Mit 33 Jahren noch kein eigenes Kind zu haben, scheint immer noch ein großes Thema zu sein. Ob beim Arzt, bei Vorstellungsgesprächen oder einfach im Bekanntenkreis, selbst die Nachbarin am Gartenzaun beäugt mich fleißig, ob sich da nicht langsam mal der Storch niederlassen möchte.
Mein Storch kreist irgendwo umher und hat mich noch nicht gefunden, vielleicht landet er besser auf einem anderen Dach. Als Mutter habe ich mich noch nie gesehen. Auch nicht als Karrierefrau, die nichts anderes im Leben hat als ihren Beruf. Es ist schön, Verantwortung für andere Lebewesen zu tragen, aber ich muss diese nicht selber gebären. Natürlich habe ich mit „fortschreitendem“ Alter darüber nachgedacht, ob ich mir sicher bin keine eigenen Kinder zu wollen.
Vermutlich steht jede Frau in ihrem Leben irgendwann vor dieser Frage
Es war ein schleichender Gedanke, der mit der Zeit immer lauter wurde und plötzlich immer wieder auftauchte. Kaum habe ich ein Kleinkind gesehen, dachte ich plötzlich: „Ist ja schon süß.“ Babysachen im Geschäft wurden auch plötzlich angegrabbelt und im Supermarkt automatisch das Angebot für Babys gescannt. Wenn andere Leute ihren Kindern auf offenerer Straße unangemessene Erziehungsmethoden zu Teil werden ließen, habe ich innerlich gekocht und auch ab und an etwas dazu gesagt.
Was ich mir früher nie vorstellen konnte, ist dann aber auch eingetroffen, ein Partner mit Kindern und Freundinnen mit kleinen Kindern. Jetzt habe ich die für mich perfekte Situation, dass ich die liebe nette Tante bin, die Geschenke mitbringt, mit den Kindern spielt, Lesen und Schreiben und Rechnen übt, die Welt erklärt, vorliest und bei Spaziergängen bereitwillig die Kinder durch die Gegend schleppt und sich von oben bis unten einsaut. Ich habe mir quasi die Rosinen herausgepickt, was meinen persönlichen Bildungsauftrag angeht.
Michelle Bourguignon
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