Ich hatte das Glück bei der diesjährigen Informatica Feminale teilzunehmen. Innerhalb von zwei Wochen konnte ich, im August, an einer Vielzahl von Kursen an der Summer School teilnehmen. Die Informatica Feminale ist deutschlandweit die einzige Informatik Summer School die ihre Türen nur für weiblich gelesene Personen öffnet.
Auf zur Summer School!
Mein Wecker klingt. Das Display zeigt 07:15, 9 Minuten später, der Wecker klingelt wieder. Aufgestanden, mache ich mich fertig für meinen heutigen Tag an der Summer School Informatica Feminale der Uni Bremen. Wir haben schon häufiger über die Summer School berichtet. Heute möchte ich aber gerne meine Erfahrungen mit euch teilen. Also los geht’s:
Vormittags in der Summer School
Angekommen in der Uni gehe ich erstmal zum Lunch-Bereich der Summer School und treffe auf weitere Personen, die ich schon aus der letzten Woche kenne, hole mir einen Kaffee und schnacke kurz. Die Veranstalter*innen, Veronika Ochtering, Henrike Illig und vier studentische Hilfskräfte haben für die Teilnehmer*innen der Summer School ein Buffet mit Kaffee, Tee und allerlei Leckereien aufgebaut. Der Raum ist gefüllt mit Sitzgruppen, so dass Teilnehmer*innen sich hier zum Austausch treffen können.
Gehen wir vom Lunchraum in den Seminarraum. Der Weg ist nicht weit, nur um die Ecke, im selben Gebäude, auf der selben Etage. Angekommen im Seminarraum setze ich mich auf einen Platz. Die andren Teilnehmer*innen sind schon da. Ich setzte mich zu einer Teilnehmer*in, die ich bereits kenne. Ein Blick in die Runde und die gesprochenen Wörter verraten, dass wir erstens nur weiblich gelesene Personen sind und zweitens ganz unterschiedliche Backgrounds haben. Es gibt unterschiedliche Altersgruppen, junge Student*innen, bereits Berufstätige, Personen, die in Deutschland studieren, Personen, die im Ausland studieren, Personen, deren Muttersprache Deutsch ist und Personen, die eine andere Sprache als Muttersprache haben. Wir sind eine diverse Gruppe.
Um 9 Uhr beginnt der Kurs “Ethics of AI” und die Dozent*in vermittelt die Inhalte auf eine sehr angenehme Art und Weise. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Dabei ist es nicht nur die Dozent*in, die für eine angenehme Atmosphäre sorgt, sondern auch die Teilnehmer*innen. Durch die unterschiedlichen Backgrounds der Teilnehmer*innen gibt es viel unterschiedlichen Input.
Alle lassen sich genügend Raum, jede Person, die etwas sagen möchte, kommt dran, Fragen werden gestellt, es wird respektvoll miteinander umgegangen, es wird gelacht. Über die ganze Summer School hinweg, hatte ich das Gefühl, dass jeder Person genügend Raum gegeben wird. Jede Person sich beteiligen kann, wie sie sich gerade fühlt. In MINT Studiengängen, in denen häufig weiblich gelesene Personen unterrepräsentiert sind, entstehen häufig Dynamiken die dafür sorgen, dass die Stimmen von weiblich gelesen Person untergehen oder übergangen werden. Wenn ihr selbst bei Vorträgen, Workshops oder Seminaren wart, kennt ihr vielleicht die Dynamik der einen Person, die sich zu viel Raum nimmt. Dies ist bei der Informatica Feminale nicht so und dies ist eine wirklich schöne Erfahrung.
Lunchbreaks
Um 12.30 Uhr gibt es eine Mittagpause. Wir gehen gemeinsam in die Mensa. Dort sind Tische für die Teilnehmer*innen der Summer School reserviert und, gerade hier, komme ich immer wieder auch mit Menschen ins Gespräch, die ich nicht aus meinen Kursen kenne. Die Mittagspause ist recht lang aber auch hier wurde Programm geplant: Es gibt Lunchtalks. Der heutige Lunchtalk wird gehalten von einem Privatunternehmen und wir besprechen die Relevanz des Code Reviewings. Dabei fällt mir auf, dass wir genau über die Fehler sprechen, die ich auch beim Programmieren mache und nehme mir vor, an meinem nächsten Arbeitstag meinen Code zu überarbeiten und zu verbessern.
Nach dem Vortrag geht es wieder zurück in den Seminarraum und die zweite Hälfte des Tages bricht an. Wir machen weiter da, wo wir aufgehört haben. Gemeinsam lösen wir Aufgaben, arbeiten an kleinen Projekten und diskutieren. Die Zeit vergeht schnell. In Gruppen stellen wir vor, was wir erarbeitet haben. Viele haben sich spannende Projekte überlegt zum Thema Verrzungen (Bias) in der künstlichen Intelligenz und verantwortungsvoller Umgang mit Daten als Produktentwickler*innen.
Abendliche Exkursionen
Um 16.30 Uhr wird das Seminar beendet. Es ist ein langer Tag, doch die Personen, die Inhalte, der Kaffee und die Snackbar halten eine über Wasser und meine Energie ist noch lange nicht aufgebracht. In der Mittagspause hatte ich mich noch spontan für eine Exkursion zum Abend angemeldet. Wir schauen uns das Fraunhofer Institut für digitale Medizin an. Gemeinsam laufen wir über den Campus, der Weg ist nicht weit. Angekommen im Institut laufen wir durch ein neugebautes Gebäude, was so gar nicht dem restlichen Stil der Uni Bremen entspricht. Im Gebäude lassen wir uns alles Mögliche erklären, haben viele Fragen und lernen kennen, wie die Menschen dort arbeiten. Am Ende des Rundgangs packen wir unsere Sachen, verlassen das Gebäude.
Es ist 18 Uhr. Ein Teil der Gruppe verabschiedet sich, mit dem anderen Teil laufe ich Richtung Bahn. Wir quatschen und fahren nach Hause. Manche ins Hostel, Air BnB oder zu Freunden, bei denen sie untergekommen sind. Es war ein langer Tag, und der morgige Tag sieht ganz ähnlich aus. Ich habe so viele neue Sachen und Menschen kennengelernt. Ich hatte wirklich Spaß.
Bei einer Summer School geht es nicht nur darum, die Inhalte vermittelt zu bekommen, sondern auch um die Dinge, die drumherum passieren: die Gespräche, die Beziehungen die man aufbaut, die kleinen Tipps die man nur zufällig mitbekommt, beeinflussen einen nachhaltig. Die Informatica Feminale hat mir Mut gemacht. Mut gemacht dahingehend, dass dieser Bereich etwas für mich ist und dass auch ich dahin gehöre. Es hat mir Mut gemacht, dahingehend Dinge auszuprobieren. Ich würde die Informatica Feminale jeder empfehlen, die Interesse am Bereich der Informatik hat, Lust auf neue Inhalte hat und es wertschätzt, dass weiblich gelesene Personen sich gegenseitig unterstützen.
Mara
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