FemRef. Kurz für Feministisches Referat, und eigentlich Autonomes feministisches Referat der Universität Bremen. Aber FemRef ist irgendwie einfacher. Da feministische Bildungsarbeit ja bekanntlich zeitintensiv, anstrengend, aber eben auch sehr wichtig ist, gibt es das FemRef der Uni Bremen schon seit den 80er Jahren. Ich habe Alicia und Carla getroffen, die beide aktiv mitwirken und ihnen einige Fragen gestellt…
Was ist das und was machen die?
I: Für was steht das FemRef?
C: Auf institutioneller Ebene sind wir die Vertretung aller FLTI-(Frauen, Lesben, Trans, Inter) Studierenden der Uni Bremen. Darüber hinaus gibt’s auch einfach viele Student*innen, die Lust haben mitzumachen, die können hier auch einfach mitmachen. Wir sind im Prinzip ein Zwischending aus institutioneller Vertretung und gleichzeitig auch eine Gruppe an der Uni, die feministische Politik von und für Studierende macht.
A: Ich würde noch hinzufügen, dass trotz der Gebundenheit an die Uni, das FemRef auch Anlaufstelle für Veranstalter*innen oder andere Gruppen in Bremen ist, die sich auch mit uns vernetzen oder die wir mit unterstützen, wenn es um feministische und auch eher studienorientierte Themen geht. Also dass es schon auch darum geht, nicht nur uniintern zu arbeiten, sondern auch damit in gewisser Weise raus zu gehen, also in die Stadt hinaus und damit das feministische Leben in Bremen zu fördern, zu unterstützen, mit zu gestalten.
I: Wie seid ihr organisiert beziehungsweise finanziert?
C: Wir sind zwar beim ASTA eingliedert, aber autonom in der Hinsicht, dass wir unser eigenes Budget haben, über welches wir eigenständig bestimmen, wie wir was ausgeben, dadurch auch nicht im ASTA Plenum sind, sondern unser eigenes Plenum haben. Damit unterstützen wir viele Veranstaltungen und feministische Gruppen in Bremen, haben aber auch fortlaufende Veranstaltungen, die wir selber machen, wie zum Beispiel den Lesekreis, der im Semester einmal die Woche stattfindet sowie eine queer-feministische Filmreihe, die immer einmal im Monat im Cinema im Ostertor läuft. Darüber hinaus gibt es noch Veranstaltungen, zu denen wir Menschen einladen an der Uni oder eben im Stadtbereich Bremen. Auch unterstützen wir das Mentoring Programm „Fem 4 Scholar“, wo es darum geht, Studentinnen des Bachelor und Master die Skills zu vermitteln, um eine akademische Karriere anzustreben, also ganz gezielt Frauen im akademischen Kontext zu stärken.
Zwei von uns sind darüber hinaus in der „Zentralen Kommission für Frauenfragen“, das ist die zentrale Schnittstelle, wo Vertreter*innen der Dozent*innen und der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und halt wir als Studis, sowie die zentrale Frauenbeauftragte und ihre Stellvertreter*innen vertreten sind.
A: Was vielleicht noch gesagt werden kann, ist, dass alle Veranstaltungen, die Carla eben genannt hat, auch für nicht immatrikulierte Menschen zugänglich sind, die irgendwie Lust haben, daran teilzunehmen.
„Es ist ein guter Ort um sich auszuprobieren“
I: Meine dritte Frage wäre jetzt, wer beim FemRef mitmacht und wie man Zugang bekommt?
A: Also mitmachen tun schon immatrikulierte Student*innen und auch weiblich sozialisierte Personen oder alle die sich mit FLTI identifizieren.
C: Wenn Leute Lust haben mitzumachen, nehmen die meistens Kontakt auf, schreiben uns eine E-Mail oder so. Dann laden wir zum Plenum ein, wo wir eben vorstellen was wir machen und dann können die auch aktiv werden darin. Dabei ist es wichtig zu sagen, dass wir zwar gewählte Vertreter*innen haben, dadurch aber keine Hierarchie, also in den alltäglichen Aufgaben macht sich das nicht bemerkbar. Wir treffen uns immer einmal die Woche zum Plenum, wo aktuelle Anfragen und aktuelle Projekte besprochen werden. Auch machen wir in der Orientierungswoche ein feministisches Frühstück hier im FemRef für die Erstsemester um uns vorzustellen, oder das auch einfach Interessierte vorbeikommen können. Oft haben wir auch noch andere feministische Gruppen aus Bremen eingeladen, sodass sie sich auch noch vorstellen können, also einfach eine Vernetzung stattfindet. Kommendes Semester findet von uns übrigens auch noch eine Veranstaltung zum Thema „Inter“ in der O-Woche satt. Die O-Woche ist also immer ein ganz guter Moment, um mit uns Kontakt aufzunehmen, aber sonst einfach auch gerne per E-Mail oder via Facebook.
I: Inwiefern sind Vorerfahrungen in politischer Arbeit nötig um beim FemRef mitmachen zu können?
A: Also unsere Struktur ist grundsätzlich niedrigschwellig, das heißt Vorerfahrungen braucht es nicht, beziehungsweise ist hier ein schöner Ort um genau dies zu lernen und auszuprobieren, weil es noch in so einer Uni-Struktur ist.
C: Und man muss hier kein „Feminismus-Crack“ sein (lacht). Also dass man hier die feministischen Klassiker gelesen haben muss, um hier teilnehmen zu können, sondern dass einfach die Menschen, die Lust haben aktiv zu sein, mitmachen können. Es geht nicht darum, das größtmögliche Vorwissen zu haben. Es geht vielmehr darum, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Man muss halt Lust haben, seine freie Zeit in feministische Arbeit zu stecken.
A: Und diese Arbeit ist schon sehr von Orga- Arbeit geprägt. Also wir versuchen schon, uns immer wieder gegenseitig inhaltlich weiterzubilden beziehungsweise die Veranstaltungen und der Lesekreis sind mit Inhalt gefüllt, aber wir sitzen wenig hier und diskutieren bloß inhaltlich, also es kommt schon vor, aber es geht schon viel darum, Emails und Anfragen zu beantworten, eigene Veranstaltungen zu organisieren oder den Lesekreis vorzubereiten. Genau dadurch kriegt man auch voll viel mit, also ich finde, dass das FemRef ein sehr hilfreicher Ort ist, um zu wissen was gerade feministisch in Bremen geht, sei es Veranstaltung, Gruppe oder sonst etwas.
I: Meine nächste Frage wäre, wie euch das Mitwirken beim FemRef beeinflusst und was ihr gelernt habt?
A: Also erstmal ist das FemRef für mich eine gute Anlaufstelle, um erstmal zu wissen, was momentan feministisch stattfindet in Bremen. Und darüber hinaus lerne ich wie so ein Lesekreis zu gestalten ist, wie man Emails bearbeitet, wie man mit Budget umgeht, wie Anfragen an Referent*innen zu stellen sind und dass dann die Kommunikation darüber läuft. Ein anderer Punkt sind natürlich die Freundschaften, also klar dreht sich viel um Orga, aber hier treffen sich tendenziell auch einfach Menschen, die sich sympathisch sind meistens (lacht), oder halt ähnliche Interessen haben. Es ist eben auch einfach eine Gruppe, in der du Ansprechpartner*innen für individuelle, persönliche Belange findest.
C: Ich würde dem Ganzen zustimmen. Auch habe ich in den letzten zwei Jahren viel gelernt über administrative Verfahren an der Uni selbst, also eben auch Gleichstellungsfragen, wie das läuft mit Berufungsverfahren von Professor*innen, wie man auch zum Beispiel Veranstaltungen finanzieren kann. Anfangs hat man, glaube ich, noch Respekt, beispielsweise eine Referentin anzuschreiben, weil man denkt „okay das ist mega die krasse Theoretikerin“ und dann schreibt man sie an und es kommt ein „Mega cool, ich komm rum und halt nen Vortrag“ zurück. Dadurch lernt man auch Hemmschwellungen abzubauen, was das angeht und hat eben eine sehr gute Möglichkeit sich mit Feminismus auseinanderzusetzen. Weil wir im FemRef eben auch nicht in feministische Strömungen unterteilt sind, lernt man wie verschiedene Perspektiven zusammenstoßen, wie man Kompromisse schließt, dadurch lernt man viel voneinander. Durch die Gruppe erfolgt auch eine Aufteilung: Die eine kann gut mit Finanzen, die andere führt gut die Moderation. Das ist auch noch ein anderer Punkt, den ich übers FemRef lernen konnte: Moderation von Veranstaltungen, wie man das macht, also die Vorstellung als Gruppe, dann die Diskussion anzuleiten. Genau dafür ist hier eben ein guter Ort, um genau das auszuprobieren und zu üben.
„Alles kann, nichts muss“
A: Das was Carla eben gesagt hat, ist denke ich zentral. Zu zeigen, wie feministische Arbeit geht, auch wenn es innerhalb der Gruppe verschiedene Perspektiven auf feministische Themen gibt. Und mein Eindruck ist, dass andere politische Gruppen sich sehr homogen präsentieren müssen, um politische Arbeit machen zu können, und da sehe ich einen großen Unterscheid zu hier.
C: Das FemRef ist zudem sehr geprägt von der Eigeniniative. Also prinzipiell gilt „Alles kann, nichts muss“, wobei es schon sehr darauf ankommt, wer gerade in der Gruppe ist. Also die Inhalte sind manchmal eher theoretischer, manchmal praxisbezogener in Form von Workshops zum Beispiel, je nachdem, wer gerade aktiv in der Gruppe ist und auch Lust hat, Veranstaltungen zu übernehmen.
A: Was noch gar nicht erwähnt wurde, was sehr wichtig ist: Dass wir auch Öffnungszeiten haben. Das heißt wir sind auch Ansprechpartner*innen und Institution für alle FLTI Student*innen, also wir können nicht in dem Sinne beraten, aber weitervermitteln, wenn es irgendwelche Probleme gibt. Ein weiterer zentraler Teil ist die Bibliothek, die wir hier haben, mit über 1000 Büchern, alle mit einem feministischen Bezug, sei es Theorie, seien es Romane, sei es um sich mit Gesundheit und Körper auseinanderzusetzen oder zur Geschichte der Frauenbewegung und noch mehr. Die Bibliothek ist offen für alle.
C: Und DVDs haben wir auch! (lacht)
A: Stimmt, DVDs haben wir auch. Die Bibliothek ist auf unserer Website aufrufbar mit einem Online-Katalog.
I: Meine letzte Frage: Was wünscht ihr euch für die Zukunft und was für Aktionen sind geplant?
C: Wir fangen Mitte Oktober mit einem neuen Lesekreis an und werden dann auch wieder unsere Filmreihe starten.
A: Wir würden uns vor allem wünschen, dass wir diese Arbeit weitermachen können, also die Ursprünge des FemRefs beziehungsweise der Frauenliste gehen ja bis 1984 zurück. Es wäre schön, die politische Arbeit fortzuführen.
C: Außerdem, dass die die Vernetzung von feministischen Gruppen und Aktivist*innen in Bremen weiter gefördert wird. Auch wäre es schön, wenn feministische Themen noch mehr auch in andere Fachbereiche durchdringen und somit auch vor allem Professorinnen und Dozentinnen gestärkt werden.
I: Vielen Dank ihr beiden.
Sarah A.
Lisa meint
Total interessantes Interview, danke dafür!
Sollte es mich im kommenden Jahr nochmal an die Uni verschlagen weiß ich wo ich vorbeischauen möchte.
redaktion meint
Dankeschön, freut uns sehr.