Patriarchale Strukturen zwängen Frauen, insbesondere Frauen in „gebärfähigem Alter“ noch immer in veraltete Rollenmuster. Die konservative Rollenerwartung an die Frau als Hausfrau und Mutter wurde dabei im Laufe der Jahre um die Karriere ergänzt. „Nur“ Hausfrau und Mutter zu sein reicht oft nicht aus. Andererseits gelten Frauen, die sich „nur“ für den Karriereweg entscheiden, als gefühlskalt und egoistisch. Welche Erwartungen werden noch heute an Frauen gestellt und wie kann frau damit umgehen?
Was wird von uns erwartet?
Erwartungen werden zunächst einmal an jeden Menschen gestellt. Es kann sich dabei um Erwartungen handeln, die zwingend erfüllt werden müssen. Für das Autofahren wird z.B. der Besitz eines gültigen Führerscheins erwartet und für das Besuchen der Schule muss das sechste Lebensjahr erreicht worden sein. Es kann sich jedoch auch um weniger streng reglementierte Erwartungen handeln, wie z.B., dass einander zur Begrüßung die Hand gegeben wird. Erwartungen verändern sich dabei je nach Kultur, Gesellschaft, Umfeld, aber auch je nach Alter und Geschlecht.
Der „kleine“ Unterschied
Eine Erwartung, die an junge Menschen gestellt wird, ist z.B. zu heiraten bis das 30. Lebensjahr erreicht ist. Sanktionen erfolgen schließlich in Form von Kronenkorken fegen oder Klinken putzen. Was die einen als lustige Freizeitbeschäftigung zelebrieren, ist für die anderen oft ein bitterer Druck. Aktionen wie diese vermitteln jungen Menschen veraltete Rollenerwartungen, die sie zu erfüllen haben. Werden sie nicht erfüllt, gehen die Konsequenzen oft weit über das Fegen hinaus. Hinter dem zunächst subtil wirkenden Fegen stecken auch heute noch ganz reale Erwartungen. Im schlimmsten Fall wird die Nichterfüllung dieser Erwartungen mit Sanktionen wie Kontaktabbruch z.B. seitens der Familie bestraft.
Partner*in, Karriere, Haus, Kinder
Die Reihenfolge der Erwartungen älterer Generationen ist dabei klar wie Kloßbrühe und zwingend einzuhalten. Ab Mitte 20 sollte sich darüber hinaus langsam beeilt werden, schließlich hat die Oma in dem Alter bereits zwei Kinder, einen Hund und drei Gänse gehabt. War ein Einfamilienhaus (noch) nicht vorzuweisen, konnte zumindest ein gescheiter Ehemann vorgewiesen werden. Was die einen mit einem Schmunzeln wegstecken, löst für Andere oft großen Druck aus. Oft ist die Familie dabei nicht die einzige Institution mit Erwartungen an junge Menschen im Allgemeinen und an Frauen im Speziellen.
Die Sache mit dem Arbeiten
Während die Familie Nachwuchs erwartet, hat der Arbeitsmarkt gänzlich andere Erwartungen, insbesondere an Frauen „in gebärfähigem Alter“. Was von der Familie ausdrücklich erwünscht ist, ist bei Arbeitgeber*innen tunlichst zu unterlassen.
„Ich schreibe in meine Bewerbung immer, dass meine Familienplanung abgeschlossen ist, damit ich bessere Jobchancen habe.“, Teilnehmerin eines Bewerbungstrainings.
Viele Frauen stellen sich mit zunehmendem Alter zusätzlich die Frage, ob und wie Familie und Karriere vereinbart werden können und wie sie familiäre, persönliche und die Wünsche ihrer Arbeitgeber*innen unter einen Hut bekommen.
Starre Lebensverläufe gibt es nicht mehr
Aber was können Betroffene dagegen tun? Eigentlich sollte das Thema kein Thema mehr sein. Dass es doch immer wieder Thema ist, zeigt, wie wichtig es ist, auf Erwartungen an Frauen in „gebärfähigem Alter“ aufmerksam zu machen. Alles kann, nichts muss und wieso zwischen „entweder“ und „oder“ entscheiden, wenn man auch „sowohl als auch“ haben kann?
Bahn frei für neue Lebenskonzepte!
Das eine sollte nicht von dem anderen abhalten. Kinder sollten nicht zwangsläufig gegen eine Karriere sprechen und Frauen sollten sich nicht gezwungen fühlen, neben der Kindererziehung eine steile Karriereleiter zu erklimmen. Die Zeiten mit starren Lebensverläufen sollten langsam ad acta gelegt werden und die Bahn frei gemacht werden für mehr und innovative (Lebens-)Konzepte!
Schaut zum Thema auch gern auch noch einmal in unser Special Arbeit(s)Leben rein!
Lisa Wedekind
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