Habt ihr euch auch schon einmal gefragt, wie es um Frauen im Film so bestellt ist? Der Bechdel-Test verhilft euch mit drei ganz einfachen Fragen zu einer Antwort. Ich zweifelte zuerst an der Seriosität dieses Unterfanges, aber musste beim Ergebnis schon arg schlucken. Aber fangen wir von vorne an…
Vor einer Weile stieß ich auf den sogenannten Bechdel-Test. Kurzum geht es um weibliche Präsenz im Film. Ich weiss nicht, warum ich erst jetzt darauf aufmerksam wurde. Vielleicht habe ich schonmal davon gelesen und es wieder vergessen. Ich finde es aber so interessant, dass ich einen genauen Blick auf dieses Filmbewertungssystem werfen muss.
Was ist dieser Bechdel-Test nun genau?
Laut Wiki führte die amerikanische Cartoon-Zeichnerin und Autorin Alison Bechdel 1985 diese Bezeichnung in ihrem Comic „Dykes to Watch Out For“ ein. Er ist kein wissenschaftlicher Test, lässt sich aber gut nutzen, um die Präsenz von Frauen in Filmen und Serien zu checken.
Den Bechdel-Test kann jede*r durchführen – es bedarf nur der Beantwortung dreier Fragen. Werden sie positiv beantwortet, hat der Film bestanden.
- Gibt es mindestens zwei Frauenrollen, die zudem Namen tragen? Die namenlose Supermarkt-Verkäuferin ohne Sprechrolle zählt nicht – ebenso wenig James Bonds Bettgefährtinnen.
- Sprechen diese Frauen mehr als einen Satz miteinander?
- Und unterhalten sie sich dann über etwas anderes als Männer?
Alison Bechdel hat diese Fragen zwar schon in den Achtzigern gestellt, aber in die Praxis übernommen, wurden sie erst vor ein paar Jahren von – tadaaa – Schweden. Es gibt inzwischen vier schwedische Kinos, die Filme, die den Test bestanden haben, mit einem „A“ in ihrem Programm auszeichnen…
Es ist zwar ein minimales Untersuchungsinstrument, aber liefert schon allein durch diese drei Fragen traurige Ergebnisse.
Ein häufiger Kritikpunkt ist, dass dieser Test nichts über die filmische Qualität, den Inhalt, Rollenbilder, mögliche Stereotype und die Ernsthaftigkeit der Filmfiguren aussagt. Es geht dabei aber eben nicht um den Check, ob besonders starke und/oder tolle Frauen dargestellt werden, sondern ob sie unabhängig von einem Mann existieren dürfen. Danach kann man dann schauen, warum dem so ist, überlegen, ob dies für die Geschichte des Filmes nötig ist und entscheiden, ob „trotzdem gehaltvoll“ oder „trotz bestandenem Test: bullshit”, weil es zum Beispiel darüberhinaus an Diversität mangelt. Ich fand’s echt spannend, zumal es so viele Filme oder Serien gibt, in denen eine starke Frau eine zentrale Rolle spielt, aber eben nur eine und dafür dann 10 Männer dabei sind. Warum ist das so? Diese Fragt lockt der Test aus jede*m hervor.
Ich denke, als Erstinstrument ist der Test super und die Ergebnisse meiner “persönlichen Studien” haben mich ziemlich schockiert. Checkt beim nächsten Filmabend, Serienmarathon oder Tatort doch mal, wie es um die Anwesenheit von Frauen bestellt ist. Wahrscheinlich nicht gut. (Es sei denn, ihr schaut ausnahmslos Orange is the New Black, Gilmore Girls oder The Big Bang Theory).
Vermutlich funktioniert der Test auch bei Büchern. Diese Aufgabe gebe ich mal an die Buch Prüfung weiter! Ich bin gespannt auf Christels Recherchen dazu!
Janina Bartmann
Mehr von Janina findet ihr auf ihrem Blog “Inouïe!”
Jana meint
Wenn man dann noch “über Männer oder häusliche Themen” ersetzt ist es häufig ganz vorbei… :/
Aber gerade im Bereich der Serien habe ich das Gefühl, dass es langsam besser wird!
Liebe Grüße ♡