In der Tragikomödie „Treasure“ geht es um eine Reise in die Vergangenheit, die geprägt ist von verdrängten Erinnerungen und einer schmerzhaften Sprachlosigkeit. Doch die Reise zeigt auch, wie wichtig es ist, sich mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen.
Verdrängte Vergangenheit
Im Jahr 1991 reist die US-amerikanische Journalistin Ruth (Lena Dunham) mit ihrem Vater Edek (Stephen Fry) nach Polen – Edeks Heimatland. Geplant ist eine Rundreise durch das triste postsowjetische Polen über Warschau, Kraków und Lódz. Ruth möchte durch die Reise die Vergangenheit ihrer jüdischen Familie erkunden. Sie möchte ihre Spuren und ihre Familienhistorie nachvollziehen. Ihr Vater Edek, ein Holocaust-Überlebender, hingegen will am liebsten die Vergangenheit vergessen. Er will die schmerzhaften Erinnerungen verdrängen und sich nicht mit seiner Familiengeschichte auseinandersetzen. Sie bereisen Lódz, Edeks ehemalige Heimatstadt, wo er zusammen mit seiner Frau 1940 vertrieben und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde. Zusammen besichtigen Ruth und Edek auch das Museum und die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Die Orte sind für Edek Orte des Schreckens und das Trauma, was Edek versucht zu verdrängen, steigt in Ruth als transgenerationales Trauma auf.
Die deutsche Regisseurin Julia von Heinz adaptierte für diesen Film den Beststeller-Roman „Too Many Men“ (dt.: Zu viele Männer), aus dem Jahre 1999, verfasst von der australischen Autorin Lily Brett. Nach Filmen wie „Hannas Reise“ (2013) und „Und morgen die ganze Welt“ (2020) schließt von Heinz mit „Treasure“ ihre Trilogie ab, in der sich sich mit den Auswirkungen der Shoah auf nachfolgende Generationen – transgenerationale Traumata – auseinandersetzt. Denn sowohl der autobiographische Roman als auch der Film thematisieren eine Reise in die Vergangenheit, die Sprachlosigkeit vieler jüdischer Familien nach der Shoah und die verdrängten Erinnerungen.
Die Weltpremiere von „Treasure“ fand im Februar 2024 auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin, kurz Berlinale, statt. Am 12.09.2024 kam der Film in die deutschen Kinos.
Hier geht’s zum Trailer.
Inke Ammermann
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