Inhaltswarnung: sexualisierte Gewalt und Femizid
„Als Mädchen und als Frau hast du das Recht, niemals deine Existenz rechtfertigen zu müssen. Dein erstes Recht ist Sicherheit.“ (Übers.d.Autorin). Die Autorin dieses Zitats ist Rita Banerji, eine indische Gender-Aktivistin, Autorin und Biologin. Diese unfassbar mutige Frau hat es sich zur Aufgabe gemacht über die Femizide in Indien aufzuklären. Diese sind zwar gesetzlich verboten, in der Gesellschaft jedoch trauriger Weise stark verbreitet. So kommt es dazu, dass Fälle wie der der jungen immer häufiger werden. Der Fall Manisha handelt von zwei jungen Frauen, die den Folgen einer Gruppenvergewaltigung erlagen. Die Protestwellen die dem folgten waren leider nicht selbstverständlich, da die Mädchen Dalits waren, also die unterste Kaste ausmachten. In diesem erschütterndem Fall wurde den Frauen also Aufklärung zu betreiben ist eines der wichtigsten Aufgabe zur heutigen Zeit, um Sensibilität zu schaffen und zu fördern. Dieser Meinung ist auch Rita Banerji, unsere heutige FLINTA der Woche.
Wer ist sie?
Rita Banerji wurde 1967 in Indien geboren. Ihr Eltern, waren beide Lehrer*innen, demnach in einer höheren Kaste. Ihre Familie und sie selbst, waren sehr privilegiert im Vergleich zum Großteil der indischen Bevölkerung. Das erlaubte ihr auch mit 18 Jahren in die USA zu ziehen und dort Biologie zu studieren. Ihre anfängliche Arbeit behandelt viele Themen wie Naturschutz und Umwelt. Schon damals stieg ihr Interesse an feministischen Themen und sie fing an mit Aktivistinnen wie Vandana Shiva zusammenzuarbeiten. Von klein auf hatte Rita Banerji ein unbändiges Verlangen zu schreiben, jedoch unterstützen ihre Eltern diesen Wunsch und diese Leidenschaft nicht und sie verdrängte die Idee für eine lange Zeit. Als Rita mit 30 wieder nach Indien zog ging sie ihrem Traum und ihrem Verlangen zu Schreiben nach.
Sex and Power
Mit 30 Jahren fing Rita Banerji an über Gleichberechtigung der Geschlechter und Frauenrechte in Indien zu schreiben und zu berichten. 2008 veröffentlichtet sie ihr erstes Buch „Sex and Power: Defining History, Shaping Societies“. Anhand dieses Romans zeigt die Autorin, beispielhaft an Indien, dass die Sexualmoral nicht absolut ist, sondern eine soziale Konstruktion, die gesellschaftlichen Umwälzungen unterliegt. Anhand vier historischer Perioden aus Indiens Geschichte beschreibt Rita Banerji wie sich das Verständnis von Sex und Sexualität verändert hat.
In einer Zeit der Intoleranz und Verschlossenheit über nicht nur Freiheit, sondern die sexuelle Freiheit der Frau zu schreiben ist nicht nur extrem mutig, sondern ein Zeichen dafür, dass eine neue Ära angefangen hat; eine Ära in der die sexuelle Freiheit und das offene Sprechen über feministische Themen und Sexualität essentiell sind.
“Die derzeitige Struktur des indischen Sozial- und Rechtssystems ist so beschaffen, dass sie sowohl dem Bedürfnis des konservativen Patriacharts, nach sexueller Autonomie, als auch der sexuellen Objektivierung der Frauen entgegenkommt und sie ihres Willens, ihrer [freien] Wahl und ihrer Individualität beraubt.” (Rita Banerji, “Sex and Power”)
50 Million Missing
Die Aktivistin gründete die Kampagne „50 Million Missing“ um das Bewusstsein für Femizide in Indien zu schärfen. Heutzutage ist es die größte Basisbewegung zu Beendigung der Femizide, die in mehr als 200 Ländern unterstützt wird. Die Bewegung hat es sich zur Aufgabe gemacht Menschen weltweit zu dem Thema aufzuklären und das Schweigen zu brechen. Mehr als 50 Millionen Frauen wurden, über 75 Jahre hinweg, unter den Augen der Regierung ausgerottet, durch geschlechtsspezifische Gewalt, beispielsweise Zwangsabtreibungen, wenn das Neugeborene ein Mädchen wird, Ehrenmorde und Mitgiftmorde. Ehrenmorde sind Morde innerhalb einer Familiengesellschaft, die man durch eine Verletzung der Familienehre zu legitimieren versucht. Mitgiftmorde sind wiederum Morde, die sich an Ehefrauen oder Schwiegertöchter richten, aufgrund einer “unzureichenden“ Mitgift. Die Kampagne möchte darüber aufklären, diese Morde stattfinden und die systematische Ausrottung der Frau aus der indischen Gesellschaft eine omnipräsente Bedrohung darstellt.
Rita Banerji hat es sich zur Aufgabe gemacht über diese Morde aufzuklären, das verschwiegene Thema für die breite Masse zugänglich zu machen, damit sich endlich etwas ändern kann. Es geht aber nicht nur um Aufklärungsarbeit die geleistet wird sondern auch um das Fördern von Lobbyarbeit für die internationale Anerkennung der Femizide und für Maßnahmen der Regierung und der internationalen Gemeinschaft um diese Morde zu stoppen.
Das Hauptziel dieser Kampagne ist aufklären und unter der breiten Masse ein Bewusstsein für diese systematische Ermordung der Frau nur, weil sie eine Frau ist, zu entwickeln. Denn sie ist der Meinung, dass nur durch den Perspektivwechsel ein gesellschaftlicher Wandel herbeigeführt werden kann. Diese Femizide treffen in ganz Indien zu, von den Reichsten bis zur den Ärmsten des Landes zieht sich die Gemeinsamkeit des Ermordens junger Frauen und Mädchen. Sei es durch weibliche Fetozide, also die Tötung von weiblichen Embryos, Kindstötung, Ehrenmorde oder Mitgift bezogene Morde.
Wie könne diese unzähligen Femizide unter den Augen so vieler ungestört praktiziert werden? Rita Banerji schreibt, dass es unter anderem an der „tiefen, historisch verwurzelten Akkulturation des Frauenmordes liegt“. Es gibt zwar Einführungen neuer Gesetze, um die stattfindenden Femizide zu stoppen, jedoch ist es schwierig dieses Problem zu bewältigen, wenn die Frauenfeindlichkeit solange gefördert wurde und tief im gesellschaftlichen Denken integriert ist.
Jedoch ist die Lage nicht so aussichtslos wie es vielleicht erscheinen mag; immer mehr Mädchen und Frauen gehen wütend auf die Straße und protestieren gegen diese Morde. Sie kritisieren offen die Politik und nur so kann es auch zur längst fälligen Veränderungen kommen.
Warum ist Rita Banerji unsere FLINTA der Woche?
Rita Banerji ist eine beeindruckende Frau, die über ein Thema aufklärt, dass so brutal ist, dass es vielen Menschen die Sprache verschlägt. Doch auch so welche Themen gehören trauriger Weise zum Alltag von Millionen Mädchen und Frauen in Indien, aber auch weltweit. Sie ist nicht nur Gründerin der Kampagne „50 Million Missing“ sondern auch Autorin mehrerer Bücher. Sie stellt ihre Projekte vor dem UN-Menschenrechtsrat vor und wird nicht aufhören bis den Femiziden durch die Einführung von Gesetzgebungen und gerechten Bestrafungen eine Ende gesetzt wird. Ihre Aufklärungsarbeit über diese systematische Ermordung von Frauen und Mädchen ist unentbehrlich und ihre Nachricht, dass niemand dein Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzen darf, sollte niemals vergessen werden.
Es gibt immer wieder Petitionen auf der Webseite von „50 Million Missing“, die ich sehr anrege zu unterschreiben, denn jede Stimme zählt!! Auf die Webseite kommt ihr .
Lina
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