Frauen in den Wissenschaften – das ist so ein Thema, wo das letzte Wort immer noch nicht gesprochen ist. Gemeint sind hier vor allem die Naturwissenschaften, da Frauen in den Geisteswissenschaften bereits deutlich mehr vertreten sind. Aber ganz allgemein haben es Frauen heutzutage immer noch schwer, in den Wissenschaften gesehen und als gleichgestellt behandelt zu werden – und das ganz ohne Tarnumhang.
Denken wir mal darüber nach, wie viele weibliche Wissenschaftlerinnen kennt man denn wirklich? Eine. Marie Curie. Und männliche Wissenschaftler? Viele. Darwin. Newton. Einstein. Die großen Namen in der Geschichte. Dabei waren Frauen in der Geschichte der Wissenschaft doch schon immer mit dabei – nicht nur als Assistentinnen, sondern auch als Forscherinnen. Aber warum es auch heute noch Schwierigkeiten und Ungleichgewichte gibt, wie diese aussehen und was man eventuell dagegen tun könnte, darum soll es in der Reihe „frau erfunden“ gehen. Der Titel spielt hierbei nicht nur auf Erfindungen von Frauen, sondern auch auf die Frau, wie sie von der Gesellschaft erfunden wurde, an. Dabei beziehe ich mich auf traditionell binäre Sichtweisen – auch wenn es natürlich noch viele andere Formen und Geschlechter gibt!
Inspiriert von Nancy Hopkins’ Dokumentation „Picture a Scientist“ und meiner eigenen Forschung in der Literatur, möchte ich euch zehn Themen zu Frauen in den Wissenschaften vorstellen. Dabei kommen viele verschiedene Faktoren zum Tragen, wie zum Beispiel:
1. Der Druck der Erwartung: Von klein auf wird Mädchen erzählt, dass ihnen Mathe, Physik, Chemie und Co. nicht liegen. Auch im Fernsehen sind weibliche Wissenschaftler selten zu sehen und auch heute noch ist die Assoziation zwischen männlich-geprägten Begriffen und Werten und den Wissenschaften groß. Frauen werden stattdessen eher mit Begriffen aus dem Haushalt assoziiert. Aber warum, woher, und wie weg damit?
Allerdings ist es nicht nur schwer, als Frau in den Wissenschaften anzukommen, es ist ebenfalls schwer, dort zu bleiben. Und das hat gleich mehrere Gründe;
2. Erfolgsdruck in den Wissenschaften: die heutige Wissenschaft ist geprägt von einem extremen Wettbewerbsgedanken. Dies führt zu allerhand Problemen, wie zum Beispiel weniger intellektuellem Austausch zwischen Wissenschaftler*innen, Misstrauen zwischen Wissenschaftler*innen aber auch in der Bevölkerung, Manipulation, Burnout, Karrierewechsel, und nicht zuletzt wissenschaftlichem Fehlverhalten. Dazu zählen zum Beispiel Plagiatsfälle und verfälschte oder erfundene Ergebnisse.
3. Mein Ergebnis, dein Ergebnis: Plagiatsfälle können vor allem Frauen in den Wissenschaften und jüngere Wissenschaftler*innen betreffen (deren Ergebnisse oft in die Publikationen anderer Wissenschaftler einfließen, ohne als fremde Arbeit anerkannt zu werden). Bekannt sind diese Phänomene jeweils als Matilda- und Matthew-Effekt. Was das genau ist, erkläre ich euch in meiner Reihe.
4. Old Boy’s Club: Ist es das, was die Wissenschaften sind? Ein Club alter, weißer Männer? Fakt ist, dass diese Figuren zumindest großen Einfluss nehmen. Zusammen bilden sie eine Gemeinschaft, die von Außenstehenden nur schwer zu erreichen ist. Bei der Stellenvergabe und bei Veröffentlichungen ist dieser Einfluss nach wie vor zu spüren. Von Nobelpreisen ganz zu schweigen.
5. Bis hierhin und nicht weiter – der Glasdeckeneffekt: Sagen wir mal, sie hat es geschafft – sie arbeitet in den Wissenschaften und steigt auf der Karriereleiter immer weiter nach oben. Warum stößt sie irgendwann gegen eine gläserne Decke? Warum kann sie zwar sehen, was auf den höheren Etagen passiert, aber selbst nicht daran teilnehmen? Dieses Phänomen nennt man den Glasdeckeneffekt. Der Artikel hierzu soll den Begriff erklären und ihm Aufmerksamkeit schenken.
6. Mutter der Erfindung: Wusstet ihr, dass Frauen ihre Karriere viel öfter aufgeben als Männer, um Kinder zu bekommen? Auch in den Wissenschaften. Ist es schwieriger, als Wissenschaftlerin auch Mutter zu sein? Und gibt es im Labor überhaupt Kinderbetreuung?
Das sind nun bereits einige wichtige Aspekte, aber ist das Thema Frauen und Wissenschaften damit erschöpft? Natürlich nicht. Das würde vermutlich auch nach hundert Artikeln nicht der Fall sein. Aber hier sind zumindest weitere vier, die es zu bedenken gilt:
7. Hände weg von meinen Brüsten!: Sexuelle Belästigung von Wissenschaftlerinnen am Arbeitsplatz. Warum gerade Wissenschaftlerinnen gefährdet sind und was es schon für Fälle gibt, erfahrt ihr hier – denn laut und deutlich „Nein“ zu sagen, ist im Anblick der Karriere gar nicht immer so einfach. Dabei geht es hier nicht nur um körperliche Übergriffe, sondern auch um verbale Erniedrigung und Sexismus.
8. Ich glaube, ich werd’ wahnsinnig: Überarbeitung und psychische Belastung, das sind zwei Effekte die natürlich viele Menschen in den Wissenschaften beschäftigen – denn es ist ein Beruf, wo viel von einem abverlangt wird, und die Nächte im Labor oder vor dem Computer sind lang. Das kann auch weibliche Wissenschaftler betreffen, die sich selbst und ihre Fähigkeiten ohnehin immer wieder unter Beweis stellen müssen.
9. Am Rande der Welt: Draußen oder drinnen forschen? Das Labor zu klein, der Urwald zu weit? In diesem Artikel soll es direkt um den Arbeitsplatz gehen. Wie sieht so ein Arbeitsplatz heutzutage eigentlich aus? Für alle gleich? Oder gibt es da immer noch Unterschiede?
10. Die Summe aller Fördermittel: Ähnlich wie beim Arbeitsplatz ist auch hier noch keine Gleichstellung zwischen den Geschlechtern erreicht. Selbst bei gleicher Qualifikation bekommen Wissenschaftlerinnen geringere Mengen an Fördermitteln als ihre männlichen Kollegen. Aber warum, und wie groß ist der Unterschied wirklich? Und was hat es für Auswirkungen, wenn Frauen weniger forschen?
All das sind Fragen, um die es in „frau erfunden“ gehen soll. Natürlich kann ich nicht alles behandeln oder beantworten – seht diese Serie daher bitte als Einblick. Eine Chance, euch ein bisschen zu informieren, und dann mitzudenken. Was wurde schon alles von Frauen erfunden? Wer hat eigentlich Frauen erfunden? Und wie kann man Frauen in den Wissenschaften neu erfinden? Am besten zusammen.
Cora Övermann
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