Vorweihnachtszeit bringt Stress. Da ist zunächst die Frage: „Womit können wir unseren Lieben eine Freude bereiten?“ Anfrage an meine Töchter – eine wohnt in Bremen, die andere in Island – „Was wünscht ihr euch?“
Die Bremerin ist da sehr zurückhaltend. Doch die Tochter im fernen Island hat schon eher Wünsche, die sie sich dort nicht so einfach erfüllen kann. Im hohen Norden von Island gibt es weniger Möglichkeiten bzw. Geschäfte, die Preise sind höher, und die Auswahl ist auch begrenzt. Also sucht sich die Isländerin gern Kleidung aus dem Internet aus, die an unsere Adresse gesandt wird. Denn nicht alle Versandfirmen liefern bis nach Island. Wir Eltern erfüllen die bescheidenen Wünsche unserer Tochter gern. Dazu kommen noch Leckereien. Bevorzugt werden Bremer Delikatessen wie Klaben, Kaffee, Kluten, Kaffeebrot, Schokolade u. ä.
Alles packe ich fein in Geschenkpapier mit Schleifen versehen ein, stapele in der Küche die großen und kleinen Päckchen. Und dann steigt jedes Jahr zwischen meinem Mann und mir die Stimmung. Zunächst muss ein passender Karton gefunden werden. Im Keller haben wir schon einige Exemplare gesammelt. Doch das Passende lässt sich nach vielem hin und her schwer ausmachen. Da sind wir uns nicht einig. Der erste Versuch. „Nein, so geht das nicht“, regt sich mein Mann auf. Also alles nochmal raus und der zweite Versuch wird mit einem anderen Karton gestartet. „Pack du doch“, sage ich beleidigt. Nun schaue ich kritisch hin. Aber auch diesmal ist der Karton nicht passend. Der dritte Akt folgt. Jetzt haben wir anscheinend die richtige Kartongröße gefunden. Alles passt. Oben drauf noch etwas Verpackungspolster – wunderbar. Wir freuen uns.
Aber jetzt muss das Prachtexemplar noch gewogen werden. Eine kleine Küchenwaage hilft dabei nicht, denn es ist ein sehr großes Paket geworden. Die Personenwaage muss her. Mein Mann wiegt sich netto – nicht nackt, sondern mit Tara (Kleidung). Er beugt sich etwas vor und ich schiebe ihm das Paket von hinten auf den Rücken. Ergebnis: Das Paket wiegt 10,3 kg! Nein, das ist zu viel. Die Gewichtsgrenze liegt bei 10 kg, die nächst höhere bei 20 kg und kostet entsprechend mehr. Unsere freudige Stimmung kippt. Um 300 g muss der Inhalt verringert werden. Nun kommt der vierte Akt. Alles wieder raus. Meinungen prallen aufeinander. Was soll raus, was unbedingt rein. Das 500 g Paket Kaffee muss dran glauben. Wir packen wieder alles emsig ein. Die Waage zeigt ein Gewicht knapp unter 10 kg. Nun muss nur noch ein extra stabiles Klebeband rund um das Paket gewickelt werden. Wir benötigten insgesamt zwei Stunden für die Packerei. Ängstlich bringen wir das Paket zur Post. Wird das Klebeband das Gewicht nicht zu sehr erhöht haben? Die Postfrau staunt: „Das haben Sie aber prima hinbekommen, 9,9 kg!“ Glücklich schauen wir uns an.
Heidemarie Gniesmer
Heidemarie meint
Zur Information:
Das am 23. November in Bremen aufgebende Paket hat meine Tochter in Island am 17. Dezember unversehrt erreicht. Nun können wir alle entspannt Weihnachten feiern.
Heidemarie
Tina meint
Liebe Heidemarie,
das konnte ich mir lebhaft vorstellen mit dem Einpacken! Inzwischen verschicke ich kaum noch Weihnachtspäckchen – wir schenken uns gegenseitig weniger und nicht zuletzt, weil preislich der Inhalt und das Porto oft in ziemlichen Missverhältnis stehen. Andererseits: das hatte auch was, so ein Päckchen zu bekommen… Na wenn es mal Enkelkinder geben sollte, werden sicher auch wieder Pakete gepackt – du kannst mir ja dann die einschlägigen Tipps geben ;-))
G. Krutschinna meint
Liebe Heidemarie! Die Qual der Wahl der Paket- / Päckchen-Größe kennen wir nur zu gut! Inzwischen haben wir aber einen guten Trick herausgefunden: das Cuttermesser! Ein etwas zu großer Karton wird nach einer Probepackung einfach an den Ecken auf die passende Höhe eingeschnitten, dann werden die vier Seiten an einer scharfen Tischkante erneut geknickt und entsprechend der benötigten Länge abgeschnitten und fertig ist der passgenaue Karton! Breites Pack-Klebeband erledigt den Rest. Du siehst, die Sorge um eine passende Paketgröße kann man ganz einfach lösen. Bei uns geht das so: Meine Frau sorgt für den Inhalt, ich für die Verpackung! Liebe Weihnachtsgrüße aus Oldenburg sagt
Gerhart