Das war Rosens erstes Mal in Bremen, aber nicht in Deutschland. Und das erste Mal, dass sie ihre Kunstwerke gedruckt und aufgehängt in der Weserburg – Museum für moderne Kunst, gesehen hat, so sagte sie mir. Die Ausstellung „Kay Rosen. NOW AND THEN“ ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Europa und wurde von Ingo Clauß kuratiert. Die US-Amerikanerin und Künstlerin ist als Linguistin in Spanisch und Französisch versiert. Sie hat oft Spanisch bei ihrem Vater und in ihrer Geburtsregion Texas sprechen gehört und ihre Mutter liebte auch Sprachen, daher stammt Rosens Interesse.
Now and THEN
In der Ausstellung sind Buchstaben und Wörter auf bestimmte Art angeordnet oder verfremdet. Ihre Kunstwerke sind mit verschiedenen Fonts, Größen und Farben realisiert. Sprachen können flexibel sein und sie tragen Bedeutungen. Kay Rosens scharfe, klare und präzise Wörter sind in einer bestimmten Zeit entstanden, aber die Bedeutungen können auch in unserer Gegenwart interpretiert werden. „Kay Rosen. NOW AND THEN“ ist eine kollektive Erfahrung, weil das Publikum seine eigene Interpretation in den (fehlenden) Buchstaben finden kann. Zu Beginn der Ausstellung gibt es eine gelbe Begrüßung „HI“, die dazu einlädt, das Alphabet und die Wörter auf Englisch zu lesen und, wie Kay Rosen sagte, „I hope you don’t mind reading!“ (Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, zu lesen!).
Interpretationen
In den Räumen der Weserburg kann man visuelle Spiele mit Farben und Buchstaben erkennen. Während der Pressekonferenz erklärte Kay Rosen die Bedeutung von „Something Happened“ (Etwas ist passiert). Der Buchstabe „O“ macht einen Unterschied. Die Wörter Corner (Ecke) und Coroner (Gerichtsmediziner) sind auf einem roten Hintergrund aufgedruckt, um Gefahr, Gewalttäter und unerwartete Konsequenzen zu symbolisieren. „Wenn man um die Ecke biegt,“ sagte die Künstlerin, „was kann passieren?“ Wenn die Künstlerin keine Interpretation offen gelegt hätte, könnte die Bedeutung der Kunstwerke komplett anders sein, und das gilt für alle Werke, die vorgestellt sind.
Denkanstöße
Nach der Pressekonferenz haben einige Werke einen Eindruck bei mir hinterlassen. „ADD AND END“ (Hinzufügen und Schließen) erzählt eine kurze Geschichte und die Struktur von schriftlichen Texten. Aber es kann auch beschreiben, wie sich Beziehungen entwickeln können. Die fangen an, man kümmert sich um sie und dann enden sie. Ich habe sogar über „Put an end to something“ (Ein Ende machen) nachgedacht, weil die Farbe einige Buchstaben markiert. Wörter können mit der Zeit ihre Bedeutungen ändern. Auch die Sprache kann hinterfragt werden, wenn Änderungen erforderlich sind, wie zum Beispiel mit dem Gender-Sternchen (*). Ich denke, dass die Ausstellung sich wichtigen Themen widmet. Sie lässt dem Publikum die Freiheit, mit der Flexibilität der Sprache zu spielen.
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