Mit Märchen und Musik in den Orient versetzt
Die Lesung von Christiane Hahn-Büthe im Café Klatsch, der Tagesstätte in Walle, war ein gelungener Abend – für Bücherliebhaberinnen und -liebhaber mit und ohne psychische Beeinträchtigung.
„Das war ein Sprung in den Orient!“, lobte Jan Giza, einer der rund 30 Gäste, die am 18. Juni die Lesung von Christiane Hahn-Büthe im Café Klatsch, der Tagesstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen im Bremer Westen, besucht haben.
Zwei Märchen über eigensinnige und kluge Frauen aus Sizilien und dem Orient hatte Hahn-Büthe, in Bremen bekannt als Rezitatorin und über ihren „Literaturkoffer“, gelesen. Die Märchen hat sie sorgfältig ausgewählt: „Die Geschichten sollten heiter sein, nicht zu lang und sich gut zum Vorlesen eignen.“ Dass die Vortragende viel Spaß daran hat, mit ihrer Stimme professionell zu arbeiten, wurde an diesem unterhaltsamen Abend deutlich: Die Charaktere in den Märchen waren lebendig und die Handlung spannend.
Die Charaktere waren lebendig und die Handlung spannend…
Das Publikum erlebte im sizilianischen Märchen eine selbstbewusste Frau, die mit List und Tücke unterband, sich ihrem Mann reumütig unterzuordnen und obendrein für das Happyend ihrer krisenbehafteten Ehe sorgte. Im orientalischen Märchen war es eine listige und kluge Frau, die die Eigenschaften ihres faulen Ehemanns zu nutzen wusste, um der Familie ein finanziell unabhängiges Leben zu sichern.
Für die passende musikalische Untermalung sorgte Kai Brüggemann, der extra für diesen Abend Stücke mit südländischem und orientalischem Flair komponiert hatte. Die beiden Akteure kannten sich vorher nicht. Nur zwei Mal hatten sie sich getroffen, um Musik und Lesepausen für den Abend abzustimmen. Das Zusammenspiel war gelungen: „Eine richtig schöne Atmosphäre“, fasste Jan Giza den Eindruck vieler Gäste zusammen.
Gelungenes Zusammenspiel
Auch Petra Klatte war begeistert. „Ich finde es super, dass die Tagesstätte Lesungen anbietet“, sagte sie, „es ist eine prima Idee für diesen Ort.“ Klatte kennt die Vortragende aus anderen Lesungen und war extra aus Gröpelingen gekommen. „Ich finde es gut, dass sich das Publikum mischt“, ist ihr Resümee. Darüber freute sich auch Theo Pekol, der Teamleiter der Tagesstätte. „Teilweise waren unsere Besucher da, aber auch viele Leute aus dem Stadtteil“, bestätigte er Klattes Eindruck. Mit den Lesungen möchte sich die Tagesstätte im Stadtteil von einer anderen Seite zeigen. „Wir möchten Bücherliebhaberinnen und -liebhaber im Bremer Westen ansprechen, egal ob sie psychisch krank sind oder nicht“, sagte Pekol, „nach dieser dritten Veranstaltung wissen wir, dass eine Lesung den Stadtteil vereint.“
Eine Lesung vereint den Stadtteil!
Die Probe aufs Exempel könnte eine weitere Veranstaltung von Christiane Hahn-Büthe sein: Ab Oktober ist sie auf Lesereise mit dem Tucholsky-Programm, unter anderem in der Speicherbühne am Speicher XI in der Bremer Überseestadt. Theo Pekol wird die Besucherinnen und Besucher der Tagesstätte frühzeitig darauf hinweisen und bei Interesse einen gemeinsamen Besuch organisieren.
Uta Albrecht – Bremen, 23. Juni 2015
Die Tagesstätte West, das „Café Klatsch“, ist Teil der regionalen Versorgung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung im Stadtteil. Träger ist das gemeinnützige Unternehmen Bremer Werkgemeinschaft GmbH (BWG).
In der Tagesstätte arbeiten pädagogische Fachkräfte, die die Betroffenen in allen Lebensfragen beraten. Das Café ist für die Besucherinnen und Besucher eine feste Anlaufstelle. Hier erhalten sie Rat und Hilfe, um den Tag zu strukturieren und aktiv zu gestalten. Sie können hier zum Selbstkostenpreis essen und trinken. Neben diesem offenen Bereich hält die Tagesstätte verschiedene Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten bereit, unter anderem in der Cafébewirtschaftung, Bücher- und Nähwerkstatt. Das Café Klatsch ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Adresse: Tagesstätte West „Café Klatsch“ und Nähwerkstatt
Helgoländer Str. 73, 28217 Bremen
Telefon 0421-396 26 37
www.bremerwerkgemeinschaft.de
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