Eine neue Simulationsstudie zeigt: Der Mindestlohn könnte den Gender Pay Gap um 2,5 Prozentpunkte senken. Ist das tatsächlich so einfach?
Frauen sind von Niedriglöhnen vergleichsweise stärker betroffen als Männer. Der gesetzliche Mindestlohn kann deshalb die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die aktuell in Deutschland rund 22 Prozent beträgt, deutlich senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Simulationsstudie des Hamburgischen WeltWirtschafts-Instituts (HWWI) im Auftrag des Business and Professional Women (BPW) Germany e.V.
Die Autoren der Studie zeigen, dass eine Anhebung der Bruttostundenlöhne auf 8,50 Euro den Gender Pay Gap bei konstant gehaltener Beschäftigung um 2,5 Prozentpunkte reduziert. Den Grund dafür sehen sie vor allem in der abgemilderten Ungleichheit am unteren Rand der Einkommensverteilung. In einem zweiten Schritt wurde die Lohnlücke unter Einbeziehung von Beschäftigungseffekten berechnet. Insgesamt wirken sich diese nur unwesentlich auf das Ergebnis aus: Die zusätzliche Verringerung des Gender Pay Gaps liegt bei maximal 1,1 Prozentpunkten. Grundlage der Studie bilden Daten des Sozio-oekonomischen Panels, das eine repräsentative Stichprobe von 22.000 befragten Personen in 10.000 Haushalten umfasst.
Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im BMFSFJ, erklärt: „Der Mindestlohn ist ein weiterer wichtiger Meilenstein, um die Lohnungerechtigkeiten zwischen Frauen und Männern abbauen zu können. Er wirkt gerade dort, wo Frauen besonders stark vertreten sind, in Dienstleistungsberufen im Handel, im Hotel- und Gaststättengewerbe, in der Pflege sowie im Reinigungsgewerbe. Sie arbeiten dort häufig mit minimalen Stundenlöhnen und vorzugsweise im Minijob. Voraussetzung ist jedoch, dass wir die Einhaltung des Mindestlohns auch kontrollieren können. Dazu sind die gesetzlich verankerten Dokumentations-pflichten ein unverzichtbares Instrument.”
„Die Studie bestätigt unsere Erwartungen”, sagt Henrike von Platen, Präsidentin des BPW Germany. „Der Mindestlohn ist ein wichtiger Schritt für eine existenz-sichernde Beschäftigung von Männern und Frauen und wird helfen, die Lohn-lücke von unten zu schließen. Zwar werden die vollständigen Auswirkungen voraussichtlich frühestens 2016 sichtbar. Da aber diverse Argumente für eher moderate Beschäftigungseffekte sprechen, stehen die Chancen gut, dass das Datum des Equal Pay Day bald mehr als eine Woche nach vorne rückt!”
Die Simulationsstudie Boll, C, Hüning, H., Leppin, J., Puckelwald, J. (2015): Potenzielle Auswirkungen des Mindestlohnes auf den Gender Pay Gap in Deutschland finden Sie auf www.hwwi.org
Eine Kurzfassung der Studie finden Sie zudem auf der offiziellen Website des Equal Pay Days.
Katja meint
Die EInführung des Mindestlohnes ist ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dennoch muss sich auch in Zukunft noch einiges mehr tun.
Ulrike Hauffe meint
Ja, es stimmt: Der Mindestlohn hilft insbesondere den Frauen.