Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau, 06.02.2019
„Chance vertan, schade“: Landesfrauenbeauftragte zur Schaffermahlzeit
Gestern hat die Generalversammlung von Haus Seefahrt beschlossen, Frauen auch weiterhin nicht als Schafferinnen zuzulassen. „Chance vertan, schade“, kommentiert Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm. „Die wahren Gründe erschließen sich bislang nicht“, erklärt sie weiter, „es wird auf die Sorge um die Beibehaltung der Speisefolge oder das Erscheinungsbild, in das Frauen vermeintlich nicht passen, verwiesen. Aber das ist doch wohl vorgeschoben.“ Auch der Verweis auf die Tradition, es sei eben schon immer so gewesen, sei kein Grund, so Bettina Wilhelm: „Kern der Tradition der Schaffermahlzeit ist die Wohltätigkeit, die Solidarität der Wohlhabenden, also der Kaufleute mit den in Not geratenen Seeleuten und deren Angehörigen. Die Schaffermahlzeit symbolisiert die Verbindung zwischen den Kaufleuten und der Schifffahrt. Das ist der Kern der Tradition, der auch in Zukunft unbedingt erhalten bleiben sollte – und nicht, dass keine Frauen teilnehmen. Hier haben Frauen ebenso ihren Platz und ihre Verantwortung, so wie sie längst Verantwortung in Politik und Wirtschaft haben und hier auch schon immer hatten, nur war die Verantwortung in früheren Zeiten eben nicht offiziell. Die Sonderregelung, dass die Präses der Handelskammer, Frau Marahrens-Hashagen, während ihrer Amtszeit jährlich eingeladen werden soll, zeigt die Absurdität und Gestrigkeit dieser fortgesetzten Diskriminierung von Frauen. Ich wünsche den Herren Schaffern für das kommende Jahr eine neue, der Zeit und der Realität angemessene Entscheidung.“
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Die Frauenseiten kommentiert:
„We are a gentlemen’s Club…“
Die Bilder der geschlossenen Herrenrunden beim Eiswettfest haben Bremen inzwischen zum internationalen Gespött gemacht. Es wurde nicht nur beim BBC über das Eiswettfest selber berichtet, sondern die Bilder dienten Journalisten in den darauffolgenden Tagen als Sinnbild für globale Eliten überhaupt: Zum Beispiel beim Artikel von Anand Giridharadas in The Guardian „The new elite’s phoney crusade to save the world“ – In etwa: „Die Kreuzfahrerallüren der neuen Elite – Die Welt retten aber bloß nichts verändern“.
Brauchen wir Bremen als Symbol für eine Politik der Milliardäre?
„…can’t be doing with any gender nonsense“
Am 5. Februar nun die Meldung aus dem Haus Seefahrt, dass auch beim Schaffermahl Frauen weiterhin höchstens als Gäste – und höchstens vier am Stück – zugelassen werden. Heike Zeigler vermerkte bei buten un binnen: „Es bleibt dabei: Die Männer im Haus Seefahrt wollen unter sich sein. Erfolgreiche Frauen aus der Bremer Wirtschaft sind nach wie vor in ihren Reihen als Schafferinnen nicht erwünscht. Es sei noch zu früh, heißt es im Zuge der Generalversammlung….“
Zu Früh?
Welches Jahrhundert hätten Sie dann gern??
Oder wie Ex-Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe 2013 meinte, als sie bei einer Aktion zu Ehren der Schaffermahlzeit die Herren über den Marktplatz geleitete: „Ich bin von gestern, bitte folgen Sie mir!“
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