Du bist ein kreatives Individuum? Du hast lauter Ideen, die du gerne umsetzen wollen würdest? Leider besitzt du aber nicht die notwendige technische Unterstützung, wie einen 3D Drucker oder eine Stickmaschine? Dann ist das FabLab genau das Richtige für dich.
Wir haben uns bei dieser Ausgabe von FLINTA* der Woche für Katharina Nölle entschieden. Katharina arbeitet beim FabLab Bremen!
Was ist ein FabLab überhaupt?
Für alle, die sich nichts genauer darunter vorstellen können: Das FabLab ist eine weltweite Bewegung. Es geht darum, eine offene Kreativ-Werkstatt für Alle zu bieten. So kann man als Interessierte*r dieses Labor besuchen, die Geräte nutzen, eigene Ideen umsetzen, oder einfach nur experimentieren. Maschinen wie 3D-Drucker, Lasercutter, Plotter, Stickmaschinen, Pressen aber auch Computer und Werkbänke sind teuer und stehen nicht jeder*m frei zur Verfügung. Deshalb ist das FabLab auch so eine innovative und interessante Idee für alle Tüftler*innen! Laut der Website fokussiert sich die Bewegung auf „die Qualifizierung von Nachwuchskräften, die Förderung von Medienkompetenz (und) das Wecken von Interessen für technische und kreative Berufe und neue Technologien.“
„Das FabLab Bremen ist als Verein organisiert, in dem auch die Community der Tüfftler*innen und Maker*innen untereinander einen guten Austausch haben und sich gegenseitig helfen und inspirieren.“ – Katharina Nölle
Auch Bremen beherbergt eines der 360 deutschen kreativ FabLab. Als Redaktion besuchten wir dieses im Rahmen eines Programmierworkshops für FLINTA*. Wir waren begeistert! Nicht nur von der Ausstattung, der Offenheit des Teams, sondern auch von der weiten und freien Ausstrahlung der Räumlichkeiten. Das FabLab zeichnet sich durch hohe Wände und einen großen Raum aus, der neben einer Skaterhalle liegt. So treffen verschiedene Szenen des Bremer Kreativ- und Soziallebens zusammen – Kunst, Technik, Streetart und Sport – was eine spannende Atmosphäre schafft.
Unsere FLINTA* der Woche
Unsere FLINTA* der Woche ist Katharina Nölle! Sie ist seit zwei Jahren Teil des FabLab Teams. Zusammen mit ihren Kollegen*innen plant, organisiert und führt sie Workshops für Kinder, Schulklassen, aber auch Erwachsene und Jugendliche durch. „Dazu kommt das Alltagsgeschäft wie Förderanträge schreiben oder mit anderen Institutionen zu kooperieren und mit der Makerszene zu netzwerken.“ In unserem Interview berichtet Katharina davon, wie sie sich schon immer für digitale Techniken interessiert habe, die das Analoge und Digitale verbinden. Bereits im Studium zur Medienpädagogin kam sie in Kontakt mit der Kunst des Programmierens und der Medien. Es entstand der Wunsch, die Kreativität vermehrt in die digitale Welt einzuschleusen. Vor dem FabLab arbeitete Katharina als Medienpädagogin. Dabei kreierte sie häufig verschiedene Medien wie Filme, Fotos und Social Media Posts oder erklärte anderen EDV-Programme.
Die besondere Zusammenstellung des FabLab Teams
Um beim FabLab arbeiten zu können, benötigt man keine betriebsspezifische Ausbildung. Das heißt, alle Teammitglieder*innen haben verschiedene Hintergründe was Ausbildung, Beruf oder Studium angeht. Jede*r bringt was anderes an den Tisch und unterstützt die Organisation verschieden, was das Ganze erst so vielseitig macht. „Wir sind Designer*innen, Ingenieur*innen, und Medienwissenschaftler*innen. Obwohl viele FabLabs hauptsächlich von männlichen älteren Personen dominiert werden und wurden, sind in den letzten zwei Jahren in unserem Team einige Frauen dazugekommen.“
Design. Make. Learn. Share
Wir haben unserer FLINTA* der Woche aus Interesse zu ihrem spannenden Beruf einige Fragen gestellt:
Redaktion: Was bereitet dir die meiste Freude an deinem Job? Hast du vielleicht eine Lieblingstechnik, mit der du dich befasst?
„Freude habe ich besonders am Lösen von Problemen. Das klingt vielleicht jetzt bizarr, aber im Umgang mit Technik gibt es immer neue, plötzlich auftauchende Probleme. Ich sehe das nicht negativ, sondern als eine Möglichkeit nochmal einen anderen Weg auszuprobieren. Das kann zum Beispiel auch heißen, dass ich mein Objekt, dass ich mit dem 3-Drucker drucken will, am Laptop nochmal komplett umgestalten muss oder analog an der Werkbank nachbearbeiten muss. Auch die Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen und vor allem unterschiedlichen Altersgruppen macht mir Spaß. Das gegenseitige Voneinander-Lernen und die Zusammenarbeit hilft dann auch mal über ein Frust-Phase hinweg, wenn etwas gar nicht funktionieren möchte.
Meine FabLab-Liebling ist der Lasercutter. Wie präzise dieser schneidet und graviert mach einfach immer wieder Freude zu sehen.“
Redaktion: Was war das ungewöhnlichste Projekt, welches ihr realisiert habt?
„Oh, das ist schwer zu sagen. Da ich erst seit 2 Jahren dabei bin, habe ich viele spannende Projekte nur als Endprodukt gesehen. Die Projekte in der Entstehung mitzubekommen ist beim prozesshaften Arbeiten meistens das Interessanteste. Aber wir haben im letzten Jahr ein Projekt gestartet, dass Daten über Insekten sammeln soll, um dann die Datenbank einer KI-gesteuerten Artenbestimmung zu füllen. Konkret heißt das: Wir haben ein Häuschen mit einer Kamera ausgestattet, die auslöst, wenn ein Insekt durch die Lichtschranke fliegt, und einem Sensor, der die Flügelschläge des Insekts zählt. Damit sind wir Teil des bundesweiten Citizen Science Projektes „KInsecta“.“
Redaktion: Was für Herausforderungen begegnest du in deinem Beruf?
„Es gibt eigentlich täglich Herausforderungen. Aber im FabLab wird viel mit dem Try and Error Prinzip gearbeitet, deswegen durchläuft man hier auch mehrere Prozessschleifen. Meine persönliche Herausforderung ist es nicht nur meine Frustrationsgrenze zu erweitern, sondern auch die Teilnehmenden zu ermutigen, es nochmal zu probieren und weiter zu tüfteln.“
Redaktion: Der FLINTA* Open Lab day findet ja bereits schon seit einiger Zeit statt, wie waren die Rückmeldungen von den vorherigen Teilnehmer*innen bis jetzt? Warum habt ihr euch dazu entschieden diese Tage überhaupt einzurichten?
„Die Teilnehmer*innen, die das erste Mal ins FabLab gekommen sind, waren immer begeistert von den Möglichkeiten, die es hier gibt, um Projekte umzusetzen. Oft ist es aber auch für das erste Mal ein bisschen erschlagend. Viele wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Deswegen ist es gut öfter zukommen. Dann entwickeln sich die Ideen oft erst und durch das Machen und „einfach Anfangen“ kommen dann meistens auch schnell Erfolgserlebnisse. Deshalb haben wir die monatlichen Termine als Safe Space für FLINTA* Personen eingerichtet, die durch den Senator für Kultur gefördert werden und dadurch auch komplett kostenlos sind.“
Redaktion: wie sieht deine Traumvorstellung von deiner persönlichen Zukunft und der al Teil des FabLab Teams aus?
„Meine Vorstellung ist es, noch mehr über die unterschiedlichen digitalen Technologien und deren Einsetzbarkeit zu lernen. Da diese Praktiken wie zum Beispiel das sogenannte Smart Home immer mehr auch in den Alltag fließen, finde ich es spannend, nicht nur ein Endprodukt in den Händen zu halten, sondern auch den Weg dahin zu verstehen und nachzubauen.
Da es immer wieder an finanziellen Förderungen für personelle Ressourcen im FabLab fehlt, wünsche ich mir nicht nur für mich selbst, sondern auch für den Ort und die Vereinsarbeit eine sicherere Finanzierung, um langfristige Projekte und Kurse zu ermöglichen. Wir bekommen auch oft von Teilnehmer*innen oder Eltern rückgemeldet, dass ein solches dauerhaftes Angebot in Bremen fehlt.“
Ort der Kreativität
Ich bin auf jeden fall total begeistert von diesem Ort der Kreativität. Ich wünschte ich hätte schon früher von dem FabLab gewusst. Es öffnet so viele kreative Möglichkeiten, die zuvor immer verschlossen waren. Ich werde definitiv bei den nächsten Open Lab Days dabei sein und würde mich freuen euch da zu treffen!
Redaktion: Gibt es etwas, was du den Lesern noch mitgeben möchtest?
„Kommt gerne im FabLab vorbei. Es gibt unterschiedliche Veranstaltungen, bei denen auch Menschen mit gar keinen Vorkenntnissen willkommen sind. Aber auch wenn ihr euch in dem Bereich engagieren möchtet, kommt gerne vorbei oder schreibt eine Mail an info@fablab-bremen.org. Die nächsten FLINTA* Open Labs sind am 21. November und am 19. Dezember jeweils von 19-21 Uhr.
Aber auch an den OpenLabDays jeden Montag und Donnerstag sind wir da und freuen uns über neugierige Menschen.“
Besuch das FabLab!
Open Lab Days: Montag (18-21 Uhr) und Donnerstag (15-17 Uhr)
Die nächsten FLINTA* Open Lab Days: 21. November und 19. Dezember (19-21 Uhr)
Wo?: An der Weide 50a, 28195 Bremen
Schreibe einen Kommentar