12 Jahre nach dem „Ehren“-Mord an Hatun Sürücü hat sich kaum etwas geändert. TERRE DES FEMMES fordert besseren Schutz für Betroffene und mehr Einsatz im Kampf gegen tradionell-patriachalische Wertvorstellungen.

Es jährt sich der Todestag von Hatun Sürücü zum zwölften Mal. Dazu wird es am Tatort in der Oberlandstraße in Berlin am 7. Februar um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung geben, um an das Leben dieser mutigen Frau zu erinnern: Hatun Sürücü hat ihr Recht wahrgenommen, selbstbestimmt zu leben, und wurde dafür von ihrem eigenen Bruder umgebracht. So erging es bereits davor und danach vielen jungen Frauen, die eine vermeintliche Familienehre verletzten, die in Wahrheit der Erhaltung traditionell-patriarchalischer Normen und Machtverhältnisse dient. Um diese archaischen Wertvorstellungen aufzubrechen und Bedrohte besser zu schützen, fordert TERRE DES FEMMES deutlich mehr Anstrengungen von der Politik.
„Der geschützte Raum des Klassenzimmers muss endlich konsequent genutzt werden, um Debatten über Gleichberechtigung und Menschenrechte anzustoßen sowie Mädchen über ihre Rechte zu informieren“, bringt Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES, eine wichtige Forderung auf den Punkt. Zudem bräuchten betroffene Mädchen und Frauen Anlaufstellen, in denen Fachkräfte darin geschult sind, sie zu unterstützen. „Wenn junge Frauen vor ihren Familien fliehen, darf ihre sichere Unterbringung nicht am Hickhack um finanzielle Zuständigkeiten scheitern“, erklärte Stolle weiter. Diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe dürfe nicht allein einzelnen Initiativen und Modellprojekten aufgebürdet werden.
Die Frauenrechtsorganisation verweist in dem Zusammenhang auch auf das Problem der Zwangsverheiratung, für das Hatun Sürücü exemplarisch steht. Viele Mädchen werden minderjährig zwangsverheiratet. TERRE DES FEMMES setzt sich seit vielen Jahren für Gesetzesänderungen zum besseren Schutz vor Zwangsheirat ein und überreichte beispielsweise im letzten Mai über 108.000 gesammelte Unterschriften, um ein Mindestheiratsalter von 18 Jahren durchzusetzen. Eine diesbezügliche Gesetzesänderung war bereits für Ende 2016 angekündigt. „Der Handlungsbedarf ist groß“, sagt Christa Stolle. „Die rechtlichen Grundlagen müssen nun zügig angepasst werden, um Schicksale wie das von Hatun Sürücü in Zukunft möglichst zu verhindern.“
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