Poet*in, Performancekünstler*in, Autor*in, Sprecher*in und Aktivist*in. Das alles und noch viel mehr ist Alok Vaid-Menon. Alok ist nicht-binär und gender-nonconforming und präsentiert sich transfeminin.
Die Traumata, Sehnsucht nach Zugehörigkeit und die menschliche Erfahrung als Person die gender-nonconforming ist, drückt Alok durch Gedichte aus. Sie sind herzzerreißend schön. Ich bin kein Fan von Poesie, aber Aloks Gedichte berühren. Ein Gedicht über die Erfahrung von Dysphorie und Diskriminierung als sichtbar queere und Person of Color kann mir etwas nicht nur erklären, sondern mir auf einer emotionalen Ebene verständlich machen.
Alok teilt regelmäßig eigene Gedichte auf Instagram, außerdem die Gedichtbände „Femme in Public“ und „Your Wound, My Garden“. Außerdem veröffentlichte Alok 2020 ein Sachbuch, im Pocket Change Collective Verlag.
Über das binäre Geschlechtersystem hinaus
Heute möchte ich euch dieses Buch mit dem Titel „Beyond the Gender Binary“ vorstellen. In dem 60 Seiten langen Taschenbuch spricht Alok über die Mechanismen, welche das binäre Geschlechtersystem aufrechterhalten und warum wir darüber hinaus wachsen sollten. Es ist eine Einladung, die Welt nicht in schwarz oder weiß, männlich oder weiblich zu sehen, sondern im vollen Spektrum der Farben.
“Is it really a choice when you don’t get to select the options you are given to begin with?” – Alok Vaid-Menon
Die Mischung aus sachlicher Erklärung und Aloks persönlicher Erfahrung, vermittelt durch eine zeitweise poetische Ausdrucksweise, ist besonders. Aloks Art, sich dieser Welt mit so viel Empathie und Güte zu nähern, ist bemerkenswert und bringt ein tiefes Verständnis. Alok lässt die Leser*innen die Welt durch die Augen einer nicht-binären Person erfahren. Die Gratwanderung, die Missstände aufzuzeigen und die Leser*innen trotzdem mit Hoffnung zurückzulassen, ist grandios.
Am Ende des Buches geht Alok außerdem auf verschiedene transfeindliche Argumente ein, welche oft im Diskurs um trans und nicht-binäre Personen aufkommen, und liefert Gegenargumente.
Und sonst so?
Neben dem Schreiben von Gedichten und Büchern, trat Alok in den letzten zehn Jahren in mehr als 600 Orten in 40 Ländern auf und startete die Bewegung #degenderfashion. Diese steht dafür ein, dass bestimmte Kleidungsstücke und Arten diese zu tragen nicht mehr als männlich oder weiblich gelesen werden, sondern eben als ein Stück Stoff, welches von einer Person getragen wird. Dies würde die Welt zu einem sicheren Ort für Personen, die sichtbar nicht in die Stereotype männliche und weibliche passen, machen. Mehr dazu findet ihr hier. Außerdem taucht Alok in Jonathan Van Ness’ Netflix Serie “Getting Curious” in der Folge “Können wir Binarität überwinden?” auf.
Alok veröffentlicht auf Instagram hilfreiche Buchrezensionen zu spannenden Themen. Außerdem antwortet Alok ab und zu den Menschen, die sich von Aloks Genderpräsentation angegriffen fühlen, mit unglaublich viel Empathie und Wohlwollen. Ein Beispiel findet ihr hier.
“Gender non-conformity causes such a huge reaction because we’re consistently taught that there are only two fixed and universal genders. Seeing other people defy this mandate brings the whole system into question.” – Alok Vaid-Menon (Beyond the Gender Binary, Seite 28)
Ich würde das Buch “Beyond the Gender Binary” jeder Person, die Englisch lesen kann, empfehlen. Vor Allem aber allen, die vielleicht einfach nicht verstehen wieso die jungen Leute so ein Problem haben, sich in binäre Geschlechterrollen einzufügen. Dieses Buch könnte euren Horizont erweitern.
Maria Slüter
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