Die Welt im Blick und Gespräche beim 9. Favourites Film Festival Bremen
Vom 17. bis zum 20. November 2022 findet das Favourites Film Festival zum 9. Mal in Bremen statt. Im Kommunalkino City 46 werden erneut aktuelle, internationale Filme gezeigt, die auf Festivals im In- und Ausland bereits einen Publikumspreis gewonnen haben.
In zwei Wochen eröffnet das 9. Favourites Film Festival Bremen und präsentiert über das Kriterium Publikumspreis hinaus in diesem Jahr eine ganz besondere Filmauswahl.
„Unser Programm ist in diesem Jahr so gut wie nie zuvor. Schon vor und während der Pandemie sind jede Menge Filme entstanden, die dann erst mal gar nicht auf Festivals oder im Kino gezeigt werden konnten und so nur sehr wenig Publikum gefunden haben. Viele Festivals sind abgesagt worden oder haben sich für eine Online-Variante entschieden, viele haben zusätzlich den Publikumspreis abgeschafft oder zumindest ausgesetzt. Obwohl es im letzten Jahr also weniger Festivals gab, von denen wir unsere Publikumspreisgewinner hätten auswählen können, ist das Programm großartig geworden. Es ist weltumspannend, geht in seiner Direktheit unmittelbar unter die Haut und gibt gleichzeitig Grund zur Hoffnung“, kommentieren die beiden Festivalleiterinnen Anna Jurzik und Paula Syniawa.
Zur Eröffnung am 17. November um 19:00 Uhr wird der autobiographische Petite Nature / Softie von Samuel Theis präsentiert. Seine Premiere feierte der Film bei der Semaine de la Critique in Cannes, wo Theis schon für seinen Debütfilm, Party Girl, zusammen mit seinen Co-Regisseurinnen Claire Burger und Marie Amachoukeli 2014 die Camera d’Or erhielt. Damals erzählte Theis die Geschichte seiner Mutter, die auch mit 60 nicht von ihrem Junggesellinnenleben lassen will. In Petite Nature geht es nun um Theis’ eigene Geschichte. Der Film erzählt vom 10-jährigen Johnny, der der rauen Nachbarschaft einer Sozialsiedlung im östlichen Frankreich zu entfliehen versucht.
Im Anschluss wird der Spielfilm Plaza Catedral aus Panama über das zarte Band zwischen einer wohlhabenden Immobilienmaklerin und einem Straßenkind gezeigt. Prof. Dr. Delia González de Reufels von der Universität Bremen wird in einer Einführung einen Einblick in die politische und gesellschaftliche Situation Panamas geben – einem der reichsten Länder Lateinamerikas, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich stetig wächst.
In Olga erlebt eine junge Turnerin aus der Ukraine in einem Schweizer Trainingslager die Proteste auf dem Euromaidan über Social Media und die Berichte ihrer Freundinnen und ihrer Mutter. Das mehrfach preisgekrönte Spielfilmdebüt des heute 28-jährigen Elie Grappe bietet seinem Publikum nicht nur einen unmittelbaren Einblick in den harten Trainingsalltag einer Teenager-Profisportlerin, sondern lässt durch Olgas Augen auch die Entwicklungen in der Ukraine in den Jahren 2013/2014 verfolgen, die dem Angriffskrieg Russlands vorausgingen.
Der animierte Dokumentarfilm Flugt / Flee , der für den LUX-Publikumspreis des Europaparlaments und der European Film Academy nominiert war und weltweit mehr als 90 Preise gewonnen hat, rekonstruiert die Flucht von Amin, der als unbegleitetes Flüchtlingskind in den 1990er-Jahren aus Afghanistan nach Dänemark kam, wo er heute als erfolgreicher Akademiker mit seinem Ehemann lebt. Um Amin und seine Familie zu schützen, wurden nicht nur alle Namen durch Pseudonyme ersetzt, sondern auch der Stil des animierten Dokumentarfilms dient diesem Ziel. Die Vorführung wird begleitet durch ein Gespräch mit dem Queeraspora e.V., der sich für queere Menschen mit Migrationsgeschichte einsetzt.
Auf der Suche nach Vergebung begeben sich in Del otro lado / On the Other Side zwei Brüder auf die Spurensuche nach dem Leben ihrer Mutter, die für zwei Jahre von der FARC in den kolumbianischen Dschungel entführt wurde. Auch zu diesem Dokumentarfilm, der ein beeindruckendes Zeugnis von Versöhnung nach Jahrzehnten der Gewalt ist, wird Prof. Dr. Delia González de Reufels von der Universität Bremen eine Einführung geben.
In Une histoire d’amour et de désir / A Tale of Love and Desire wird Literaturstudent Ahmed von der Existenz erotischer arabischer Poesie überrascht und beginnt, durch die Liebe zu seiner Mitstudentin Farah aus Tunesien allmählich eine neue Freiheit zu entdecken. Es ist der zweite Spielfilm der tunesischen Regisseurin Leyla Bouzid mit deren Debütfilm À peine j’ouvre les yeux / As I Open My Eyes das Favourites Film Festival im Jahr 2016 eröffnet wurde.
„Wir können es kaum erwarten, die Filme der diesjährigen Auswahl dem Bremer Publikum zu zeigen und sind gespannt auf die Reaktionen. Wie immer bietet das Favourites Film Festival freien Eintritt für Besucher:innen, die Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld empfangen sich in einem laufenden Asylantragsverfahren befinden oder mit einem Duldungsstatus in Deutschland leben. Denn Geld darf für kulturelle Teilhabe keine Hürde sein“, so das Leitungsduo weiter.
Pressemitteilung des Favourites Fiim Festival Bremen
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