In den Museen Böttcherstraße werden bis Ende April Werke der ungarisch-niederländischen Fotografin Eva Besnyö gezeigt.
Eva Besnyö wurde 1910 in Budapest geboren und wuchs in einer liberalen, jüdischen Familie auf. Als das Klima in ihrer Heimat zu repressiv wurde, emigrierte sie 1930 nach Berlin. Dort wollte sie an ihren fotografischen Fähigkeiten arbeiten. Nur zwei Jahre später zog Eva Besnyö weiter in die Niederlande, wo sie ab 1940 im Untergrund leben musste. Sie arbeitete im Widerstand und machte unter anderem Passbilder für gefälschte Papiere. Auch ihre eigenen Papiere fälschte sie, um als „Arierin“ leben zu können. So entkam sie der Verfolgung durch die Nationsozialisten und blieb bis zu ihrem Tod 2009 in den Niederlanden.
Eine überraschende Perspektive
Besnyös Werk ist den Kunstrichtungen des Neuen Sehen und der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen. Starke Linien und ungewöhnliche Lichteinfälle prägen ihre Fotografien. Ihr Interesse galt vor allem dem Porträtieren von Menschen, die in allen ihren Fotografien eine große Rolle spielen- ob als Teil einer Straßenszene oder im Künstlerportrait. Besonders hier experimentierte sie viel mit neuen und ungewohnten Perspektiven. Nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings erlangte sie vor allem als Architekturfotografin Ruhm, wo sie ebenfalls mit gewagter Linienführung und einem sehr bewussten Einsatz von Licht von sich reden machte. Die Architekturfotografie war eine gute und sichere Einnahmequelle für Eva Besnyö. Im Nachhinein aber bezeichnete sie diese Phase ihres Schaffens als Fehler: Ohne Menschen fehle ihren Bildern die Seele. Eine Zeitlang gab sie das Fotografieren sogar ganz auf.
Eva Besnyö und die Dolle Mina
Erst der Kontakt mit der feministischen Gruppierung Dolle Mina in den 1970er Jahren inspirierte sie wieder zum Fotografieren. Den Forderungen der niederländischen Frauenbewegung nach Gleichberechtigung schloss sich Eva Besnyö aus tiefer Überzeugung an. Sie begleitete und dokumentierte viele Aktionen. Im Gegensatz zu ihrem übrigen Werk tritt bei diesen Fotografien die Form hinter dem Inhalt zurück.
Wenige Jahre vor ihrem Tod übergab Besnyö alle ihre Abzüge einem Archiv. Ihre Hoffnung war es, dass man wieder mit ihnen arbeiten würde. Diesem Wunsch wird die Ausstellung in den Museen Bötcherstraße gerecht. Bis zum 22.04. ist sie noch zu sehen. Am Samstag, den 02.03. um 15 Uhr wird anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März eine Sonderführung zum Thema Eva Besnyö und die Dolle Mina angeboten.
Marion Rave
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