Ein Kleinkünstler lebt mit einem kommunistischen Känguru zusammen, das Schnapspralinen und die Band Nirvana über alles liebt. Ironie und Sarkasmus, sowie Wortspiele gibt es hier en masse!
„Die Känguru-Chroniken“(2009) ist der erste Band der Trilogie und es ist der Anfang einer Geschichte, die vor Genialität nur so strahlt. Marc-Uwe Kling, der Autor, selbst liest sein Hörbuch und macht sein Werk dadurch noch großartiger: Sein Talent besteht darin, zwischen seiner eigenen monotonen, tiefen Stimme und der schrillen, penetranten Stimme des Kängurus hin- und herzuspringen. Es gelingt ihm, mit trockenem Humor, verdrehten Fakten und unterschwelliger Kritik in vielerlei Hinsicht die Leser und Hörer_innen immer wieder neu zu überraschen. Das Zusammenleben der beiden Protagonisten ist deshalb so spannend, da sie völlig unterschiedlich sind und sich gleichzeitig ergänzen. Die auf komische Weise selbstverständliche Art, mit der der Autor dieses sonderbare Känguru mitten in Berlin zum Leben erweckt, ist ein weiterer Aspekt, der das (Hör-)Buch so besonders macht. Der zweite Teil „Das Känguru-Manifest“ erschien zwei Jahre nach dem ersten; das dritte Werk im Bunde „Die Känguru-Offenbarung“ wurde dieses Jahr veröffentlicht.
Wer also noch ein Geschenk braucht – sei es für Jugendliche oder Erwachsene – kann hiermit sicherlich nichts falsch machen. Es bleibt – vor Lachen – kein Auge trocken!
Amélie Schlachter
Hier eine kleine Leseprobe aus dem ersten Band:
Das Känguru hat mich für neun Uhr zum Essen eingeladen. Vielleicht will es sich dafür revanchieren, dass es meinen Kühlschrank geplündert hat, vielleicht hofft es auf eine Plakette für eine vorbildliche sozialistische Hausgemeinschaft. Als ich um fünf nach neun zur Tür reinkomme, hat das Känguru schon angefangen zu essen.
»Du bist spät«, sagt es mit vollem Mund.
»Ich mag alles außer Fisch«, hatte ich gesagt, als es mich eingeladen hat.
Es gibt Fischstäbchen. »Ich ess keinen Fisch«, sage ich.
»Kannste ruhig essen«, sagt das Känguru. »Is eh Hähnchen.«
»Was?«, frage ich. »Is alles Hähnchen«, sagt das Känguru. »Fischmac, Schweineschnitzel, Rindergulasch: alles Hähnchen.«
»Alles Hähnchen?«, frage ich.
»Ja, außer Chicken Nuggets«, sagt das Känguru.
»Chicken Nuggets?« Ich muss unbedingt damit aufhören, immer nur stupide die letzten Worte des Kängurus zu wiederholen.
»Chicken Nuggets sind panierter Tofu«, sagt das Känguru.
»Panierter Tofu?«, frage ich. Verdammt.
[…]
»Tjaaaaaa…«, sagt das Känguru vielsagend. Beziehungsweise wenig sagend. Es sagt quasi alles und nichts zugleich. Allerdings eher nichts.
Lustlos stochere ich mit der Gabel in meinem Fischstäbchen herum.
»Wenn’s dir nicht schmeckt, kannst du ja das nächste Mal wieder kochen«, sagt das Känguru.
»Das nächste Mal?«, frage ich. »Ich glaub, ich koch lieber jedes Mal.«
Und noch während ich diese Worte spreche und sehe, wie ein flüchtiges Lächeln über das Gesicht des Kängurus huscht, beschleicht mich das Gefühl, dass genau dies auch der Sinn des Manövers war.
Janina meint
Das Känguru ist großartig! Meine Lieblingskapitel sind a) mit der Taschenkontrolle auf dem Flughafen und b) die Demo im Regen
redaktion meint
Um ehrlich zu sein: Eine Freundin hat mir schon vor Monaten die CD geschenkt, aber irgendwie hab ich das Hören immer verschoben – das Ding sagte mir nichts so richtig. Aber jetzt werde ich natürlich gleich mal reinhören, der Artikel macht ja richtig neugierig!
Tina