Dieser Sommer 2017 fühlt sich seltsam an. So wie das Wetter. Mal hü und mal hott. Wobei sich in meinem Leben gerade gar nichts hot anfühlt. Dafür bei meiner Nachbarin von oben. Die hat seit zwei Wochen einen Lover. Da wird über meinem Schlafzimmer gevögelt was das Zeug hält. Es rumpelt und kracht und sie fiebern fast täglich dem Höhepunkt eines Erdbebens entgegen. Darauf folgen noch unzählige Nachbeben. Und ich sitze nächtens aufrecht im Bett und schäume innerlich vor Wut. Auch wenn die Intermezzos kürzer werden, meine Nerven liegen blank.
Anstatt der blöden Kuh mal gehörig die Meinung zu geigen oder sie mal darauf hinzuweisen, dass wir in einem Altbau wohnen und jedes Knarren ihres Lattenrostes direkt über mein Trommelfell in mein Innerstes einmarschiert, leide ich vor mich hin. Dabei hat mich keiner gefragt, ob ich genau wissen will wann und wie oft die beiden Intimitäten austauschen. Doch ich bin mitten drin. Ob morgens, nachmittags, nachts. Ich bin die ungewollte Zuhörerin ihres Pornos. Und die Bilder in meinem Kopf sind nicht weniger schmutzig.
Hinter meiner Wut und Verzweiflung versteckt sich auch noch die Eifersucht. Diese miese Verräterin. Denn ich hätte Lust! Wahnsinnige Lust! Einfach mal wieder begehrt zu werden und voll Leidenschaft die Sommernächte zu verbringen. Zu tanzen, frei zu sein, mich und meinen Körper zu spüren. Und vor allem hätte ich Bock auf richtigen guten Sex. Aber nichts dergleichen findet gerade statt. Ich versuche mir zwar einzureden es wäre alles nicht so schlimm. Doch ich hänge durch. Bin mein eigener Depri. Schaufel mich voll mit Selbstmitleid. Zweifel mächtig an meinem Gerüst aus Selbstschutz und fange in komischen Momenten das Heulen an.
Das Leben schmeckt anscheinend häufig bittersüß.Und die Diskrepanz zwischen meinen eigentlichen Wünschen und dem wie ich mich fühle auszuhalten, scheint gerade meine persönliche Herausforderung zu sein. Den Kopf dabei nicht zu verlieren, würde meine Freundin mir jetzt vermutlich raten. Der Sommer ist bestimmt noch für ein paar Überraschungen gut. Denn am Ende zählt eh nur der Moment.
Die lustvolle Denkerin
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