„Ist euer Frauenarzt männlich oder weiblich?“ Diese Frage ist sicherlich in jeder Freund*innengruppe schon mal gefallen.
So auch die Frage, welches Geschlecht einem selbst beim gynäkologischen Fachpersonal mehr zusagt. In unserer Redaktion habe ich hierzu mal etwas rumgefragt und die Gedanken zu dem Thema zusammengefasst.
Einige Frauen gehen schon seit Jahren zur gleichen Ärzt*in des Vertrauens. Andere wechseln von einer Praxis zur nächsten. Die Gründe für einen Wechsel können vielfältig sein. Viele Personen wissen allerdings mittlerweile, was ihnen in Sprechstunde und Behandlung am gynäkologischen Fachpersonal wichtig ist.
Einige dieser Faktoren habe ich aus den Gesprächen in unserer Redaktion zusammengetragen:
In der Beratung scheint es vielen wichtig zu sein, dass die behandelnde Person empathisch ist und die Anliegen der Patientinnen ernst nimmt. Insbesondere Probleme und Schmerzen sollten ernst genommen werden. Hierfür ist auch eine vertrauensvolle Atmosphäre und im besten Fall sogar gegenseitige Sympathie von Vorteil. Wenn Probleme besprochen werden, wünschen sich Patientinnen zudem eine umfassende Aufklärung. Beispiel ist hier der Dauerbrenner Verhütungsmethoden. Frauen möchten ihre Möglichkeiten kennen und mit einer guten Informationsgrundlage eigenmächtig die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Verhütungsmethode treffen. Vom Fachpersonal verständlich dargelegte Informationen sind dafür unerlässlich.
In der Behandlungssituation erwarten Patientinnen von Ärzt*innen hauptsächlich Kommunikation. Es hilft enorm, durch die Behandlungsschritte durchgeredet zu werden. Die behandelnde Person sollte die nächsten Schritte stets ankündigen und eventuell kurz erläutern, um die Patientin während der Behandlung mental auf alles vorzubereiten. Zudem ist Professionalität und tiefgehendes gynäkologisches Fachwissen etwas, das die Frauen in der Redaktion von ihren Frauenarzt*innen in jedem Fall erwarten.
Die Beziehung zwischen Ärzt*in und Patientin ist für unsere physische und psychische Gesundheit von Bedeutung, da gesundheitliche Themen sehr sensibel sein können. Genau aus diesem Grund spielt aber das Geschlecht der behandelnden Person im Grunde eine sehr untergeordnete Rolle. Wichtig für eine gute Behandlung sind in erster Linie ganz andere Faktoren. Es wird also klar, dass wir spezifischere Fähigkeiten von Frauenärzt*innen erwarten als die Eigenschaft, eine Frau oder ein Mann zu sein. Denn ein Geschlecht zu haben schließt nun mal nicht automatisch die entsprechenden Fähigkeiten ein, um gutes medizinisches Fachpersonal zu sein.
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Angelika Neumann meint
hallo, liebe mitfrauen,
ich bin eine vor ca 18 jahren meinem wunschgeschlecht per op angeglichene frau mit also ehemaliger transvergangenheit .dies betone ich einfach mal, weil die vergangenheit für mich echt ( inclusive gesellschaftlicher kränkungen ) keine rolle mehr spielt. im laufe dieser jahre und auch jetzt noch hatte ich hin und wieder einige besuche bei gynäkologenInnen, die mich gefühlmäßig verunsichert haben, wo ich denn also am besten in fragen der gesundheit meiner vulva/vagina aufgehoben sei.
die für mich angenehmsten erfahrungen machte ich zu beginn meiner transition, als es um die frage der besten “hormonisierung” ging; ich fühlte mich damals bei einer ärztin mit dem spezialgebiet “fruchtbarkeitshilfe” sehr gut menschlich aufgehoben.
nach einem ortswechsel habe ich mich auf emphehlung einer guten freundin in die hände deren frauenärztin begeben. die dame war anfangs (zu)sehr an meinen lebensumständen interessiert und es gab mehr auf deren wunsch hin längere gespräche. ihre sympathie zerbrach, als ich mich vorsichtig über eine mitarbeiterin beklagte, deren versuche mir blut abzunehmen sich über schmerzhafte ca 15 min hinzog. kritik war plötzlich unerwünscht; die fr.-ärtztin stand kurz vor ihrer verrentung. danach kurze erfahrung mit einem frauenarzt, den ich als sehr angenehm bei der intim-untersuchung und auch im gespräch empfand; er war bekennender schwuler. Jedoch als die rede um orgasm-probleme ging, kam er nicht mehr so richtig mit und hat mir eine kollegin empholen.
ich bin ab dann nicht mehr in frauenärztliche behandlung gegangen, zumal es bei mir ja mehr um die richtige hormonunterstützung ging. ich hatte allerdings das glück bei einem hausarzt die nötige hormonelle unterstützung zu bekommen. dies hat dann ca 17 jahre sehr gut funktioniert, da ich immer das bekam, was ich als für mich
gut empfand. meine gesundheit ist demnach trotz jetzt 77 jährchen echt gut .
als mein hausarzt plötzlich in rente ging, hatte ein früherer chirurg die stelle
des gegangenen arztes ersetzt (ersetzen wollen). in der praxis waren noch zwei ärztinnen etliche jahre bereits. der neue versagte dann völlig, mit sozialer unkompetenz ( fehlberaten auch durch die beiden ärztinnen ) wonach ich erstmal eine längere zeit nach neuem Hausarzt/ärztin wie auch einer gynäkologin suchte. die gynäkologin bekam ich von meiner mit mir sehr gut “verbundenen” orthopädin empholen. sie hat mich gut bei einer entzündung im intimbereich versorgt, alles ok, jedoch menschlich bekam ich keinen
echten draht zu ihr. das hat wohl mit meiner vergangenheit nichts zu tun; aüßerte sich aber z.b. dadurch, daß sie ganz allgemein meinte , in meinem alter bräuchten frauen keine hormonelle stütze mehr. mein physisches empfinden hierzu wollte sie nicht hören. ich bekomme nun von einem älteren fr.-arzt die hormonelle stütze( siehe “RIMKUS-Methode ) nebst vorherigem hormonstatus. meinen hausarzt habe ich nun endlich ebenfalls gefunden; es ist eine sehr gut zuhörende, verständnisvolle ärztin im mittleren alter.
auch wenn diese sehr ausführliche schilderung ein “patt” zwischen dem geschlecht
des fr.-arztes, der -ärztin aufzeigt, würde ich gefühlsmäßig sagen:
die männer verhalten sich insgesamt etwas vorsichtiger im umgang mit unseren
frauenspezifischen problemen; fr.-ärztinnen sind im umgang etwas “robuster”.
könnte wohl an der mütterlichen erziehungs-struktur liegen. diese sollte m.e. sich mehr nach einem partnerschaftlichen verhältnis zwischen den geschlechtern als einer dem erwarteten männlichen dominanzverständnis vorbeugenden einstellung
ausrichten. ich hoffe für die jüngeren frauen, daß das erziehungsmuster der mütter ein besseres geworden ist.
LG von Angelika
Carina meint
Für mich kommen nur noch weibliche Frauenärzte in Frage. Als ich das erste und einzige Mal bei einem männlichen Frauenarzt war, da war dieser zwar nett, aber meines Erachtens viel zu nett. Er sagte mir, dass ich so aussehe, als würde ich Sport machen und dass ich bestimmt einen Freund habe. Nach der Untersuchung hatte er dann kurz mein Bein gestreichelt. Im Prinzip wirkte es nicht so, dass er es aufdringlich meinte oder gar sexuell. Aber trotzdem war mir das eindeutig zu viel. Da war ich 14. Ich bleibe lieber bei Frauen.
Ulrike Hauffe meint
Selbstverständlich war das übergriffig!!!!
Sandra meint
Das kann ich total verstehen, mit 14 Jahren ist das alles echt schwierig. Ich war mit 16 das erste Mal da. Bin immer bei Ärzten, Situationen wie Hand auf Bein legen und ein freundliches “locker lassen, gleich geschafft” hatte ich auch schon. Fand ich aber freundlich und beruhigend. Auch kleine Komplimente gehören beim Gespräch mal dazu und können die ganze unangenehme Situation entspannen. Ich denke, die zwischenmenschliche Ebene muss stimmen und das Vertrauen zwischen Patientin und Arzt, wie bei jedem anderen Arzt auch.
Julia meint
Jahrelang war ich (Mitte 30) beim Frauenarzt und damit immer sehr zufrieden. Als Jugendliche musste ich mich erst dran gewöhnen, einen (auch noch deutlich älteren) Mann so nah an mich zu lassen, ging aber schnell.
Seit dem letzten Umzug habe ich eine Frauenärztin und würde jetzt immer dabei bleiben. Manche Fragen lassen sich mit einer Frau doch besser besprechen, insbesondere, wenn sie das aus eigener Erfahrung kennt.
Caro meint
Ich gehe nur zu männlichen Frauenarzt die Frauen sind sehr grob ich bin sehr ängstlich und sie Männer können ein besser die Ängste nehmen und beruhigen!
Evi meint
Das gleiche Erlebnis hatte ich auch, seit 26 Jahren bin ich bei einen Frauenarzt und bin super zufrieden
Sandra meint
Die Erfahrung habe auch ich, ebenfalls recht ängstlich und schmerzempfindlich in dem Bereich, gemacht. Ärztinnen waren eher gröber und hatten da auch nicht so das Verständnis. Ärzte waren durchweg sanfter.
Sabine meint
Ich habe mir als junge Frau auch nicht vorstellen können, zu einem Mann zu gehen. Tatsächlich habe ich bis vor kurzem mit männlichen Frauenärzten deutlich bessere Erfahrungen gemacht. Die Ärztinnen waren gerade nicht besonders sanft im Umgang und bei Untersuchungen, sondern eher im Sinne “stell Dich nicht so an”.
Ich hatte mir das so erklärt, dass die Männer das nun eben nicht aus eigener Anschauung kennen, und daher eben sanfter bei den Untersuchungen sind.
Mittlerweile habe ich eine Ärztin, weil diese meinen früheren Arzt mal vertreten hat – und das passt jetzt für mich auch sehr gut.
Ganz klar: es sind immer Einzelpersonen und Einzelerfahrungen.
Meine Töchter wollten lieber eine Ärztin, und da bin ich doppelt froh, dass ich nun eine Ärztin gefunden habe, der ich meine Mädchen mit gutem Gefühl anvertrauen kann.
maam meint
Ich habe eine sehr nette Frauenärztin, sie ist etwa in meinem Alter. Es wäre für mich undenkbar einen fremden Mann so nahe an mich ran zu lassen. Ich finde Männer in der Gynäkologie sehr suspekt, würde keinem trauen.
Ronja meint
Hallo Angelika,
kannst Du mal die Studien nennen? Das ist ja spannend. Wahrscheinlich wurden noch andere Parameter untersucht.
Und zu Lori:
Das sind ja keine Biologismen, sondern sozialisationsbedingte Verhaltensweisen. So zumindest sehe ich das.
Angelika meint
Frauen sind nicht automatisch die besseren oder empathischeren ÄrztInnen, aber die Studien, die es dazu gibt, zeigen: sie sprechen mehr mit PatientInnen als männliche Ärzte, sie hören besser zu, sie entfernen seltener die Gebärmutter (bis zu 70 % der Gebärmutterentfernungen in Deutschland sind unnötig!), sie nehmen häufiger an Fortbildungen zu Naturheilkunde und Psychosomatik teil….das ist doch schon was!
Jenni meint
Ich habe im Verlauf von drei Jahren vier Ärzte_innen aufgesucht und mich am Ende für einen Frauenarzt entschieden.
Warum? Er nahm sich Zeit, um meine Fragen geduldig zu beantworten. Die Untersuchung wurde zügig, aber einfühlsam vorgenommen. Für mich ist auch das begleitende Praxisteam wichtig: Mein Arzt hat mit Sorgfalt ausgewählt. Im Allgemeinen ist in der Praxis/ im Empfangsraum eine heitere freundliche Atmosphäre.
Jenni
Lori meint
Ich finde, jede*r muss das so regeln, wie er_sie sich wohlfühlt. Und manchmal hat mensch ja leider auch gar nicht die Wahl sich zu entscheiden (wenn mensch z.B. auf dem Land lebt).
Was mich dabei immer stört, ist das häufig große Unverständnis, auf das ich treffen, wenn ich sage, dass ich einen Frauenarzt habe. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war nicht sein Geschlecht, sondern die Nähe zu meinen Wohnort. Das Argument was dann häufig kommt “Aber der weiß doch gar nicht, wie du dich fühlst”, finde ich grundsätzlich falsch, weil das konstruiert, dass alle Frauen* gleiche medizinische Beschwerden und Erfahrungen hätten. Natürlich weiß mein Frauenarzt nicht, wie sich Regelschmerzen anfühlen – ich aber auch nicht, ich hatte nie welche. Er weiß auch nicht, wie es ist schwanger zu sein – ich aber ja auch nicht. Grundsätzlich setze ich bei jedem*r Arzt*Ärztin voraus, dass er*sie in der Lage ist, sich in meine körperliche Lage zu versetzen, auch wenn er*sie diese selbst nicht hat. Von einem*r Onkologen*in will mensch sich ja auch nicht erst behandeln, wenn diese*r bereits selbst schon Krebs hatte.
Das Gerede davon, dass eine Frau* besser die Bedürfnisse einer anderen Frau* erraten und behandeln kann, schreibt meiner Meinung nach eine Biologisierung von Geschlecht weiter und das ist eigentlich eine Art von “Feminismus”, den wir überwinden sollten. Frau* ist eben nicht gleich Frau* – oder weiß eine Cis-Frau, wie es sich anfühlt eine transidente Frau zu sein?
Mensch sollte dazu übergehen, den_die Arzt*Ärztin individuell zu prüfen: ist die Person symphatisch, einfühlsam etc.,
Karo meint
Ich habe im Alter von 48 Jahren vom Frauenarzt zur Frauenärztin gewechselt. Als ich dieser dann von meinen Beschwerden berichtete, sagte sie: “Ach, das kenne ich auch!”…und ich wusste, meine Entscheidung war goldrichtig.
Sofia meint
Ich sehe, dass auch so. Als ich das erste mal zum Frauenarzt musste, hätte ich mich nie getraut zu einem Mann zu gehen. Ich habe mich sehr geschämt, sowohl mich untersuchen zu lassen, als auch mich über sexuelle Themen zu unterhalten. Ich gib zu einer Frau, die aber sehr streng und kühl auftritt. Ich habe mich auch vor ihr sehr geschämt. Sie hat es einmal gemerkt und hat mich auch sehr komisch angeschaut. Naja dann haben mich meine Cousine und Schwägerin überzeugt mal ihren Frauenarzt zu besuchen. Es war ein Mann und tatsächlich, obwohl er ein Mann war ist er so natürlich gewesen, dass ich mich keinen Moment lang unwohl gefühlt habe. Nun ist er in Rente gegangen und eine junge Frauenärztin hat seine Praxis übernommen. Ich hatte großes Glück, weil sie wirklich wirklich nette und empathisch ist. Bei ihr fühle ich mich sehr wohl. Sie nimmt sich immer Zeit und unterhält sich am Anfang erst ein wenig. Ich muss ehrlich gestehen, dass es mir leichter fällt sexuelle und gynäkologische Themen mit einer Frau zu besprechen, auch wenn man einziger männlicher Frauenarzt wirklich gut war 🙂
Emily meint
Ich kenne noch die Zeiten, in denen es keine Frauenärztin gab. Ausschließlich Männer wählten diese fachärztliche Richtung. Es kursierte damals ein Spruch: “Die Entscheidung für die Facharztrichtung Frauenheilkunde entscheidet sich vor dem Spiegel.” Und für mich, aber auch für meine Freundinnen war es ganz toll, als endlich mehr Ärztinnen sich zur Frauenärztin ausbilden liessen. Ich konnte beobachten, dass dadurch und seitdem deutlich mehr “sprechende Medizin”, also nicht die nahezu ausschließlich technische Herangehensweise sich ausbreitete. Aus meiner Sicht ein deutlicher Gewinn. Heute kann ich mir garnicht mehr vorstellen, zu einem männlichen Frauenarzt zu gehen, auch wenn ich den Männern nicht ihre Kompetenz absprechen möchte.