Däninnen sollen früher und dafür mehr Kinder bekommen – ein Kommentar
Dänemark will nun im Sexualkundeunterricht bereits Jugendliche dazu anregen, früher Kinder zu bekommen, damit dem auch in Dänemark stattfindenden demografischen Wandel entgegengewirkt wird. Beim Kinderkriegen sind die Dänen nämlich fast (aber auch nur fast) so zögerlich wie die deutsche Bevölkerung. In Dänemark liegt der Schnitt bei 1,9 Kindern pro Frau. In Deutschland waren es 2013 1,4 Kinder. Doch wird die „Werbung“ im Unterricht etwas bewirken?
Wohl eher nicht…
Meiner Meinung nach nicht. Denn Frauen entscheiden sich in den meisten Fällen bewusst dagegen, mit Anfang oder Mitte 20 Kinder zu bekommen. Für die meisten kommt es gar nicht in Frage, sie denken nicht einmal darüber nach. Denn außer das Alter spricht in unserer Gesellschaft viel dagegen, in diesem Alter schon eine Familie zu gründen. Studierende befinden sich noch in der Ausbildung, sind so schon knapp mit dem Geld und außerdem entweder Vollzeit mit Studium oder mit Studium und Nebenjob zugleich beschäftigt. Wo passt da noch Kinderbetreuung und Familie rein? Nun könnte man ja argumentieren, dass das später im Berufsleben nicht anders aussieht. Das mag auch wohl stimmen und ich habe in meinen Vorlesungen auch durchaus schon Mütter getroffen und sogar Mütter gesehen, die ihre Babys auch mit in die Vorlesungen nahmen. Doch sie sind in der Minderheit und hier kommt dann auch der finanzielle Aspekt mit ins Spiel. Die meisten Studierenden leben von einer beliebig kombinierbaren Mischung aus Unterstützung von den Eltern, Nebenjobs und (wenn als förderungswürdig befunden) Bafög. Das ist keine sehr attraktive Mischung, um zu diesem Zeitpunkt ein Kind in die Welt zu setzen. Wenn ich meinen Freundeskreis zu diesem Thema befrage, dann ist die häufige Antwort „Nee, jetzt möchte ich noch keine Kinder. Erst, wenn ich einen Job und ein regelmäßiges Einkommen habe.“ Hinzu kommt auch, dass sich viele junge Menschen in diesem Alter, egal welchen beruflichen und Ausbildungshintergrund sie haben, auch einfach zu jung finden, um schon Kinder zu bekommen. Viele möchten ihr Leben mit Anfang und zum Teil Mitte 20 noch erst einmal genießen. Genießen, dass sie jung sind, feiern gehen, reisen können und einfach frei und ohne Verpflichtungen sind. Da passt ein Kind einfach noch nicht rein. Was nicht bedeuten soll, dass diese jungen Erwachsenen sich keine Kinder wünschen. Nur eben später.
Es braucht eine echt Lösung
Möchten Politik, Gesellschaft, Arbeitgeber etc. etwas dagegen tun, dass die Geburtenrate immer weiter abnimmt und wir bald niemanden mehr haben, der unsere Rente finanziert, sollten ebendiese Akteur*innen dafür sorgen, dass Kinder kriegen wieder attraktiver wird und auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessert wird. „Oh, nicht wieder dieses olle Argument“, werden viele jetzt denken. Doch es ist so. In der heutigen Gesellschaft ist es für junge Frauen (und auch Männer) wichtiger geworden zu arbeiten und die Chance auf eine Karriere zu haben. Mehr Frauen als früher wollen (und müssen) arbeiten. Sie wollen selbstständig sein, für sich selber sorgen und nicht mehr darauf angewiesen sein, einen Mann zu finden, den sie heiraten und der sie dann versorgen kann. Die Gesellschaft hat sich verändert und mit ihr die Ansichten der Frauen über ihr Lebensbild.
Paare werden kaum eine Familie gründen wollen, wenn die finanzielle Sicherheit nicht gewährleistet ist und dass ist sie durch befristete Arbeitsverträge, die Absolvent*innen nach ihrem Studium zum Teil erhalten, leider nicht. Warum sollte ich ein Kind bekommen, wenn ich nicht weiß, ob ich es in einem Jahr noch durch meine eigene Kraft versorgen kann oder nicht doch auf den Staat angewiesen bin?
Fazit:
Der demografische Wandel ist zu einem großen Teil hausgemachtes Leid. Soll dieser in wirklich effizienter Weise aufgehalten werden, sind andere Maßnahmen notwendig, als dass Paare früher Kinder bekommen sollten. Es müssen Anreize geschaffen werden, damit Frauen überhaupt wieder Kinder bekommen. Dann wird sich auch die Anzahl erhöhen.
Hier der Artikel „Sexualkunde: Mehr Babys für Dänemark“ der ZEIT.
Lisa Dean
Wiebke meint
Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass dieser Gedanke, Kinder dazu bringen früher Nachwusch zu bekommen, was erreichen wird. Es hat wohl weniger mit dem Alter, sondern mit der Frau an sich zutun, wie bereits erwähnt!