Frauen sind häufiger in Teilzeit beschäftigt, arbeiten in schlechter bezahlten Branchen, tragen den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit und stellen dabei ihre beruflichen Ziele zurück. Der Gender-Pay-Gap lag 2023 in Bremen bei 19 Prozent und nur jede fünfte Führungskraft war 2022 weiblich. Es wird schnell klar: „Gerade im Bundesland Bremen braucht es Programme, damit Frauen existenzsichernde Arbeit finden“ (Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte Bremen).
Seit nun 20 Jahren nimmt sich FAW dieser Aufgabe an. „Frauen Arbeits Welten“ (FAW) ist eine kostenlose Beratungsstelle, die Frauen aus Bremen bei allen Fragen zu Beruf und Karriere unterstützt, so zum Beispiel beim (Wieder-) Einstieg ins Erwerbsleben oder bei der Verwirklichung beruflicher Ziele.
Die Feier zum Jubiläum fand am 7. Mai in der Bremischen Bürgerschaft statt. Unter musikalischer und künstlerischer Begleitung blickten die Rednerinnen gemeinsam auf die letzten 20 Jahre zurück. Neben den Erfolgen und Neuerungen in der Organisationsgeschichte ging es vor allem um aktuelle Veränderungen und Hürden für Frauen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt. Dabei während der gesamten Veranstaltung spürbar: Viel Stolz, Dankbarkeit und große Wertschätzung für die Arbeit des FAW-Teams.
Rückblick auf 20 Jahre FAW
Gefeiert wurde das 20-jährige Wirken von FAW, doch die Wurzeln der Organisation reichen noch viel weiter zurück. 1989 reagierte die Bundesregierung mit einer Reihe Modellprojekte, darunter „Zurück in den Beruf“ (ZiB) in Bremen, auf die steigende Nachfrage nach Arbeitskräften. Wiedereinsteigerinnen sollte durch Beratung und Weiterbildungsprogramme die Eingliederung in das Erwerbsleben ermöglicht werden. Das Projekt erlebte sofort einen großen Zulauf und durch die Kooperation mit einer Vielzahl von Institutionen wuchs in Bremen ein Netzwerk rund um das Thema „Frauen und Beruf“.
2004 folgte dann die eigentliche Geburtsstunde von FAW. Mit der Zusammenführung von ZiB und dem Projekt „Migrantinnen Berufsorientierung und Planung“ (MiBoP) entstand eine zentrale Beratungsstelle, zunächst unter dem Namen „Frauen in Arbeit und Wirtschaft e.V.“. Den darauf folgenden Prozess beschrieb Doris Salziger, Geschäftsführerin von FAW, als „Entwicklung von einer Beratungsstelle zur Institution“. So erweiterte sich die Organisation um eine Vielzahl neuer Projekte, Zielgruppen, Angebote und Kooperationen. Und „das Konzept geht auf“, fasst Doris Salziger zusammen. Jährlich 750 Frauen nehmen das Beratungsangebot zum Berufseinstieg oder zur Existenzgründung heute in Anspruch. Im Oktober 2023 erhielt FAW einen frischen Anstrich und besteht nun als 100 prozentige Tochter des Deutschen Roten Kreuzes Landesverband unter dem Namen „Frauen Arbeits Welten gGmbh“.
Was macht die Arbeit von FAW so wertvoll?
In den 20 Jahren unverändert geblieben und bei der Veranstaltung immer wieder betont worden ist die persönliche Unterstützung, die Beratung auf Augenhöhe. Zuspruch, Wertschätzung und Empathie stehen im Fokus der Arbeit. Genau das fehlt vielen Frauen bei ihrer beruflichen Verwirklichung. „Auch wir Erwachsenen freuen uns über Lob und Ermutigung, doch bei Frauen kommen häufig mehr Gegenargumente als Unterstützung“, erklärte Antje Grotheer, Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft. Die Beraterinnen von FAW ermutigen, zeigen neue Perspektiven und begleiten Frauen auf ihrem persönlichen Weg.
„Es ist eine Beratung ohne Grenzen“ – Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte Bremen
„Ohne Grenzen“, das heißt zum einen, dass das Angebot kostenlos und damit für alle Frauen zugänglich ist. Aber auch, dass sich die Beratung nach den individuellen Zielen und biographischen Hintergründen richtet. Neben Orientierungshilfen bietet FAW Unterstützung beim Erwerb neuer Qualifikationen und digitaler Kompetenzen, beim Schreiben von Bewerbungen oder der Anerkennung ausländischer Berufs- und Schulabschlüsse. Mit Projekten wie „Umstieg aus der Prostitution“, dem „Netzwerk Alleinerziehende Bremen“ oder „#YourTurnBremen“, einem Programm für Frauen mit Migrationserfahrung, erreicht das Angebot neue Zielgruppen. Das zentrale Ziel: „Frauen unabhängig von Alter, Nationalität oder sozialer Herkunft zeigen, wie sie gleichberechtigt ihre Chancen am Arbeitsmarkt nutzen“ (FAW). Und dabei geht die Arbeit über die Beratung hinaus. In Form von Stellungnahmen, Austausch und Information wirkt FAW als „wichtige Stimme“ für Frauen in der Arbeitswelt (Bettina Wilhelm, Landesfrauenbeauftragte Bremen).
„Frauen sind häufig die stille Reserve am Arbeitsmarkt. Es ist langsam Zeit, aufzuhören, still zu sein“ – Karin Treu, Staatsrätin bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration
Still sein wollte bei der Jubiläumsfeier niemand mehr. Die Veranstaltung endete mit einem anhaltenden Applaus für das FAW-Team und dem anschließenden Aufruf „Wie laut wollt ihr sein?“, ein klarer Impuls, sich weiter lautstark für die Chancengleichheit von Frauen im Wirtschafts- und Arbeitsleben einzusetzen.
Wir gratulieren FAW zum 20-jährigen Bestehen!
Du suchst nach neuen beruflichen Perspektiven, einem Einstieg in den Beruf oder in die Selbstständigkeit? Anmeldung und Informationen zum kostenlosen Beratungsangebot unter 0421-169370 und kontakt@faw-bremen.de oder www.faw-bremen.de
Paula B.
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