Frauen verdienen 19 Prozent weniger als Männer. Sie arbeiten im Schnitt 8,4 Stunden weniger pro Woche in ihrem bezahlten Job, dafür erledigen sie über die Hälfte mehr unbezahlte Sorgearbeit wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Haushalt als ihre männlichen Partner. „Diese drei Gender Gaps – weniger Erwerbsarbeit, weniger bezahlte Arbeitszeit, mehr unbezahlte Sorgearbeit – bedingen einander. Sie zeigen die nachhaltige und nur schwer veränderbare strukturelle Schlechterstellung von Frauen am Arbeitsmarkt – und haben sich in den vergangenen zwölf Monaten deutlich verschärft“, erklärt Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm aus Anlass des Equal Pay Day am Mittwoch, 10. März 2021, und verweist auf vorliegende Zahlen und Studien, so der Arbeitnehmerkammer, des DIW oder der Hans-Boeckler-Stiftung.
Die Zahlen liegen auf dem Tisch – die Maßnahmen auch
„Die Zahlen liegen auf dem Tisch, sie sprechen eine klare Sprache – ein Gegensteuern ist überfällig, auch hierfür liegen die Maßnahmen auf dem Tisch“, so die Landesfrauenbeauftragte weiter. „Das Ehegattensplitting muss endlich abgeschafft werden, es zementiert das vorherrschende Modell des Alleinverdieners plus Zuverdienerin, macht Frauen wirtschaftlich abhängig und verstärkt so ihre Armutsrisiken.“ Zudem müsse die Kinderbetreuung weiterhin ausgebaut und flexibler gestaltet werden. Flächendeckende Tarifverträge seien ein weiterer Schlüssel zum Abbau von Lohnungerechtigkeit, so Wilhelm weiter, „Pflegekräfte gelten als Alltagsheldinnen – aber ein Flächentarif in der Altenpflege ist vor kurzem gescheitert. So kommen wir nicht weiter.“ Und natürlich müsse sich Unternehmenskultur weiterentwickeln und Vereinbarkeit deutlich mehr als bisher als Leitbild sehen und möglich machen.
Den Aktionstagen Taten folgen lassen!
Für Bremen fordert die Landesfrauenbeauftragte, den Bremen-Fonds zur Abmilderung der Corona-Folgen noch mehr als bisher auf die Beschäftigungssituation von Frauen auszurichten: „Auch wenn zu Beginn der Krise mehr Männer von Jobverlust betroffen waren, so ist ihnen doch besser als Frauen die Rückkehr in den Arbeitsmarkt gelungen. Gerade jetzt im zweiten Lockdown verschlechtert sich die Jobsituation von Frauen. Hier muss verstärkt gegengesteuert werden.“ Zudem wirbt Bettina Wilhelm für eine Landesinitiative für die Gleichstellung von Frauen in der Wirtschaft als ressortübergreifende Strategie, die ihre Behörde gemeinsam mit der Arbeitnehmerkammer entworfen hat. Ihr Ziel soll sein, die Perspektiven von Frauen in Richtung gut bezahlte und qualifizierte vollzeitnahe Beschäftigung zu verbessern und hier auch Chancen und Risiken der Digitalisierung einzubeziehen. Wilhelm: „Eine solche Landesinitiative kann bestehende Maßnahmen und Strategien auswerten, bündeln und aufeinander abstimmen, damit die Beschäftigungssituation von Frauen im Land Bremen aufholt.“ Die habe sich über die Jahre zwar etwas verbessert, ist im Bundesvergleich aber unverändert schlecht. Bettina Wilhelm abschließend: „Der Equal Pay Day, der Weltfrauentag und auch der Equal Care Day sind medienwirksame Aktionstage, die in diesem Jahr wegen Corona und seiner bitteren Folgen vor allem für Frauen deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen haben. Nun erwarte ich, dass sich aus den umfassend vorliegenden Erkenntnissen kraftvolle Handlungsinitiativen ergeben.“
Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau, 08.03.2021
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