Alhaneen in der arabischen Sprache ist die Sehnsucht nach dem Geliebten, der Vergangenheit, Menschen, Orten und Erinnerungen, wie zum Beispiel an die Heimat.
Das Haneen-Kulturforum wurde auf Initiative von Raja Bannout am 22. Februar 2015 in der türkischen Stadt Gaziantep in Zusammenarbeit mit einer Gruppe syrischer Frauen gegründet. Das Ziel war, viele soziale und pädagogische Aktivitäten, Workshops und Veranstaltungen durchzuführen. Die Gründung einer Frauen-Lyrikgruppe soll das syrische Erbe wiederbeleben und bewahren und gleichzeitig psychologische und soziale Unterstützung bieten.
So beschreibt es der Haneen-Chor auf seiner Website und seiner Facebook-Fanpage. Der Chor Haneen ist ein wunderbares Beispiel für das innere Verlangen syrischer eingewanderter Frauen, ein inneres Gleichgewicht zu finden zwischen ihrem neuen Leben im Ausland und dem Erbe und der Zivilisation, die sie in ihrer Heimat hinterlassen haben.
“Weil wir im Krieg sind, müssen wir singen. Weil unsere Herzen traurig sind, müssen wir einander helfen” (Raja Banout)
Die Anfänge des Chores in der Türkei
Nach Beginn der Syrischen Revolution im Jahr 2011 zogen viele syrische Familien aufgrund der Grenznähe nach Gaziantep in die Türkei, ebenso wie Raja Bannout. Sie gründete am 22.Februar das Kulturform Haneen, dessen wichtigstes Symbol der Chor Haneen ist. Das Kulturforum war ein Ort, an dem Frauen zusammenkamen, um viele soziale Aktivitäten durchzuführen, wie zum Beispiel Workshops und Aktivitäten. Es gab ebenfalls psychologische Unterstützung. Musik und Zusammenhalt gaben den Frauen Kraft und Trost. Als zahlreiche Frauen über die Ägäis nach Griechenland in zwei Gummibooten flohen, sangen sie Chorlieder, um die Angst von sich fernzuhalten.
Haneen in Deutschland und der Welt
2016, nachdem Bannout nach Berlin gezogen war, traf sich der Chor wieder und startete Gesangsprojekte in Berlin. Dann bildete er 2018 nacheinander Gruppen in Hamburg, Dortmund, Cottbus und Osnabrück in Deutschland. In Finnland, Kanada, Amerika, Schweden und in der Türkei wurde das Haneen-Forum 2018 offiziell bei den zivilgesellschaftlichen Organisationen in Berlin unter dem Namen New Empowered Society for Women Activism e.V. (NESWSA) registriert. Ziel ist es, syrische Frauen zu unterstützen, Integration zu erleichtern, Kultur zu fördern und den Austausch und die Bewahrung des syrischen Erbes sicherzustellen.
Wer ist Raja Bannout?
Raja Bannout wurde 1957 im Dorf Oyoun al-Wadi, Homs, Syrien geboren. Sie graduierte 1980 an der Fakultät für Landwirtschaft der Universität Damaskus und erwarb einen Master-Abschluss in Management von der Arabischen Universität für Wissenschaft und Technologie, die zur Universität der arabischen Länder gehört. Bannout war Aktivistin im Bereich Sozial- und Kulturarbeit und arbeitete seit 2000 in der syrischen Hauptstadt Damaskus in Einzelinitiativen, die zu Organisationen geworden sind.
2006 initiierte Raja Bannout die Gründung der „Alnahda Artistic Society“ in Syrien, nachdem sich die syrische Regierung sechs Jahre lang geweigert hatte, ihr eine Lizenz zu erteilen.
Mit dem Beginn des Krieges in Syrien kämpfte Raja Bannout in der Revolution des syrischen Volkes für Freiheit und Demokratie, aber sie war gezwungen, 2011 in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) auszureisen. Dort verwandelte sie ihr Zuhause in einen kulturellen und künstlerischen Salon und organisierte ein Programm von monatlichen Veranstaltungen, unter Beteiligung von Syrier*innen, die auf friedliche Weise eine Orientierung für ein Ziviles und demokratisches Syrien haben.
Nach dem Aufenthalt in den VAE zog Bannout in die türkische Stadt Gaziantep, um dort ein Kulturforum und einen Haneen-Chor zu gründen. Der Chor bestand aus syrischen Frauen unterschiedlichen Alters. Eines seiner Ziele war es, ihnen über die Traurigkeit hinwegzuhelfen, die sie nach dem Verlust ihrer Heimat empfanden. 2015 zog sie nach Berlin und führte den Chor in der Bundeshauptstadt und mehreren anderen Städten in Deutschland und im Ausland fort.
Am Sonntag, den 13. März 2022 starb Raja Bannout und hinterließ eine große Trauer bei allen, die sie kannten. Sie hatte immer davon geträumt, auf ihren Balkon in ihr schönes Dorf in ihre Heimat Syrien zurückzukehren.
Eman Aldebeat
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