Olga Grajsnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt.
Die 20-jährige Mascha lebt in Frankfurt mit ihrem deutschen Freund Elias. Sie ist in Aserbeidschan geboren und (nicht-gläubige) Jüdin, ist mit den Eltern vor Progrom und Bürgerkrieg geflohen, dolmetscht arabisch u. französisch, liebt Männer und Frauen; ihr Freund Cem und ihre ehemalige große Liebe Sami sind ebenfalls versprengte Menschen, die in Deutschland nie wirklich angekommen sind. Elias ist der erste Mann, der Mascha das Fuß fassen ermöglichen könnte. Fatalerweise stirbt er völlig unerwartet an einer Infektion.
Mascha verliert den ohnehin schwankenden Boden unter den Füßen.
Sie flieht vor allen und allem, landet als Dolmetscherin in Israel, wo sie auf der Suche nach neuen Beziehungen zwischen alle Fronten gerät. Ihre einzige „Heimat“ bleiben Cem und Sami.
Die Autorin ist selbst kaum älter als ihre Protagonistin. Das Buch hat ein rasantes Tempo und beschreibt scharf und mit bitterem Witz Flucht-Geschichte und deutsche Gegenwart. Sie erzählt von Menschen ohne deutsche Wurzeln und warum ihnen keine wachsen. Sie erzählt aber auch packend und mit Wucht von der Wut, Verzweiflung und Haltlosigkeit einer jungen Frau, deren Liebe der einzige Fixpunkt war angesichts einer Welt, in der einerseits alles mit allem zusammenhängt und dennoch alles auseinanderbricht.
Ein sehr ungewöhnliches besonderes Buch, das Spuren hinterlässt.
Der Roman ist erschienen im Hanser Verlag und hat 290 Seiten
Olga Grjasnowa, geboren 1984 in Baku, Aserbaidschan, wuchs im Kaukasus auf. Längere Auslandsaufenthalte in Polen, Russland und Israel. Für ihren Debütroman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ wurde sie 2012 mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und dem Anna Seghers-Preis ausgezeichnet.
Birgit meint
Ich habe dieses Buch gelesen und finde es wunderbar! Bis hin zum sehr vieldeutigen Ende, keine Sorge, ich verrate es nicht. Ein großes Buch über sehr unterschiedliche Menschen, die in mehr als einer Kultur beheimatet sind…