Vergangene Woche fanden der jährlich weltweit stattfindende Ada Lovelace Tag (am 11. Oktober 2016) und zum zweiten Mal das Ada Lovelace Festival (am 13. und 14. Oktober 2016) in Berlin statt. Mit Veranstaltungen an diesen Tagen wurde die vor 200 Jahren lebende gleichnamige Britin geehrt: Sie gilt als die erste Computerprogrammiererin der Welt. Damit ist sie sowohl für die Informatik als auch für Frauen allgemein eine Pionierin. Die Mathematikerin stammte aus London und lebte im 19.Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurden Frauen aus höherer Bildung und Wissenschaften ausgeschlossen. Trotzdem war sie die erste Person, die ein komplexes Computerprogramm schrieb.
Pionierin der Informatik
Ada Lovelace wurde am 10. Dezember 1815 als Ada Augusta Byron, Countess von Lovelace, in London geboren. Ihre Eltern waren Anne Isabelle Noel-Byron und der Dichter Lord Byron. Ada wuchs getrennt von ihrem Vater auf, der sie und ihre Mutter verließ und acht Jahre nach Adas Geburt starb. Dank ihrer Mutter bekam sie eine naturwissenschaftliche Ausbildung. Später lernte Ada in den wissenschaftlichen Kreisen Londons unter anderem den Erfinder Charles Babbage kennen. Er wollte eine Rechenmaschine entwickeln, die letztendlich nie fertiggestellt wurde. Ada übersetzte einen Bericht zu diesem Projekt und veröffentlichte mit ihren Notizen ihr berühmtestes Werk. Sie erkannte, dass der Apparat nicht nur Zahlen, sondern auch Texte und Bilder verarbeiten und sogar Musik komponieren könnte. Sie veröffentlichte das Konzept einer Programmiersprache, etwas, was es zu dieser Zeit noch nicht gab. Daher konnte erst über hundert Jahre später etwas mit ihren Notizen angefangen werden, unter anderem auch, weil sie den Unterschied zwischen Rechenmaschine und Computer erkannt hatte. Außerdem nahm sie die heutzutage selbstverständliche Unterteilung zwischen Software und Hardware vorweg. Doch auch schon direkt nach der Veröffentlichung lobten andere Wissenschaftler ihrer Zeit Adas Erkenntnisse.
Als Frau im 19. Jahrhundert
Es ist besonders bemerkenswert, dass dies einer Frau zu dieser Zeit gelungen war. Im 19.Jahrhundert durften Frauen nicht studieren und ein Interesse an Naturwissenschaften verstieß gegen Konventionen. Adas Studien fanden fernab von Universitäten und Bibliotheken statt. Ihr Mann, William King, ging für sie in die Bibliothek, da sie als Frau keine betreten durfte. Frauen galten als weniger intelligent als Männer und trauten sich deshalb oft nicht Interesse an höherer Bildung zu zeigen. Wenn sie es taten, dann veröffentlichten sie selten Werke unter ihrem Namen. Auf dem Deckblatt des Berichts über Babbages Maschine bleibt Ada Lovelace als Übersetzerin anonym. Ihre Notizen signierte sie allerdings mit A.A.L., für Ada Augusta Lovelace. Diese Signatur ist interessant, denn sie unterzeichnete nicht mit ihrem offiziellen Namen, Ada Augusta Byron King. Damit trennte sie sich sowohl von dem Namen ihres Vaters als auch ihres Ehemannes. Ihr Vater war in ihrem Leben kaum präsent und auch ihre Ehe war keine glückliche Beziehung. Vielleicht wählte sie aus diesen Gründen den Namen, der keine Verbindung zu den gängigsten wichtigsten Männerfiguren im Leben einer Frau herstellt. So ist sie auch heute noch unter dem Namen Ada Lovelace bekanntesten.
Heutzutage: Ada Lovelace Tag
Ada Lovelace ist als Mathematikerin und Informatikpionierin für heute extrem interessant und inspirierend: In einer männerdominierten Gesellschaft und Wissenschaft setzte sie sich durch und bewies ihr Können. Sie trotzte Vorurteilen und Anfeindungen. Die britische Journalistin Suw Charman-Anderson hat 2009 den ersten Ada Lovelace Tag einberufen, um einflussreiche Frauen der STEM-Fächer (Science, Technology, Engineering und Mathematics) zu ehren. Dieser Tag findet jährlich am zweiten Dienstag im Oktober statt. In diesem Jahr fand außerdem zum zweiten Mal das Ada Lovelace Festival in Berlin statt. Neben der Programmiersprache ADA und der Lovelace Medal erinnern heutzutage weitere nach ihr benannte Projekte und Preisverleihungen weltweit an die unkonventionelle und intelligente Frau. Das Ada-Lovelace-Projekt ist beispielsweise ein rheinlandpfälzisches Mentorinnenprogramm für weiblichen Nachwuchs in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Hoffentlich können so weitere Mädchen und Frauen dazu ermutigt werden, naturwissenschaftliche Fächer zu verfolgen und ihr Können und ihre Intelligenz zu beweisen.
Tabea Georgi
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