Die Geburt ist – genauso wie der Tod – der wichtigste Übergang im Leben eines Menschen. Und es sind heikle Übergänge. Vielleicht sind beide dadurch so emotional besetzt, vielleicht werden dadurch beide Themen so an den Rand und aus unserem alltäglichen Leben verbannt. Beides ist mit der Zeit mit Ängsten und steigender Unkenntnis verbunden, zumindest für die, die nicht von Berufswegen oder durch eigenes Erleben häufiger mit einem dieser Übergänge konfrontiert sind.
So geben wir diese wichtigen Momente in unserem Leben immer mehr in die Hände von Fachleuten, die uns in unserer Unsicherheit unterstützen und uns Entscheidungen abnehmen sollen. Eine Entwicklung, die nicht nur dazu führt, dass sich um beide Themen eine Art Markt entwickelt hat, sondern auch uns selber das Selbstbewusstsein und die Gewissheit nimmt, mit Geburt und Tod aus eigenem Gefühl heraus sicher umgehen zu können.
Aus der Klinik in das Leben
Wir wollen mit unserem Special niemanden bevormunden oder gar anklagend mit dem Finger auf jemanden zeigen. Was wir aber kritisieren, ist die Ökonomisierung der Geburt. Wir wollen hier auch nicht den Frauen, die sich für einen Kaiserschnitt entschieden haben oder entscheiden mussten, ein schlechtes Gewissen oder gar Vorwürfe machen. Wir sind der Meinung, dass jede Mutter und alle werdenden Eltern ihre Entscheidungen selbst treffen können und sollen. Auch sind wir der festen Überzeugung, dass der Kaiserschnitt ein Segen für die Geburtshilfe ist und vielen Müttern und Kindern das Leben gerettet hat. Wir fragen uns aber, warum heute so viele Kinder mit Kaiserschnitt auf die Welt gebracht werden und warum das Für und Wider immer nur auf der medizinischen Ebene diskutiert wird.
Was ist eine natürliche Geburt und wie, warum und wann ist ein Kaiserschnitt angebracht? Wer verdient daran? Und um wen geht es letztendlich eigentlich? Woher die Ängste und das „Sicherheitsbedürfnis“ der Frauen bei diesem Thema?
Es geht uns in unserem Special also in erster Linie um Aufklärung. Gleichzeitig möchten wir aber dazu beitragen, die Geburt wieder aus der „Klinik in das Leben“ zurück zu holen. Uns allen das Vertrauen in natürliche Vorgänge wiederzugeben, zu denen wir uns im Notfall – ganz klar – die Hilfe von Chirurg*innen holen.
Wir wollen euch in den folgenden Tagen eine bunte Textsammlung zu diesem Thema bieten – so bekommt eine Stellungnahme der Bremischen Gleichstellungsstelle genauso einen Platz wie persönliche Erfahrungsberichte von Frauen.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!
Euer Team der frauenseiten.bremen
Vorab ein Lesetipp zum Schlaumachen:
Mitteldeutsche Zeitung vom 24.07.2015: Gefahren des geplanten Kaiserschnitts: Professor Dr. Peter Mallmann von der Uniklinik Köln warnt allerdings vor „einer Stigmatisierung des Kaiserschnitts in der öffentlichen Debatte“. Der Direktor der Frauenklinik weist darauf hin, dass der Eingriff unzählige Frauen und Kinder gerettet habe, die vor seiner Einführung im Jahr 1881 nicht überlebt hätten. „Er wird nur leider zu oft missbraucht“, so der Hochschulprofessor. Bei durchschnittlich 20 Prozent der Geburten an der Kölner Uniklinik handele es sich um geplante Kaiserschnitte, sagt Mallmann. Er empfehle den Eingriff nur, wenn es medizinisch zwingend notwendig sei, etwa weil das Kind nicht richtig liege oder mehr als 4500 Gramm wiege.
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