Alle Jahre wieder seit 1829 wird am 06. Januar auf der Weser in Bremen die Eiswette durchgeführt, bei der festgestellt wird, ob die Weser fließt oder zugefroren ist. Daraufhin findet am 3. Samstag im Januar das Stiftungsfest der Eiswette statt. In diesem Jahr zum 188. Mal. Eine Traditionsveranstaltung – wie nicht nur der ausrichtende Verein betont.
Als Bremerinnen können wir dem Stiftungsfest der Eiswette jedoch nicht viel Positives abgewinnen, da es sich um eine zutiefst frauendiskriminierende Veranstaltung handelt. Obwohl unser Grundgesetz besagt „Niemand darf wegen seines Geschlechtes (…) benachteiligt werden“ werden Frauen nur aufgrund ihres Geschlechtes vom Stiftungsfest ausgeschlossen.
Konstruktiver Dialogbei der Eiswette? Davon ist leider nicht viel zu spüren…
Letztes Jahr (2016) wurde Dr. Carsten Sieling in seiner neuen Funktion als Bremer Bürgermeister zum ersten Mal zum Stiftungsfest eingeladen. Unser Brief an ihn mit der Bitte, an dieser frauendiskriminierenden Veranstaltung nicht teilzunehmen, wurde von der Senatskanzlei mit dem Hinweis beantwortet, der Bürgermeister könne durch seine Teilnahme „zu einem konstruktiven Dialog beitragen“.
Um den Dialog zu unterstützen, schrieben wir nicht nur erneut an den Bürgermeister, sondern auch den Präsidenten der Eiswette, Dr. Patrick Wendisch, und baten diesen um Stellungnahme, warum Frauen vom Stiftungsfest der Eiswette ausgeschlossen werden. Die Briefe wurden trotz erneuter Aufforderung weder von der Senatskanzlei noch vom Präsidenten der Eiswette beantwortet. Dass sich hier aufgrund des „konstruktiven Dialogs“ im letzten Jahr etwas bewegt hat, ist nicht erkennbar. Der Eiswettverein verzichtet auf Blackfacing, aber Frauen können ruhig weiter diskriminiert werden.
Am 21. Januar 2017 findet das nächste Stiftungsfest statt. Und wer nimmt teil? Bürgermeister Dr. Carsten Sieling – wie in den „Aktuellen Terminen des Präsidenten des Senats“ zu sehen ist. Wahrscheinlich um weiter „zu einem konstruktiven Dialog“ beizutragen.
SPD-Bürgermeister und Senatoren aller Parteien, die regelmäßig der Einladung zum Stiftungsfest der Eiswette folgen, zu dem ihre Amtskolleginnen nicht eingeladen werden, sowie ein CDU-Fraktionsvorsitzender, der im Präsidium eines frauendiskriminierenden Vereins und damit an vorderster Position mitmischt: Leider zeigt „Mann“ hier in Bremen parteiübergreifend kein Rechts- und Fairnessbewusstsein im Sinne des im Grundgesetz verankerten Gleichheitsgrundsatzes.
Passend zu dem Thema ist gestern im Weser Kurier der Artikel Die Einmischerin von Maren Beneke erschienen.
Heidrun Hafer und Tanja Hausen
Ralf W. meint
Mensch Mädels,
müsst ihr denn wegen jeder Geschichte so ein Fass auf machen. Warum wollt ihr unbedingt bei einer Veranstaltung dabei sein, bei der ihr nicht erwünscht seid. Diese Tradition hat doch gar nichts mit Diskriminierung zu tun. Es fühlt sich so an, als würdet ihr euch auch unbedingt in die Herrensauna drängen wollen, weil ihr da nicht erwünscht seid. Bitte lasst doch den Männern auch ihren Freiraum.
LG
Ralf
redaktion meint
Hallo Ralf,
als erstes fällt uns auf, dass wir die Mädels und die Männer die Herren sind.
Wir würden auch gern nicht jedes Jahr „ein Fass aufmachen“, wenn es sich denn regeln würde.
Viele Grüße aus der Redaktion, Renate
Ronja meint
Die Journalistin Dr. Gaby Mayr stellt die Frage: Was würde der Bürgermeister tun, wenn bei der Veranstaltung behinderte Menschen oder Menschen mit anderer Hautfarbe oder Menschen mit einer anderen als der Mehrheitsreligion ausgeschlossen würden? Würde er dann hingehen?