Mein Mann und ich haben geheiratet und er hat meinen Namen angenommen. Soweit so gut, aber wieso fühle ich mich dabei wie eine Freiheitskämpferin schlechthin?! 80 Prozent der Paare nehmen bei der Eheschließung den Namen des Mannes an. Das ist ein sehr großes Ungleichgewicht bei der Namensänderung durch die Heirat.
Dabei gehen mir folgende Fragen durch den Kopf:
Wieso muss ich mich rechtfertigen, wenn ich sage, dass mein Mann meinen Nachnamen angenommen hat? Warum muss es einen ganz bestimmten Grund dafür geben?
Wieso muss ich dabei immer grinsen, als hätte ich den Hauptgewinn in der Lotterie gezogen? Warum muss sich mein Mann auf der Arbeit komische Sprüche anhören?
Wieso hatte ich Angst unsere Entscheidung seiner Familie zu sagen? Und warum kann ich das Gefühl, dass wir bewertet werden, einfach nicht loswerden?
Vielleicht bin ich ja aber auch eine Kämpferin für die Frauen und habe den Hauptgewinn gezogen. Und vielleicht macht mich das auch glücklich. Aber muss das sein?
Aktuelle Zahlen und rechtliche Grundlagen
Oft wird es gar nicht in Betracht gezogen, dass man bei einer Eheschließung, wenn man einen gemeinsamen Namen tragen will, zwei Namen zur Auswahl hat. Laut einer Studie aus dem Jahre 2010, von der die Süddeutsche Zeitung berichtet, nehmen 80 Prozent der Paare den Namen des Mannes an, 15 Prozent behalten jeweils ihren eigenen und nur 5 Prozent entscheiden sich für den Namen der Frau. Das klingt ziemlich ernüchternd. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese Option seit 1976 existiert.
Davor wurde einfach der Name des Mannes in das Stammbuch eingetragen, wenn die Eheleute sich nicht einigen konnten. In einem Kommentar zum BGB, wie die EMMA in einem Artikel mitteilt, hieß es:
“Der Frau ist ein Namenswechsel im Zweifel eher zumutbar, da sie als die zumeist Jüngere vor der Heirat weniger lang im Berufsleben stand, nachher zur Versorgung der Kleinkinder oft einige Jahre aus dem Beruf ausscheidet sowie überdies in ihm häufig weniger hohe Positionen einnimmt als im Durchschnitt der Mann”.
Na schönen Dank auch, da die Frauen eh benachteiligt werden durch möglichen Nachwuchs und beruflich keine Chance hat, ist es nicht notwendig, dass sie ihren eigenen Namen behält.
Auch ist erst seit 1991 möglich, dass jeder seinen eigenen Namen nach der Eheschließung behält. Die Entscheidung der Verfassungsrichter*innen von 1991 begründeten sie mit “Der Geburtsname ist eines Menschen Ausdruck der Individualität und Identität”.
Diese Erkenntnis, die auf dem Grundgesetz beruht, kam in Deutschland erschreckend spät. Aber das sind wir ja gewohnt, dass das mit der Gleichberechtigung, die im Gesetz verankert ist, nicht so schnell geht.
Appell an alle Frauen
Seit damals sind über 25 Jahre vergangen und eine neue Generation ist herangewachsen, die die Namensfrage frei entscheiden kann. Und trotzdem sieht es jeder als selbstverständlich, dass der Name des Mannes als neuer Familienname verwendet wird. Wer es anders macht, muss sich rechtfertigen, da dies nicht der Norm entspricht. Dabei leben wir in einer Gesellschaft, in der mittlerweile jeder leben kann wie er will. Nur eben anscheinend nicht, wenn man heiratet und sich für die wohl konservativste Form des Zusammenlebens entscheidet. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sich dann wie in den 1960ern verhält. Darum kann ich nur allen Frauen empfehlen, die diesen Schritt machen, sich einmal genau zu überlegen was sie mit ihrem Namen machen. Denn letztendlich identifizieren wir uns mit ihm.
Ja und vielleicht bin ich doch eine Freiheitskämpferin für den weiblichen Nachnamen in einer Ehe zu führen und stolz darauf. Ich wäre froh, wenn das nicht mehr die Ausnahme ist und nicht von einigen so abgestempelt wird.
Außerdem bin ich froh, dass mein Mann “Mann” genug ist um sich darauf einzulassen. Auch wenn er manchmal grummelt, dass das so aufwendig ist überall seinen Namen zu ändern. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Frau Schulze
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