Mit Sex oder vielmehr dem Versprechen von Sex sind wir tagtäglich konfrontiert. Sei es in Werbung, Film oder abends im Bett. Über Krankheiten oder Viren, wie den HP-Virus, die dabei übertragen werden, sprechen wir nicht so gerne. Warum eigentlich? In diesem Beitrag geht es ausschließlich darüber: Wir öffnen den Dialog und laden dich ein, teilzunehmen.
Die Rede ist hier nicht von HIV sondern vom HP-Virus, kurz für „Humane Papillomviren“. Er ist wohl eine der meist verbreiteten, oftmals harmlosen Viren, der über den Geschlechtsverkehr übertragen werden kann. Doch wirklich von ihm hören, beziehungsweise ihn öffentlich oder privat besprechen und zu thematisieren, tut man nicht. Aber warum, wenn es doch einige Gründe gibt, genau dieses zu tun? In Deutschland infizieren sich 90 Prozent der sexuell aktiven Mädchen und Frauen. Viele Betroffene wissen oder bemerken ihn nicht, da der Virus mithilfe des Immunsystems bekämpft wird und von selbst ausheilen kann. Es kann jedoch in sehr seltenen Fällen zu Gebärmutterhalskrebs führen. Bei einer von hundert Frauen mit länger andauernder HPV-Infektion entsteht nach 10-15 Jahren Gebärmutterhalskrebs.
Das Problem ist, dass Geschlechtskrankheiten und natürlich spezifisch das weibliche Geschlecht (immer noch) von gesellschaftlicher Stigmatisierung betroffen sind und oft vom öffentlich geführten Diskurs ausgeschlossen sind und somit keine wirkliche Aufarbeitung und Austausch stattfinden kann.
Als ich neulich selbst die Diagnose bekam, vom Virus betroffen zu sein, wurden wie automatisch Bilder und Gefühle abgerufen, vermischt und transportiert: Krankheit. Angst. Scham. Doch was in der Debatte oft ausgeklammert wird: Männer sind von dem HP-Virus genauso betroffen wie Frauen. Auch sie übertragen den Virus, ohne zu wissen, dass sie ihn haben.
Das Problem mit den Vertrauten
Als ich schließlich meinen Freund*innen davon erzählte, war die Reaktion eher unbeeindruckt: Beide hatten bereits in der Vergangenheit oder momentan mit ähnlichen Problemen „unten rum“ zu tun.
Doch reden darüber taten sie auch nicht. Das trat bei mir einen ganzen Gedankensturm los: Wie viele Frauen womöglich in dieser Situation sind oder gar schlimmer, sich aber nicht austauschen, aus Angst vor Ablehnung. Viele Betroffene sind sich zudem oftmals nicht bewusst, dass sie bei weitem nicht alleine sind.
Veränderung: Jetzt!
Dies ist als Aufruf zu verstehen. Zwar ist bei jungen Mädchen und Frauen unter 30 Jahren der HP-Virus äußerst häufig nachweisbar und praktisch ein Normalbefund (Clio, Mai 2016). Diese Tatsache wissen die allermeisten jedoch nicht. Sexuell übertragbare Krankheiten gehören zum Alltag in Frauenärzt*innenpraxen, warum dann nicht auch zu unserem? Es geht nicht darum, jeder beliebigen Person davon zu erzählen, sondern Schritt für Schritt Stereotype rund um dieses Thema abzubauen. Sensibel und empathisch zu reagieren, Andere zu unterstützen und natürlich regelmäßig ärztliches Fachpersonal aufzusuchen zur Früherkennungsuntersuchung. Denn diese vermeintlich unangenehmen Angelegenheiten betreffen uns alle, entweder aktiv oder passiv.
Die Debatte ist zudem weiter zu führen: Wie steht es mit ausreichender Informationsverfügbarkeit für Frauen außerhalb der schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten? Es muss neu gedacht und vor allem anders besprochen werden: Mädchen und junge Frauen sollten lernen, wenn sie das möchten, sich gerne und ausführlich, mit Geduld mit ihrer Vulva auseinanderzusetzen. Es ist wichtig, ihnen dafür den Raum zu geben, sei es in der Schule, bei der Arbeit, in der Familie oder in der Freizeit.
Zum Weiterdenken
Zu guter Letzt noch Hinweis auf eine Doku, die das Thema auch ganz passend aufgreift:
https://www.arte.tv/de/videos/079452-000-A/viva-la-vulva/
Die Autorin möchte gerne anonym bleiben.
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