Wir haben so viel miteinander erlebt. Von der Geburt bis hin zu unserem heutigen Verhältnis ist alles sehr außergewöhnlich. Warum?
Da wir alleine waren, mussten wir zwangsläufig zusammen halten, dadurch hat sich täglich unser Verhältnis gestärkt. Es ist eine Art Freundschaft, auch wenn wir natürlich Mutter und Tochter sind. Eine derartige Beziehung findet man vermutlich kein zweites Mal, weil es einfach unglaublich ist, wie wir uns unterstützen ergänzen und stärken. Es gab auf beiden Seiten viele harte Zeiten, die uns niedergeschmettert hatten. Dennoch war immer die jeweils andere für der, der es schlecht ging da. Sowohl finanziell als auch mental und vielleicht einfach einmal mit einer Umarmung.
Auch zusammen weinen gehört dazu.
Man muss gar nicht immer einer Meinung sein, aber es ist toll, wenn es häufig so ist. Genau das ist es, was es besonders macht. Streiten tun wir natürlich auch mal, es geht auch mal richtig ab – es wird laut und dann wieder leise. Wenn man sich blind versteht und sieht wenn es der anderen schlecht geht. Sehr oft werden wir gefragt, ob wir Schwestern sind. Ja, das ist schon ein Lob, finde ich. Wir fahren gemeinsam in den Urlaub, philosophieren über das Leben, kochen miteinander und wohnen zusammen. Beste Freundinnen kamen viele und gingen auch alle wieder. Als ich in einer fremden Stadt gearbeitet habe und einen festen Partner hatte, hatte ich mehr Sehnsucht nach zu Hause und meiner Mama als nach meinem Partner. Es ist ein so eingefleischtes Verhältnis, das kann man vermutlich gar nicht nachempfinden.
Häufig kommen die Fragen, ob ich nicht zu alt sei, um immer noch zu Hause zu wohnen. Da kann ich mal ganz locker sagen, nö… denn ich war schon in meinen eigenen Wohnungen. Ich bin so viel unterwegs, da ist es toll wenn man nach Hause kommt und jemand auf mich wartet. Jede der Wohnungen hatte ein Gästezimmer only for meine Mama. Wir geben uns gegenseitig ein Gefühl von Geborgenheit. Was uns Partner bisher noch nicht geben konnten.
Auch jetzt bei meiner Firmengründung und den damit verbundenen Neuerungen und natürlich auch mal Sorgen, ist sie immer für mich da. Sie stärkt mich, wenn ich mal wieder am Boden bin und motiviert mich, wenn ich glaube, es geht nicht weiter.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, ohne sie sein zu müssen.
Johanna meint
Na, da hast Du aber Glück. Obwohl ich mir eine so enge Bindung nicht vorstellen könnte. Das Leben mit meiner Mutter war schwierig. Besonders ihre Drohungen, sich das Leben zu nehmen, hat mich als Kind sehr belastet. Sie schaffte es mit ihrer Nörgelei, das Familienklima zu beeinträchtigen. Wahrscheinlich – und das ist meine Interpretation im späteren Leben – war sie als Nur-Hausfrau unterfordert. Meine Mutter war nämlich eine tüchtige Krankenschwester und arbeitete in diesem Beruf bis zu ihrem 37. Lebensjahr. Dann wurde ich geboren und sie vertrat die Ansicht „Eine Frau gehört ins Haus“. Daher lagen wir auch ständig im Konflikt, weil ich eine zufriedene berufstätige Mutter mit zwei Kindern war. Das missfiel ihr. Und wenn meine Mutter mal als Vertretungskrankenschwester für kurze Zeit im Krankenhaus gearbeitet hat, war sie wie ausgewechselt. Mein Motto lautete „Nur nicht so leben wie meine Mutter“. Als sie dann in den 80er Jahren starb, war ich richtig erlöst. Der Stress mit ihr hatte ein Ende, und ich konnte mein Leben mit meiner Familie genießen.