Der Frauen* und Queer Streik Bremen gehört zum bundesweiten Frauen*streikbündnis. Worum geht’s? Noa engagiert sich dort seit eineinhalb Jahren und erzählt uns, wofür sie streiken.
Der Frauen* und Queer Streik Bremen streikt gegen Sexismus & Rassismus, unbezahlte Sorgearbeit und gegen die schlechten Bedingungen in der bezahlten Care-und Hausarbeit. Außerdem setzt sich das Bündnis für körperliche Selbstbestimmung und die Überwindung der Kategorien männlich und weiblich und gegen genderspezifische Rollenerwartungen ein. Demnach lautet der Slogan: “solidarisch. queer. antikapitalistisch. antirassistisch.”
Lassen sich Feminismus und Antikapitalismus trennen?
Das bundesweite Frauen*streikbündnis und der Frauen* und Queer Streik Bremen vertreten sowohl feministische als auch antikapitalistische Ideale. Ich habe Noa gefragt, ob Feminismus und Antikapitalismus getrennt werden können oder zusammenhängen.
„Für mich persönlich gehört beides zusammen. Ich glaube aber, dass es durchaus auch immer noch Feministinnen gibt, die einfach danach streben, die gleichen Rechte zu haben wie Männer und etwa von einem Konzern Chefin werden und das gleiche Geld verdienen wollen. Aber das reicht mir persönlich, und ich denke den meisten aus dem Bündnis, nicht. Denn das ist ein sehr privilegierter Feminismus. Und wenn ich nur ein bisschen über den Tellerrand meiner Privilegien von einer in meinem Fall weißen Frau* hinausblicke, kommen ganz schnell die Themen Antirassismus und Antikapitalismus dazu. Denn ich möchte nicht nur für mich selbst Privilegien erkämpfen, die ein weißer Cis-Mann auch hat, sondern alle Ungleichheiten bekämpfen. Und in einem kapitalistischen System sind notgedrungen manche Gewinner*innen und andere Verlierer*innen. Da hört für mich der Feminismus nicht auf. Für mich muss sich mehr im System ändern.“
An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass es verschiedene Strömungen des Feminismus gibt, die nebeneinander existieren und sich dennoch für das gemeinsame Ziel der Gleichstellung einsetzen. Auch Noa betont:
„Es gibt natürlich nicht den Feminismus, sondern viele verschiedene. Ich würde einer Kapitalistin nicht absprechen, dass sie auch Feministin sein kann, aber ich würde ihr Konzept kritisieren.“
Frauen*- und Queer-Streik in Bremen
Viele der Aktiven sind (ehemalige) Studierende, das Frauen*- und Queer-Streikbündnis Bremen freut sich aber sehr über neue Leute und über mehr Diversität. Das Bremer Streikbündnis möchte Frauen einen sicheren Ort für Diskussionen und Aktionen ohne Cis-Männer bieten. Zur Erklärung: Bei “Cis”-Personen stimmt die eigene geschlechtliche Zuordnung mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht überein. Das Feministische Streikbündnis Bremen lädt auf der Webseite jedoch Cis- Männer ein, sich in einem Supportbündnis zu engagieren.
„Wir haben ganz klar auch eine queere Ausrichtung. Wir wollen nicht nur von der Cis-Frau ausgehen.“
Die Bremer Ortsgruppe des Frauen*streikbündnisses entstand zwischen Ende 2018 und Anfang 2019. Sie wurde unter anderem von der Interventionistischen Linken und der Basisgruppe Antifa mit initiiert. Erste Aktionen fanden zum Internationalen Frauentag am 8. März 2019 statt. Daraufhin wurden Strukturen aufgebaut, Ziele definiert und Arbeitsgruppen entwickelt.
„Erst nach dem 8. März in diesem Jahr hatten wir Kapazitäten, zu gucken, was machen wir nicht nur zum nächsten 8. März, sondern was wollen wir dieses Jahr noch erreichen. Da hatten wir das pragmatische Vorgehen: Wir suchen uns zwei, drei Aktionstage, die für uns Bedeutung haben und organisieren daraufhin Aktionen.”
Aktionen am 8. März & Co.
Die größte bundesweite Aktion des Jahres organisieren alle Ortsgruppen in Deutschland, wie auch in Bremen, am Internationalen Frauentag. Seit über 100 Jahren machen Frauen jährlich am 8. März auf ihre Diskriminierung aufmerksam und demonstrieren für Gleichberechtigung. In diesem Jahr hat der Frauen* und Queer Streik Bremen zu diesem Anlass mehrere Straßennamen von Männern mit Namen von feministisch aktiven Frauen und queeren Menschen überklebt.
„Wir wollten zeigen, dass Frauen* und Trans-Personen in der Straßen-Namensgebung sehr unterrepräsentiert sind und sehr wenig Aufmerksamkeit erreichen.“
Auch zu anderen Anlässen organisierte der Frauen* und Queer Streik Bremen in diesem Jahr Aktionen:
„Wir planten Aktionen zum Safe Abortion Day am 28. September und zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (wir ergänzen: und Queers) am 25. November. Und es gab noch eine kleine Aktion am 17. Mai am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, da haben wir Plakate an Statuen in der Stadt aufgehängt, die ein sehr heteronormatives Bild verkörpern.“
Noa selbst ist zum Frauen*-und Queer-Streik Bremen gekommen, als sie 2019 in Portugal um den 8. März herum bei der Vorbereitung von feministischen Veranstaltungen mitgemacht hat. Gleichzeitig hat sie über einen Bremer E-Mail-Verteiler mitbekommen, dass in Bremen die ersten Treffen des Bündnisses stattfanden und hat sich danach motiviert der Bremer Ortsgruppe angeschlossen. Um etwas zu verändern.
Interessierte können einfach eine Mail schreiben und an einem offenen Online-Treffen teilnehmen.
Anmerkung: Der Name wurde geändert.
Hannah Lüdert
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