Aktuell findet sich eine Engagementbude der Bremer Freiwilligenagentur in der Innenstadt. Eng verbunden mit dieser Aktion ist ein Projekt, welches schon von einigen Monaten gestartet ist: die Bremer Engagementstrategie. Wir haben mit Laura Brachmann von der Bremer Freiwilligenagentur über das die Entwicklung der Engagementstrategie und die aktuelle Aktion gesprochen.
Bremen bekommt eine Engagementstrategie. Wie ist der Stand? Was sind relevante Punkte?
Laura Brachmann: Die Strategie soll das Gemeinschaftswerk der gesamten Bremer Engagementszene sein und klarmachen, was Menschen brauchen, die freiwillig engagiert sind, und wo es hakt im Engagement. Aber wir wollen auch klären, was das Land Bremen als Engagementlandschaft ausmacht, was die besonderen Qualitäten sind. Unheimlich viele Menschen engagieren sich in Bremen, das Engagement hier ist äußerst vielfältig. Im April (Februar) haben wir mit der Arbeit an der Engagementstrategie begonnen, in Kooperation mit zahlreichen Vereinen und Organisationen aus fast allen Bereichen, die den Prozess begleiten und Impulse geben. Das am häufigsten genannte Thema ist Anerkennung – sowohl innerhalb der Einrichtungen als auch von der Gesellschaft. Insgesamt wünschen sich Engagierte mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung. Eine der größten Herausforderungen ist derzeit die Nachwuchsgewinnung, sei es für die Besetzung von Vereinsämtern, aber auch allgemein. Gleichzeitig hören wir in den Gesprächen immer wieder, dass prekäre Projektfinanzierung die Arbeit der Freiwilligenorganisationen erschwert. Es hapert am hochschwelligen Antragswesen und zu kurzen Förderzeiträumen. Zudem fehlt es oftmals an ausreichendem hauptamtlichen Personal, das als Ansprechpartner:innen für Freiwillige vor Ort ist. Und an Räumen zum Austausch, Fortbildungen und Wissenstransfer. Hier ließe sich mit wenig Aufwand schnell etwas verbessern.
Wie kam es zur Engagementbude?
Laura Brachmann: Die Engagementbude in der Lloyd-Passage ist einer der Orte, an denen wir uns unter die Bremer:innen mischen, um rauszubekommen, wo und wie sie sich engagieren. Bislang waren wir zu Marktplatzgesprächen auf einem Stadtteilfest in Bremerhaven und im Einkaufszentrum Berliner Freiheit. Und jetzt auch in Innenstadt, zur Weihnachtszeit. So wollen wir Menschen treffen, die bislang noch nichts mit uns als Organisation zu tun haben oder die Engagementstrategie und die Möglichkeiten, sich einzubringen, noch nicht kennen.
Was genau passiert in der Engagementbude?
Laura Brachmann: Wir haben jeden Tag eine andere Bremer Organisation zu Gast, bei der man sich engagieren kann. Man kann also die Engagementlandschaft Bremens und natürlich auch die Freiwilligen-Agentur kennenlernen. Außerdem führen wir als Teil des Entwicklungsprozesses der Engagementstrategie eine Umfrage durch, bei der alle mitmachen können, die das Engagement in Bremen verbessern wollen – egal, ob sie selbst engagiert sind oder nicht. Und ein Glücksrad gibt es auch.
Die FAB initiiert die Engagementbude. Was macht die Engagement-Landschaft in Bremen aus?
Laura Brachmann: Die große Menge an Engagierten und die unglaubliche Vielfalt. Wir haben zum Beispiel eine große Zahl an migrantischen Organisationen, die bisher wenig Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit erhalten oder auch eben Bereiche, die man nicht unbedingt klassischerweise mit freiwilligem Engagement in Verbindung bringt. Generell sehen wir eine große Identifikation mit der Stadt – nicht in dem Sinne, dass hier alles super wäre, sondern in dem, dass man sich um den Ort, an dem man gemeinsam mit anderen lebt, kümmern möchte. Engagement ist eine der besten Möglichkeiten, um sowohl kritisch als auch konstruktiv die Stadtgesellschaft zu gestalten.
Wird es weitere Formate zum Thema Engagement Anfang 2023 geben?
Laura Brachmann: Wir werden Fokusveranstaltungen zu verschiedenen Themen machen, die sich im Prozess als große gemeinsame Nenner verschiedener Engagementbereiche herauskristallisiert haben. Das sind Themen wie z.B. junges Engagement oder das Engagement von Migrant_innenselbstorganisationen oder auch der immer wichtiger werdende Umgang mit Digitalisierung […]. Zudem planen wir eine große Mitmachtveranstaltung für alle Freiwilligenorganisationen und Engagierte, in denen es um das Selbstverständnis und die Rolle Bremer Engagements in der Stadtgesellschaft gehen wird. Und am 16. April sind wir dann mit 70 bis 80 Organisationen wieder mit der Freiwilligenbörse Aktivoli im Rathaus und werden dort die vorläufigen Ergebnisse vorstellen und diskutieren – auch dazu sind alle herzlich eingeladen. Wer auf dem Laufenden bleiben will, kann unseren Newsletter „Neues aus der Bremer Engagementlandschaft“ abonnieren. Und unter www.bremer-engagementstrategie.de finden sich alle Veranstaltungshinweise und auch Rückblicke auf den laufenden Prozess.
Redaktion frauenseiten, Renate Strümpel
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