Das erste Mal haben wir die OMAS GEGEN RECHTS auf einer Demonstration in Bremen gesichtet. Die Schilder der Omas, wie sie sich selbst nennen, waren nicht zu übersehen. Schlicht und aussagekräftig. Ein weißes Plakat mit schwarzen Großbuchstaben: “OMAS GEGEN RECHTS”. Trotz fortgeschrittenen Alters setzen sich die Omas als zivilgesellschaftliche, überparteiliche Initiative klar gegen Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Faschismus ein. Wir haben uns mit zwei Omas aus Bremen getroffen.
Ihr Motto lautet: „alt sein heißt nicht stumm sein!” (übernommen von Monika Salzer, OMAS GEGEN RECHTS Wien)
Die Anfänge der Omas
Die Initiative OMAS GEGEN RECHTS fand ihre Ursprünge im November 2017 in Wien. Am 27.01.2018 wurde OMAS GEGEN RECHTS von Gerda Smorra und Anna Ohnweiler unabhängig voneinander gegründet. Die Idee kam durch den Gedenktag der Befreiung von Ausschwitz. Die Omas wollten sich ganz klar gegen die wieder aufsteigende rechte Hetze positionieren. Deutschlandweit gibt es unterschiedliche Zweige von OMAS GEGEN RECHTS, sie vernetzen sich über Facebook.
In Bremen haben die Omas ebenfalls durch Gerda Smorra zusammengefunden. Einige erfuhren von den Omas über Facebook, andere über die Zeitung. Zunächst wurden gemeinsam Demonstrationen besucht, im August 2018 fand dann das erste analoge Treffen im Theatro statt. Kurze Zeit später fanden die Omas mindestens einmal im Monat zusammen, um sich gegenseitig auszutauschen. Zunächst mit 20 Beteiligten, später aber auch mit 30-40. Aus dem großen Kreis fand sich, um Gerda Smorra herum, zusätzlich auch eine Arbeitsgruppe zusammen, um Planungen und Aktivitäten zu organisieren. Die Omas in Bremen verstehen sich als Initiative, denn als Verein ist es schwieriger, gemeinsam zu entscheiden. Es soll nicht immer nur eine Satzung geben, die alles bestimmt.
“Wir sind ganz bewusst kein Verein, sondern eine Initiative. Jede soll sich so einbringen, wie sie kann. Es sind ja auch nicht immer alle dabei.”
Wer sind die Omas?
Die Omas in Bremen und auch insgesamt bezeichnen sich als sehr unterschiedlich. Manche kommen aus der Anti-Atomkraft-Bewegung, manche aus der Geflüchtetenhilfe, andere gehörten der Frauenbewegung an, alle sorgen sich um die jüngeren Generationen.
„Das Besondere an den Omas ist, dass alle so verschieden sind. Unsere einzige Gemeinsamkeit sind unsere Grundsätze, an die wir uns alle halten müssen.”
Bei den OMAS GEGEN RECHTS sind alle Willkommen. Enkelkinder, Opas, Familienangehörige und Freund*innen. Trotzdem ist den Omas wichtig, dass sie als Frauenbewegung verstanden werden. OMAS GEGEN RECHTS wurde von Frauen gegründet und aufgebaut. Viele Männer fühlen sich angegriffen, wenn sie mitmachen dürfen, aber nicht im Namen auftauchen.
„Männer sind zwar willkommen, aber wir sind schon eine Frauenbewegung. Ich sage immer, wie viele Organisationen gibt es, in denen Frauen nicht berücksichtig werden aber mitarbeiten.”
Was machen die Omas?
Neben den Aufgaben wie Protokolle schreiben, Schilder basteln und Emails verfassen, gibt es jetzt auch einen Chor der Omas. Eine der Omas aus Bremen ist ehemalige Musikerin und spielt Akkordeon.
„Wir fallen am besten auf, wenn wir Musik machen”
Die Omas in Bremen treffen sich normalerweise jeden 1. Samstag im Monat zu Aktionen wie Mahnwachen vor dem Rathaus, Vorträgen, City-Walks und Putzaktionen von Stolpersteinen. Für die Bundestagswahl war es den Omas zum einen wichtig, vor allem junge Menschen zum Wählen zu animieren. Zum anderen aber auch die Älteren zu motivieren, ihre Stimme für die Zukunft der Kinder und Enkelkinder abzugeben. In der Zeit vor der Bundestagswahl trafen sie sich deshalb jeden Samstag hinter dem Rathaus, um zum Wählen aufzurufen und direkt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie wollen ein klares Zeichen gegen die undemokratische AfD setzen, ordnen sich sonst aber keiner Partei zu.
„Wir sind parteiunabhängig. Hauptsache sie wählen demokratisch.”
Zu Beginn von der Corona-Pandemie waren die Omas zunächst unsicher, ob sie gegen die Querdenken-Bewegung protestieren sollten. Ziemlich schnell wurde dann aber klar, dass Nazis, Faschist*innen und Rassist*innen sich mit der Querdenken-Bewegung solidarisierten. Die querdenkenden Anhänger*innen haben keine Scheu, mit Nazis nebeneinander herzulaufen, sind antidemokratisch und bezeichnen Deutschland in Corona-Zeiten als Diktatur. Das konnten die OMAS GEGEN RECHTS nicht auf sich sitzen lassen.
„Wer auf Querdenken-Demos geht macht sich mit Nazis gemein”
Spendenaktionen der Omas
Die Erlöse einer sehr erfolgreichen, bundesweiten Spendenaktion der OMAS GEGEN RECHTS ging an Mission Lifeline. Mit der Spendenaktion wurden mehr als 22.000€ gesammelt. Von den Spenden wurde die Seenotrettung Mission Lifeline mit zwei Rettungsinseln ausgestattet und ein Frauenhaus sowie eine Wäscherei auf Lesbos unterstützt. Für die Omas war die Finanzierung der ersten Rettungsinsel schon ein großer Erfolg.
„Wir waren überwältigt, dass so viel gespendet wurde.”
Aktuell hat das OMAS GEGEGEN RECHTS-Deutschlandbündnis zu einer Spendenaktion aufgerufen, um die zurückgelassenen Ortskräfte in Afghanistan zu unterstützen. Die Omas möchten den hinterbliebenen Ortskräften das Überleben ermöglichen und erleichtern. Sie bieten rund um die Uhr eine Telefonseelensorge an, um den Menschen vor Ort Mut zuzusprechen.
Erfahrungen der Omas
Die Omas haben sowohl positive als auch negative Erfahrungen machen müssen. Zum Glück überwiegen die positiven Erfahrungen. Sie berichten von viel Zuspruch und Unterstützung auf der Straße. Auf einer Demonstration in Hamburg gab es viel Zuspruch. Ältere Punker und viele Jugendliche klatschten Beifall, als die OMAS GEGEN RECHTS sich bemerkbar machten. Auch innerhalb der Familie werden die Omas unterstützt und anerkannt. So harmonisch ist es jedoch nicht immer. Einige der Omas wurden bespuckt, manchmal fällt ein dummer Spruch von rechter Seite. Trotzdem hören die Omas nicht auf, ihre Grundsätze in die Gesellschaft zu tragen. Sie tragen aktiv dazu bei, Rassismus, Antisemitismus, Faschismus und Frauenfeindlichkeit den Kampf anzusagen. Wir sind dankbar, dass ältere Generationen gleiche Werte wie die jüngeren vertreten und dass gemeinsam für die selben Ziele gekämpft wird
Lilli und Emilia
Elisabeth Graf meint
Vielen Dank für die gute Berichterstattung von uns OMAS GEGEN RECHTS. Darin finde ich uns wider.
Elisabeth Graf
(Bremer OMA GEGEN RECHTS)
Thea Ohle meint
Die OMAS sind einfach großartig.