geschichte der ersten Politikerinnen in einem überwiegend männlich besetzten Bundestag wird bis in die neunziger Jahre aufgearbeitet. Politikerinnen der SPD, CDU, FDP und der Grünen werden durch aktuelle Interviews und historisches Videomaterial vorgestellt. Die Geschichten der Politikerinnen sind erschreckend und von patriarchalischen Strukturen übersäht. „Die Unbeugsamen“ zeigt aber auch den Ehrgeiz der Frauen, ihre Geduld mit männlichen Kollegen, die zur Abwechslung mal nicht im Mittelpunkt stehen. Mit ungewohnter Menschlichkeit in ihren Reden stellten die Politikerinnen die damals von Männern gemachte Politik in Westdeutschland auf den Kopf.
Geschlechterklischees vom Feinsten
Mann traute Frau wenig zu, Erziehung und Haushalt galten nach Ende des Krieges als Aufgaben der Frau und eine Kanzlerin konnten sich damals nur die Wenigsten vorstellen. Der Dokumentarfilm schafft eine andere Perspektive abseits von (damaligen) Geschlechterrollen. Die gezeigten Politikerinnen sind clever, mutig, stark und selbstbewusst. Ganz anders als so manch ein Politiker im Bundestag. Das eingespielte Videomaterial aus früheren Zeiten im Bundestag zeigt ein plumpes Männervolk, Sexismus steht auf der Tagesordnung. Antworten und Argumente auf die Inhalte von Politikerinnen gibt es keine, lediglich unseriöses Gelächter und Buh-Rufe von Seiten der Männer.
Der Film endet. Ein Orchester wird eingespielt – mit dem Unterschied, dass eine Frau dirigiert und die Menschen hinter den Instrumenten weder ausschließlich weiß, noch ausschließlich männlich sind. Es macht Hoffnung auf ein zukünftig vielfältigeres Leben.
Erschreckende Realität
Die damaligen Verhältnisse haben sich zwar gebessert, in der Politik sind FLINTA*jedoch nach wie vor diskriminierendem Verhalten ausgesetzt. Die “unbeugsamen“ Politikerinnen sind im Dokumentarfilm immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob Familie und Arbeit so einfach zu kombinieren sei, hier werden erschreckende Parallelen zum jetzigen Wahlkampf aufgezeigt. Erziehung und Haushalt wird immer noch Frauen zugeschrieben.
Insgesamt gibt es einen Rückschritt im Bundestag, heute sind so wenig Frauen wie zuletzt vor 20 Jahren vertreten. Für eine gerechte Welt mit der Gleichstellung aller Geschlechter müssen wir weiterkämpfen. Davon sind auch die interviewten Politikerinnen weiterhin überzeugt. Wenn weitergekämpft wird, können FLINTA* in ferner Zukunft vielleicht tatsächlich ohne Zwänge, ohne Vorurteile und ohne Sexismus, dafür mit Menschlichkeit, Offenheit und weniger Gewaltbereitschaft die Welt ein großes Bisschen besser machen. Wie Käte Strobel (Bundesgesundheitsministerin 1959) schon auf den Punkt brachte:
„Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie alleine den Männern überlassen könnte“.
Deshalb lasst uns die patriarchalen Strukturen aufbrechen und für Geschlechtergerechtigkeit kämpfen!
Ein absolut sehenswerter Film mit starken Charakteren, in dem vermittelt wird, dass wir mehr FLINTA*, mehr Diversität für eine bessere Politik brauchen!
Vorstellungen gibt es mindestens noch bis zum 22.09.2021 im Cinema Bremen zu sehen.
Lilli Pape
Schreibe einen Kommentar