Weibliche Vielfalt im Blockbuster?
Versucht man, sich Superhelden ins Gedächtnis zu rufen, werden einem kaum Heldinnen einfallen. Weibliche Charaktere in Actionfilmen sind hauptsächlich die Geretteten, nicht die Retter. Zudem existieren sie meist nur in Relation zu dem männlichen Helden, dienen also dazu, seine Geschichte voranzutreiben. Eine eigene Geschichte haben sie aber nicht. Auch in Black Panther ist der Held ein Mann. Was den Film jedoch von anderen Superheldenfilmen abhebt ist das Zelebrieren von Schwarzen Menschen, vor allem Frauen. Der Film zeigt zahlreiche weibliche Figuren, die zentral für den Plot sind, also nicht nur in Bezug auf den männlichen Protagonisten einen Zweck erfüllen und zudem viel mehr sind als nur stereotypische Karikaturen. König T’Challa von Wakanda regiert ein fiktives afrikanisches Land, welches unberührt vom Kolonialismus und dem transatlantischen Sklavenhandel im Geheimen zu einer futuristischen High-Tech-Nation wuchs. Ihm steht regelrecht eine Armee von Frauen zur Seite. So gibt es beispielsweise Nakia, eine Spionin des Landes, die die Politik des Königs und Wakandas Platz im Weltgefüge hinterfragt. Die Wissenschaftlerin und Ingenieurin, welche hinter der genialen Kampfausrüstung des Black Panther steht, ist seine 16-jährige Schwester, Prinzessin Shuri. Bei politischen Fragen wird König T’Challa von seiner Mutter Ramonda beraten. Und auch die militärische Verteidigung des Königreichs wird von Frauen getragen. Die sogenannten Dora Milaje sind nicht nur die Leibgarde des Königs, sondern stellen auch das Militärregiment Wakandas. Angeführt werden sie von General Okoye, einer stolzen Kriegerin, dessen Loyalität zu ihrer Heimat an erster Stelle steht.
Solidarität in Filmen
Schon allein die Tatsache, dass der Film über so viele weibliche Charaktere verfügt, ist besonders. Die Art und Weise wie diese Figuren zueinander stehen ist jedoch nicht minder lobenswert. Denn oft werden Frauen in Filmen, wenn denn mehrere vorkommen, gegeneinander ausgespielt. Meist geht es dabei darum, dass sie um die Gunst des männlichen Protagonisten buhlen, wobei eine von beiden oft als gemein und hinterlistig dargestellt wird, während die andere sympathisch und seiner Zuneigung würdig sein soll. In Black Panther kämpft niemand um die Liebe des Mannes. Zwar sind Nakia und Okoye nicht unbedingt ein Herz und eine Seele. Sie haben vor allem Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Zukunft Wakandas. Dennoch kämpfen sie Seite an Seite, anstatt sich als Rivalinnen zu betrachten. Und auch die geballte Kraft der Dora Milaje ist unglaublich ermächtigend. In den Comic-Vorlagen aus den 90ern war es um die weibliche Solidarität leider noch anders bestellt. Nakia wurde dort durch die unerwiderte Liebe T’Challas quasi in den Wahnsinn getrieben und versuchte ihre Nebenbuhlerin zu ermorden. Auch die Dora Milaje wurden zunächst anders dargestellt. Als Leibwächterinnen des Königs waren sie zudem allesamt als seine potentiellen Ehefrauen erkoren. Hier wird deutlich, wie sehr Männern die Vorstellung von Frauen gefällt, die um ihre Anerkennung konkurrieren. Glücklicherweise entschied sich der Comic-Verlag Marvel bei der Verfilmung für eine andere Darstellung und zeigt somit, was Mädchen und Frauen zu gewinnen haben, wenn sie sich zusammenschließen.
Ein kulturelles Phänomen
Letztendlich ist Black Panther der Film, auf den viele Schwarze Menschen seit langer Zeit warten mussten. Zum ersten Mal gibt es einen kommerziell erfolgreichen Film, der Schwarz-Sein derart zelebriert – ein Film, in dem Schwarze Männer und Frauen heldenhaft, fähig und frei dargestellt werden. Gängige Stereotype, die seit Anbeginn der Filmgeschichte bestehen, finden hier keinen Platz. Zurecht wird Black Panther also als kulturelles Phänomen gefeiert. Der Film brach unzählige Rekorde, so übertraf er zum Beispiel alle Marvel-Vorgänger an den Kinokassen. Gerade wurde er sogar für den Oscar in der Kategorie Bester Film nominiert, als erster Superheldenfilm überhaupt. Die Aufmerksamkeit, die der Film bekam, und die Euphorie, die er auslöste, widerlegen ein immer wiederkehrendes Argument großer Filmstudios: Dass Filme über ‚Minderheiten‘ niemand sehen will. Es wird jedoch mehr als deutlich, dass nicht nur weiße, heterosexuelle Männer ins Kino gehen.
Katharina Marks
Kim meint
Ich erinnere mich an das Kinoerlebnis von Black Panther, das mir auch etwas die Augen geöffnet hat. So viele people of colour habe ich im Bremer Kino noch nie gesehen und es hat mir selber auch noch einmal arg zu denken gegeben, wie viel eigentlich noch getan werden muss und wie wenig ich mich selber als weiße Frau doch mit dem Problem der Besetzung im Film auseinandersetze.
Wie es im Film, paraphrasiert, von Shuri zu ihrem Bruder so schön gesagt wird: Nur weil etwas funktioniert, heißt es nicht, dass es nicht noch verbessert werden kann. Danke für diesen tollen Artikel!