Über den Einsatz von Hila Limar für Bildung für alle
Eine Schulbildung von mindestens 10 Jahren und idealerweise noch ein Studium hintendran – leider ist das nicht die Regel. Hila Limar ist dankbar. Als Deutsch-Afghanin ist ihr bewusst, dass ihre umfangreiche Ausbildung ein Privileg darstellt. Überzeugt davon, dass Bildung die Gesellschaft nachhaltig voranbringen kann, setzt sie sich für das Recht auf Bildung für Kinder in Kriegs- und Krisengebieten ein.
17% aller Heranwachsenden ohne Schule
Das vierte globale Ziel der UN ist Zugang zu Bildung für jedes Kind – ein scheinbar unmögliches Ziel, wenn man dem Bildungsbericht der UNESCO aus dem Jahr 2020 (Zahlen von Ende 2019) glaubt. Der Bericht macht deutlich, dass weltweit 258 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen. Unzureichender Zugang zu Bildung steht häufig im Zusammenhang mit sozialer Identität, zu der Sprache, Ethnie, Geschlecht, Hautfarbe und körperliche Beeinträchtigungen gehören. Die aktuelle Pandemie intensiviert bestehende Bildungsungleichheiten. Der Bericht wird jedoch auch zum Hoffnungsschimmer, denn die Zahl der Kinder ohne Zugang zu Bildung ist innerhalb von 20 Jahren um fast 100 Millionen Kinder zurückgegangen. Globaler Bildungsaktivismus trägt positiv zu dieser Entwicklung bei.
Aktivistin und Vorstandsvorsitzende der Hamburger NGO Visions for Children e.V. Hila Limar ist eine der Bildungsaktivist*innen, die fest an der Vision des Bildungszugangs für alle festhält und intensiv daran arbeitet, diese umzusetzen. Mittlerweile engagiert sich die gebürtige Afghanin seit 13 Jahren in dem Verein. Im Jahr 2019 wurde sie mit dem Edition F Award in der Kategorie Bildung ausgezeichnet und wurde im gleichen Jahr zur Hamburgerin des Jahres in der Kategorie soziales Engagement gekürt.
Nachhaltige Selbsthilfe statt narzisstischer Wohltaten
Die Organisation Visions for Children wurde im Jahr 2006 gegründet. Sie hat es sich zum Ziel gemacht die Bildungsqualität in Krisen- und Kriegsgebieten zu verbessern. Die Umsetzung dieses Ziels beinhaltet den Bau von Schulgebäuden und Sanitäranlagen, die von kapazitätsbildenden Trainings und Workshop für Schulleitung, Lehrende und Schülerschaft begleitet werden. Dabei ist es der Organisation wichtig nicht dem White Saviourism zu verfallen, und stattdessen nachhaltige und selbstständige Projekte zu planen. Die Bildungsaktivist*innen sind während der Zusammenarbeit im stetigen Austausch auf Augenhöhe mit den lokalen Kollegen*innen.
Visions for Children stützt sich auf das Recht auf Bildung als Menschenrecht. Vielen Kindern wird der Zugang aufgrund von Konflikten, hohen Schulgebühren, mangelnder Infrastruktur oder Naturkatastrophen verwehrt. Bildung ist jedoch laut UN der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und der nachhaltigste Weg aus der Armut.
Von Kabul nach Hamburg und zurück
Hila Limar ist zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern in den 90er Jahren von Kabul, Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Die erste Station für die junge Familie war die Asylbewerber*innenunterkunft in Hamburg-Langenhorn. In Hamburg ist Hila Limar dann auch aufgewachsen und lebt dort noch heute.
Sie ist gern zur Schule gegangen und hat nach dem Gymnasium das Studium der Architektur aufgenommen. 2007 stieg sie bei Visions for Children ein. Neben Studium und und ihrem späteren Vollzeit-Job als Architektin nahm der Einsatz für Bildung ihre Freizeit ein. Den Verein leitete sie von 2009 an zunächst rein ehrenamtlich. Vor zwei Jahren entschied sich Hila Limar dann, vorerst in Teilzeit und seit diesem Jahr inzwischen in einer vollen Stelle, bei Visions for Children hauptamtlich tätig zu werden.
Als Vorsitzende ist sie verantwortlich für die Leitung der Projekte, der Budgetübersicht und die Koordinierung mit Kooperationspartner*innen, zudem leitet sie das Fundraising-Team. Ihre Architektinnenfähigkeiten helfen ihr auch bei Visions for Children immer wieder, die Bauvorhaben in den Projektländern mit den lokalen Kollegen*innen effektiv zu organisieren.
Mit dem Wissen, dass der Schulbesuch in Deutschland ein Privileg ist und eine Schulausbildung in Afghanistan möglicherweise sehr viel weniger Perspektiven geboten hätte, möchte Hila Limar dafür sorgen, dass jedem Kind ein Recht auf umfangreiche Bildung zuteil wird. Mit ihrer Organisation unterstützt sie mehrere Bildungsprojekte in Afghanistan und Uganda. Hila Limar ist davon überzeugt, dass Bildung die Grundlage für eine aktive, selbstbestimmte und sich entwickelnde Gesellschaft darstellt.
Kim Trinh
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