Lange galt in der Medizin der Mann als Norm und danach richteten sich medizinische Forschung und Behandlung aus. Heute ist es anerkanntes Fachwissen, dass Frauen anders krank sind als Männer. „Hierzu hat das Bremer Forum Frauen*gesundheit einen wichtigen Beitrag geleistet“, sagt die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm am Rande eines Fachtags zum 30-jährigen Bestehen des Gremiums, das heute (27. November 2024) in der Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF) stattfindet. „Das Bündnis ist 1994 mit dem Ziel angetreten, den frauenspezifischen Blick in Debatten der Gesundheitsversorgung einzubringen und hat dabei einige wichtige Erfolge erzielt.“
So hat beispielsweise die Einrichtung der ersten barrierefreien gynäkologischen Sprechstunde im Klinikum Bremen-Mitte im Jahr 2011, eines der wenigen Angebote in der Bundesrepublik überhaupt, in diesem Forum ihren Anfang genommen und dieses Thema blieb ein kontinuierliches Anliegen des Gremiums: Zuletzt setzte sich das Bremer Forum Frauen*gesundheit für die Durchführung einer Erhebung zur gynäkologischen Versorgung von mobilitätseingeschränkten Frauen im Land Bremen ein, die in den Jahren 2023 bis 2024 erfolgte, Lücken in der Versorgung aufzeigte und nun einen Prozess zur Verbesserung der Versorgungssituation in Gang setzt. Weiterhin initiierte das Forum gemeinsam mit der ZGF und dem Landesbehindertenbeauftragten eine fachliche Debatte über die Kassenzulassung des nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) – einem Bluttest, der Schwangeren Hinweise darauf gibt, ob das ungeborenes Kind mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mit einer Trisomie geboren wird. In Folge der Debatte wurde 2023 eine interfraktionelle Bundesratsinitiative aus Bremen mit der Forderung nach einem Monitoring zu den Konsequenzen der Kassenzulassung in den Bundesrat eingebracht und angenommen.
Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm: „Dies sind nur zwei von vielen Meilensteinen aus den vergangenen 30 Jahren, die zeigen: Das Bremer Forum Frauen*gesundheit nimmt Einfluss und gestaltet mit – nicht nur auf kommunaler und Landesebene, sondern mittelbar auch im Bund. Und auch in Zukunft werden die Themen und Herausforderungen nicht weniger.“
Ein zentrales Anliegen des Gremiums ist weiterhin die Verbesserung der Versorgung ungewollt Schwangerer im Land Bremen. Zudem wird es künftig noch mehr darum gehen, Frauengesundheit auch jenseits der Zweigeschlechtlichkeit zu betrachten. Mit der Änderung des Personenstandsgesetzes 2018 ist gesetzlich anerkannt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und somit gilt es, eine bestmögliche Versorgung aller Geschlechter auch in klassischen Bereichen der Frauengesundheit zu ermöglichen, zum Beispiel in der gynäkologischen Versorgung.
Einen Überblick der zentralen Themen und Meilensteine des Gremiums gibt ein Flyer, den die ZGF anlässlich des 30-jährigen Bestehens veröffentlichte, online abrufbar unter: www.frauen.bremen.de/bremerforumfrauengesundheit
Über das Bremer Forum Frauen*gesundheit
Das Bremer Forum Frauen*gesundheit versteht sich als Politikberatung, trägt aber zugleich die Themen und Lösungsansätze zurück in die Mitgliedsinstitutionen. Es gibt auf kommunaler, Landes- und Bundesebene Impulse in die gesundheitspolitische Debatte. Das Gremium ist als interdisziplinärer Kooperationsverbund organisiert, in ihm sind fachübergreifend 48 Bremer Institutionen vertreten: Fach- und Berufsverbände, Frauen-, Mädchen- und Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, Krankenkassen, Kammern und Behörden, psychologische Dienste und Abteilungen sowie Sozial- und Pflegedienste und Psychologische Dienste verschiedener Kliniken. Zudem unterstützen 14 unabhängige Expertinnen aus der Praxis, aus Wissenschaft und Gesellschaft das Netzwerk. Die geschäftsführende Leitung des Gremiums hat Dr. Dr. Mo Urban, Referentin für Gesundheit bei der ZGF, inne.
Pressemeldung der ZGF vom 27.11.2024
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